Märchen Band 1
E.T.A. Hoffmann
»Von einem hohen Gebirge umschlossen, glich das Ländchen mit seinen grünen, duftenden Wäldern, mit seinen blumigen Auen, mit seinen rauschenden Strömen und lustig plätschernden Springquellen, zumal da es gar keine Städte, sondern nur freundliche Dörfer und hin und wieder einzeln stehende Paläste darin gab, einem wunderbar herrlichen Garten, in dem die Bewohner wie zu ihrer Lust wandelten, frei von jeder drückenden Bürde des Lebens. Jeder wußte, daß Fürst Demetrius das Land beherrschte,- niemand merkte indessen das mindeste von der Regierung, und alle waren damit gar wohl zufrieden. Personen, die die volle Freiheit in all ihrem Beginnen, eine schöne Gegend, ein mildes Klima liebten, konnten ihren Aufenthalt gar nicht besser wählen als in dem Fürstentum; und so geschah es denn, daß unter andern auch verschiedene vortreffliche Feen von der guten Art, denen Wärme und Freiheit bekanntlich über alles geht, sich dort angesiedelt hatten. Ihnen mocht' es zuzuschreiben sein, daß sich beinahe in jedem Dorfe, vorzüglich aber in den Wäldern, sehr oft die angenehmsten Wunder begaben und daß jeder, von dem Entzücken, von der Wonne dieser Wunder ganz umflossen, völlig an das Wunderbare glaubte und, ohne es selbst zu wissen, ebendeshalb ein froher, mithin guter Staatsbürger blieb.«
E. T. A. Hoffmann
»Bei dem Königsberger E. T. A. Hoffmann, der von allen deutschen Romantikern die größte Weltgeltung errang, zeigte sich - vielleicht eine Vorwegnahme des Surrealismus - das Doppelgesicht der Romantik mit jeder Deutlichkeit: unbestechliche Klarheit in der Darstellung des Seienden war bei ihm Kulisse für spukhafte Hintergründigkeit, überraschend und gespenstisch in nüchternstem Alltag hervorbrechend; dunkelste Schatten der Nacht breiteten sich in hellstem Tageslicht aus. Hoffmanns exakte Prosa wurde in zahllosen Fällen Vorbild für die Nachzeit.«
E. Alker
E. T. A. Hoffmann (1776-1822) fordert in der skurrilen Welt seiner Märchen mit ironischer Überlegenheit, das Wunderbare müsse »keck ins gewöhnliche Leben treten«.
- NUSSKNACKER UND MAUSEKÖNIG
Der Weihnachtsabend
Die Gaben
Der Schützling
Wunderdinge
Die Schlacht
Die Krankheit
Onkel und Neffe
Der Sieg
Das Puppenreich
Die Hauptstadt
Beschluß
- DAS FREMDE KIND
Der Herr von Brakei auf Brakeiheim
Der vornehme Besuch
Wie es weiter bei dem vornehmen Besuche herging
Die neuen Spielsachen
Was sich mit den neuen Spielsachen im Walde zutrug
Das fremde Kind
Wie das fremde Kind mit Felix und Christlieb spielte
Was der Herr von Brakei und die Frau von Brakei zu dem fremden Kinde sagten und was sich weiter mit demselben begab
Von der Heimat des fremden Kindes
Von dem bösen Minister am Hofe der Feenkönigin
Wie der Hofmeister angekommen war und die Kinder sich vor ihm fürchteten
Wie die Kinder mit dem Herrn Magister Tinte im Walde spazierengingen und was sich dabei zutrug
Wie der Herr von Brakei den Magister Tinte fortjagte
Was sich weiter im Walde begab, nachdem der Magister Tinte fortgejagt worden
Beschluß
- DIE KÖNIGSBRAUT
Ein nach der Natur entworfenes Märchen
Erstes Kapitel
in dem von verschiedenen Personen und ihren Verhältnissen Nachricht gegeben und alles Erstaunliche und höchst Wunderbare, das die folgenden Kapitel enthalten sollen, vorbereitet wird auf angenehme Weise
Zweites Kapitel
welches das erste wunderbare Ereignis und andere lesenswerte Dinge enthält, ohne die das versprochene Märchen nicht bestehen kann
Drittes Kapitel
Es wird von der Ankunft eines merkwürdigen Mannes in Dapsulheim berichtet und erzählt, was sich dann ferner begeben
Viertes Kapitel
in welchem die Hofhaltung eines mächtigen Königs beschrieben, nächstdem aber von einem blutigen Zweikampf und anderen seltsamen Vorfällen Nachricht gegeben wird
