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Wie war das im KZ Dachau?

Ein Versuch der Wahrheit näher zu kommen

Titel Wie war das im KZ Dachau?
Untertitel Ein Versuch der Wahrheit näher zu kommen
Autor:in Neuhäusler Johann
Buchart Taschenbuch
Erscheinung 1993
Seiten 80
ISBN/B3Kat B003DDK2Q8
Kategorie Geschichte 
Suchbegriff KZ Dachau 
Ort Dachau 

Vorwort

Die vorliegende Broschüre von Weihbischof Johannes Neuhäusler „ Wie war das im KZ Dachau? Ein Versuch, der Wahrheit näherzukommen", ist zum ersten Mal im Jum 1960 zum 37. Euchanstischen Weltkongreß in München erschienen. Der Verfasser selbst wurde 1941 von Gestapo-Beamten festgenommen und nach einigen Monaten Haft im Gestapo-Gefängnis in Berlin und einigen Wochen im Konzentrationslager Sachsenhausen nach Dachau gebracht. Dort wurde er zusammen mit dem protestantischen Pastor Martin Niemöller und dem katholischen Geistlichen Dr. Michael Hock für nahezu vier Jahre festgehalten. Sie waren als sogenannte „Sonderhäftlinge", isoliert von den anderen Gefangenen und von der Umwelt abgeschlossen, in dem als „Bunker" bezeichneten Lagergefängnis untergebracht.
Nach der Befreiung am 29. April 1945 kehrte Johannes Neuhäusler nach München zurück. Er machte sich mit einer schier unerschöpflichen Energie an die Arbeit, das Erlebte aufzuzeichnen. Bereits 1946 erschien sein über 800 Seiten umfassendes Werk „Kreuz und Hakenkreuz", das ihn zu einem der bekanntesten Vertreter des katholischen Kirchenkampfes machte.

Im Jahr 1957 wurde Johannes Neuhäusler mit der Leitung der Vorbereitung und Organisation des 37. Eucharistischen Weltkongresses betraut, der 1960 in München stattfinden sollte, und dessen Programm auch eine religiöse Sühnefeier auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau vorsah. Seinem unermüdlichen persönlichen Einsatz und seinem großen Organisationstalent war es zu verdanken, daß innerhalb kurzer Zeit an zentraler Stelle des Lagergeländes, am Ende der Lagerstraße, eine Kapelle errichtet wurde. Die Einweihung, auf den Namen „Todesangst Christi Kapelle", fand am 5. August 1960 mit einem Gottesdienst statt, an dem etwa 40 000 Menschen, darunter mehrere Kardinale und viele Bischöfe teilnahmen.

Rückblickend kann man feststellen, daß dieses bedeutsame öffentliche Ereignis die spätere Errichtung der Gedenkstätte erheblich förderte. Die ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau, die im „Comite International de Dachau" zusammengeschlossen waren, kämpften bereits seit 1955 um die Umwandlung des Lagers, das seit 1948 als Unterkunft für Flüchtlinge diente. Johannes Neuhäusler, ein über die bayerischen Landesgrenzen hinaus bedeutender Kirchenpohtiker, unterstützte diese Bemühungen als Mitglied eines Kuratoriums für die Errichtung einer Gedenkstätte in Dachau und trug "wesentlich dazu bei, daß schließlich die notwendigen Mittel bereitgestellt wurden.

Mit dieser Broschüre wollte Johannes Neuhäusler den vielen tausend Besuchern der KZ-Gedenkstätte eine kurze Darstellung der Geschichte des Konzentrationslagers Dachau an die Hand geben. Bei der Abfassung stützte er sich auf die Erinnerung seiner Mithäftlinge, vor allem der Geistlichen.

Die Broschüre, die seither in zahlreichen Auflagen, auch in englischer, französischer und italienischer Ausgabe, erschienen ist, hat inzwischen viele hunderttausend Menschen erreicht. Mehr als 35 Jahre nach der Entstehung könnte manche Angabe ergänzt, manche Zahl präzisiert werden, entsprechend unserem heutigen viel besseren historischen Kenntnisstand über die Geschichte des Lagers Dachau und des nationalsozialistischen KZ-Systems. Themenbereiche, die inzwischen bedeutsam wurden, wie die Geschichte der Außenlager, sind noch nicht berücksichtigt. Da es aber fast durchwegs Zitate aus Erinnerungsberichten sind, lassen sich Einzelheiten nur schwer verändern oder ergänzen. Inzwischen ist diese Zusammenstellung einzelner Zeugnisse auch ein eigenständiges historisches Dokument. Als es entstand, war noch für niemand absehbar, daß einmal jährlich viele hunderttausend Menschen aus nahezu allen Ländern der Erde in die Gedenkstätte Dachau kommen würden, um etwas über die Geschichte des Konzentrationslagers zu erfahren. Neben den kirchlichen Bauten erinnert sie auch diese Publikation an das unermüdliche Bemühen dieses tatkräftigen Kirchenmannes, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Dachau, im Juli 1996 Barbara Distel,
seit 1975 Leiterin der Gedenkstätte Dachau