Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Walhalla |
Untertitel | Amtlicher Führer |
Autor:in | Staatliches Hochbauamt Regensburg |
Verlag | Bernhard Bosse Verlag Regensburg |
Erscheinung | 2008 |
Seiten | 80 |
ISBN/B3Kat | 0000000112 |
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Kategorie | Kirchenführer Bayern |
Suchbegriff | Walhalla |
Ort | Walhalla |
Regierungsbezirk | Niederbayern |
Das Bauwerk und seine Geschichte
Aus den Waldungen des 405 m hohen sich über die Donau erhebenden Bräuberges bei Donaustauf ragt der weithin sichtbare Tempelbau der Walhalla. Sein Langbau lehnt sich dem langgestreckten Bergrücken an und schaut weit hinaus ins bayerische Land, in die hier mächtig breite Donauebene. Schon der Platz des Bauwerkes ist verbunden mit großer Geschichte: Hoch über der Donau - dem Nibelungenstrom - und unweit von Regensburg, das bereits im 9. Jahrhundert Residenz der Karolinger war und das durch alle Jahrhunderte den großen Geschicken des Reiches verbunden geblieben ist, thront die grosse Ruhmes -und Ehrenhalle, die Walhalla.
Die Vorgeschichte des Baues geht zurück auf die Zeit tiefer Erniedrigung Deutschlands.
Im Frühjahr 1807, als Napoleon Preußen niedergeworfen hatte, Falke der zwanzigjährige Kronprinz Ludwig von Bayern den Plan, die Bildnisse der „rühmlich ausgezeichneten Teutschen" in einein Ehrentempel des Vaterlandes zu vereinen. Während ihn die Rheinbundpolitik seines Vaters an die Seite Napoleons zwang, schrieb er im Oktober 1808 - ein Monat vorher hatten vier Könige und 30 Fürsten zu Erfurt dem Eroberer huldigen müssen - an den Geschichtsschreiber Johannes v. Müller über das geplante Werk: -.. groß muß es werden, nicht bloß kolossal im Raum. Größe muß in der Bauart sein, hohe Einfachheit, verbunden mit Pracht, spreche sein Ganzes aus, würdig werdend dem Zwecke-. Wenn er dann auch als Kronprinz den Bau selbst nicht verwirlilichen konnte, so verwandte er doch viel eigenes Geld für die Anschaffung der ersten Büsten. Johannes v. Müller beriet ihn bei der Auswahl der zu ehrenden Persönlichkeiten. Von 1807-1812, während Napoleon an seine Verwandten die Länder Europas verteilte, des Eroberers Truppen 1809 das auflodernde Feuer der nationalen Erhebung Österreichs erstickten, 1812 Deutsche aller Stämme an des Korsen Seite den schicksalsschweren Marsch nach Rußland antraten, meißelten in Ludwigs Auftrag die berühmten Bildhauer Schadow, Rauch, Tieck, Dannecker und Kauffmann die Büsten Heinrichs 1., Ottos des Großen, Konrads IL, Friedrichs des Großen und Maria Theresias; der Dichter Albrecht v. Haller, Klopstock, Lessing, Wieland, Winckelmann, Schiller und Goethe; der Musiker Haydn und Gluck, der Philosophen Leibniz und Kant. Bereits über 60 Büsten waren vollendet, als Ludwig 1825 König wurde. Spätere Kritik hat manches an der Auswahl zu bemängeln gewußt. Wer aber die Namen der Genannten überdenkt, empfindet, daß der gebildete junge Fürst mit kühnem Griff auch mancher Persönlichkeit, deren Bedeutung erst viel später ins Bewußtsein der Menschen drang, den Ehrenplatz in der Walhalla zuwies. Wenn Schweizer und Niederländer, Angelsachsen und Österreicher von Ludwig aufgenommen wurden, so darf weder von Deutschen mangelndes rationales Selbstgefühl noch von Ausländern Anmaßung gefolgert werden, sondern es muß die über alle nationalen Egoismen erhabene Auffassung des Stifters, daß Walhallas Genosse werden kann, „wer teutscher Zunge sey", unvoreingenommen erfüllt wurde. Vorallem aber ist nicht zu übersehen, daß die Geschichtsauffassung seiner Zeit eine ganz andere war als unsere.