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Museum für bäuerliche und sakrale Kunst Ruhpolding

Titel Museum für bäuerliche und sakrale Kunst Ruhpolding
Autor:in Bösl HannaWegner Josef
Verlag Pannonia-Verlag
Buchart Broschüre
Erscheinung 1981
Seiten 48
ISBN/B3Kat 3789700215
Kategorie Kunstführer 
Serie Pannonia (21)
Ort Ruhpolding 

IJie Geschichte dieser Sammlung beginnt im Jahre 1942: Alois Gantenhammer, damals junger Kaplan in Bergkirchen bei Dachau, hatte immer schon viel Freude an farbenprächtigen Brokaten. Da entdeckte er eines Tages in einer Filialkirche ein abgelegtes, stark verschmutztes Meßgewand. Sein Pfarrer, obwohl ein kunstsinniger Mann, wollte das scheinbar wertlose Stück in den Ofen stecken. Doch dann schenkte er es dem Kaplan. Münchner Ordensschwestern reinigten und restaurierten den Stoff: Es war ein barocker Damast mit Goldborten. Dieses Meßgewand ist nicht im Museum, es wird heute noch getragen. Dem Retter aber sagte Prälat Hartig: »Wissen Sie, daß es noch gar keine solche Sammlung gibt?« -Jahre vergingen. Die Deutschen begannen, ins Ausland zu reisen, Pfarrer Gantenhammer fuhr nach Spanien. Dort, besonders auf dem Flohmarkt in Madrid, war sein Paradies. Denn seit 1949 sammelte er nun wirklich Pa-ramentenstoffe, die im Jahre 1958 immer noch erschwinglich waren: nur 450 Mark verlangte ein Antiquitätenhändler in Oviedo für den Traghimmel mit den maurischen Mustern (I). Eine andere Fundgrube war das Sterbekloster der heiligen Teresa von Avila in Alba. — Kürzere Urlaubsreisen führten nach Österreich und Südtirol. Äbte und Pfarrer gaben ihrem Amtsbruder den Weg zum Speicher frei. Dort hatten oft schon andere vergeblich gefahndet - Alois Gantenhammers »sechster Sinn« meldete ihm sofort ein nur scheinbar wertloses Stück. So hat jedes Gewand seine Geschichte; keines aber stammt aus einer Sakristei. Im Gegenteil, viele schon zum Verbrennen bestimmte Paramente wurden gerettet. -Das Ende des Sammeins kam 1965, auf ganz undramatische Weise: Pfarrer Gantenhammer war durch Österreich gefahren, 1750 Kilometer. Das Ergebnis? Eine einzige Goldquaste! Er erkannte die Zeichen der Zeit und beschied sich - mit der vermutlich größten Paramentensammlung Europas. Ein Jahr zuvor hatte er noch die ländlichen Schätze seines Kollegen Weidenauer aus Taufkirchen erworben. Schließlich lag alles in Bauernschränken und Truhen, wohlverwahrt - aber unzugänglich. Erst im Jahre 1969 fand der eifrige Sammler sein Museum in Ruhpolding.