Münchner Personenverzeichnis

Geboren 24.4.1890 [Neuhemsbach]
Gestorben 18.11.1967 [Schramberg]
Beruf Politiker  
Suchbegriffe Nationalsozialist  NSDAP  
Wikipedia

Burgdörfers Vater war der Brauer Heinrich Burgdörfer aus Neuhemsbach, verheiratet mit Elisabeth Lang. Im Jahre 1906 besuchte er die Realschule in Kaiserslautern. Es folgte eine praktische Betätigung im Bayerischen Statistischem Landesamt. Das Realgymnasium in München besuchte er als Privatstudent im Jahre 1912. Im gleichen Jahr begann er ein Studium der Staatswissenschaften an der Universität in München. Nachdem Burgdörfer sich als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg beteiligte, wurde er 1914 schwer verwundet. Zum Dr. oec. publ. promovierte er im Jahre 1916. Danach nahm er eine Beschäftigung als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Bayerischen Statistischem Landesamt auf, wo er Schüler von Friedrich Zahn (1869–1946) in der Ausführung statistischer Vorhaben wurde. Als Mitglied der Kommission zur Beratung von Fragen der Erhaltung und Vermehrung der Volkskraft beteiligte er sich 1918 an der Aufstellung von Leitsätzen von Ehekonsens und Eheverbot durch ärztliche Gebote. Eine Hauptforderung bestand darin, dass rassenuntaugliche Elemente vermindert werden sollten, da diese sich negativ auf das Volksvermögen und auf einen Teil der Volkskraft auswirken würden.

Im Jahre 1919 nahm Burgdörfer eine Position als Stellenvorstand im Lebensmittelamt in München ein, wo er 1920 zum Stadtamtmann befördert wurde. Ein Jahr später hatte er eine Beschäftigung im Städtischen Mehlamt von München. Er ging anschließend nach Berlin und wurde am 1. Mai 1921 als Regierungsrat im Statistischen Reichsamt eingestellt. Vier Jahre später erfolgte die Beförderung zum Oberregierungsrat und 1929 die Ernennung zum Direktor und Leiter der Abteilung für Bevölkerungs-, Betriebs-, Landwirtschafts- und Kulturstatistik.

Im Jahre 1925 war er erstmals an der Organisation einer Volkszählung beteiligt, wodurch er einiges Ansehen erlangte. An den späteren Volkszählungen von 1933 und 1939 war er ebenfalls beteiligt. Bei der Volkszählung von 1925 wurden erstmals die körperlich und geistig Gebrechlichen in einer Sonderzählung erfasst, und das Ergebnis der Auswertung dieser Zählung wurde 1926 veröffentlicht. Burgdörfer wies in der Auswertung der Volkszählung von 1925 auf die Abnormitäten und Verwerfungen im demografischen Aufbau der Bevölkerung hin, die nicht mehr eine sichere Prognose der Fortpflanzungstätigkeit zulasse. Nur eine Kohortenanalyse sei das Mittel, um bessere statistische Aussagen zu treffen. Dabei wurde bei den Zählungen eingeführt, dass man die jährlichen Gebärleistungen in den einzelnen Ehejahrgängen regelmäßig aufsummiert und fortschreibt.

Ebenfalls 1937 wurde Burgdörfer Mitglied im Beirat der antisemitischen „Forschungsabteilung Judenfrage“ des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands. Hier beschäftigte er sich beispielsweise mit der „Judentaufe“ und der „Assimilation der Juden“. Zu diesem Thema verfasste er 1938 seine Schrift Die Juden in Deutschland und in der Welt. Er betätigte sich weiterhin bei der Akademie für Deutsches Recht im Ausschuss für Rechtsfragen der Bevölkerungspolitik, als Referent im Rassenpolitischen Amt der NSDAP und bei der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene.

Im Jahre 1936 verfasste er eine Studie zu der Frage der wiedererlangten Wehrfreiheit. Hier stellte er Berechnungen an, in welcher Zahl zukünftig Rekruten zur Verfügung stehen würden. Dabei stellte er Vergleiche zu anderen Ländern an und gab das Urteil ab, dass im Jahre 1940 die Lage im Deutschen Reich günstig gegenüber den Vergleichsländern sei. Danach würden sich die Verhältnisse ungünstig für das Reich entwickeln. Aus den Jahrgängen nach 1918 stünden dann im Reich pro Jahr 300.000 kriegstaugliche junge Männer zur Einberufung bereit.

1939 wechselte er zum Bayerischen Statistischen Landesamt und wurde dessen Präsident. In München wurde er an die Universität als Honorarprofessor für Statistik und Bevölkerungspolitik berufen. 1940 verfasste er ein Gutachten für das Auswärtige Amt, das sich mit der Möglichkeit der Umsiedlung der Juden nach Madagaskar beschäftigte. Weiterhin übernahm er Aufgaben als Mitherausgeber der Zeitschrift für Rassenkunde und des Archivs für Rassen- und Gesellschaftsbiologie. Mit dem Ministerialrat Herbert Linden aus dem Reichsinnenministerium wollte er im Jahre 1942 ein Reichsinstitut für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik aufbauen, was aber über eine Konzeption nicht hinausging.

In München blieb er bis Oktober 1945 im Amt, bevor er von der amerikanischen Militärregierung entlassen wurde. Vier Jahre später übernahm er wieder einen Lehrauftrag an der Universität München und wurde Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft. Die Deutsche Statistische Gesellschaft nahm ihn 1960 als Ehrenmitglied auf.

Quelle: Wikipedia

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Grabstätte

Grabstätte - Friedrich Burgdörfer Nordfriedhof
Sektion: 100 - Reihe: 5 - Nummer: 10/11
* 24.04.1890 (Neuhemsbach)
† 18.11.1967 (Schramberg)