Fünftes Kapitel
in welchem von einer fürchterlichen Katastrophe Nachricht gegeben und mit dem weitem Verlauf der Dinge fortgefahren wird
Sechstes Kapitel
welches das letzte und zugleich das erbaulichste ist von allen
- DER GOLDNE TOPF
Ein Märchen aus der neuen Zeit
Erste Vigilie
Die Unglücksfälle des Studenten Anselmus • Des Konrektors Paulmann Sanitätsknaster und die goldgrünen Schlangen
Zweite Vigilie
Wie der Student Anselmus für betrunken und wahnwitzig gehalten wurde • Die Fahrt über die Elbe • Die Bravourarie des Kapellmeisters Graun • Conradis Magenlikör und das bronzierte Äpfelweib
Dritte Vigilie
Nachrichten von der Familie des Archivarius Lindhorst • Veronikas blaue Augen • Der Registrator Heerbrand
Vierte Vigilie
Melancholie des Studenten Anselmus • Der smaragdene Spiegel • Wie der Archivarius Lindhorst als Stoßgeier davonflog und der Student Anselmus niemandem begegnete
Fünfte Vigilie
Die Frau Hofrätin Anselmus • Cicero de officiis • Meerkatzen und anderes Gesindel • Die alte Liese • Das Äquinoktium
Sechste Vigilie
Der Garten des Archivarius Lindhorst nebst einigen Spottvögeln • Der goldne Topf ■ Die englische Kursivschrift • Schnöde Hahnenfüße • Der Geisterfürst
Siebente Vigilie
Wie der Konrektor Paulmann die Pfeife ausklopfte und zu Bette ging • Rembrandt und Höllenbreughel • Der Zauberspiegel und des Doktors Eckstein Rezept gegen eine unbekannte Krankheit
Achte Vigilie
Die Bibliothek der Palmbäume • Schicksale eines unglücklichen Salamanders • Wie die schwarze Feder eine Runkelrübe liebkosete und der Registrator Heerbrand sich sehr betrank
Neunte Vigilie
Wie der Student Anselmus zu einiger Vernunft gelangte • Die Punschgesellschaft • Wie der Student Anselmus den Konrektor Paulmann für einen Schuhu hielt und dieser sich darob sehr erzürnte • Der Tintenklecks und seine Folgen
Zehnte Vigilie
Die Leiden des Studenten Anselmus in der gläsernen Flasche • Glückliches Leben der Kreuzschüler und Praktikanten • Die Schlacht im Bibliothekzimmer des Archivarius Lindhorst • Sieg des Salamanders und Befreiung des Studenten Anselmus
Elfte Vigilie
Des Konrektors Paulmann Unwille über die in seiner Familie ausgebrochene Tollheit • Wie der Registrator Heerbrand Hofrat worden und im stärksten Froste in Schuhen und seidenen Strümpfen einherging • Veronikas Geständnisse • Verlobung bei der dampfenden Suppenschüssel
Zwölfte Vigilie
Nachricht von dem Rittergut, das der Anselmus als des Archivarius Lindhorst Schwiegersohn bezogen, und wie er dort mit der Serpentina lebt • Beschluß
- KLEIN ZACHES GENANNT ZINNOBER
Ein Märchen
Erstes Kapitel
Der kleine Wechselbalg • Dringende Gefahr einer Pfarrersnase • Wie Fürst Paphnutius in seinem Lande die Aufklärung einführte und die Fee Rosabelverde in ein Fräuleinstift kam
Zweites Kapitel
Von der unbekannten Völkerschaft, die der Gelehrte Ptolomäus Philadelphus auf seinen Reisen entdeckte • Die Universität Kerepes • Wie dem Studenten Fabian ein Paar Reitstiefel um den Kopf flogen und der Professor Mosch Terpin den Studenten Balthasar zum Tee einlud
Drittes Kapitel
Wie Fabian nicht wußte, was er sagen sollte • Candida und Jungfrauen, die nicht Fische essen dürfen • Mosch Terpins literarischer Tee ■ Der junge Prinz
Viertes Kapitel
Wie der italienische Geiger Sbiocca den Herrn Zinnober in den Kontrabaß zu werfen drohte und der Referendarius Pülcher nicht zu auswärtigen Angelegenheiten gelangen konnte • Von Mautoffizianten und zurückbehaltenen Wundem fürs Haus • Balthasars Bezauberung durch einen Stockknopf
Fünftes Kapitel
Wie Fürst Barsanuph Leipziger Lerchen und Danziger Goldwasser frühstückte, einen Butterfleck auf die Kasimirhose bekam und den Geheimen Sekretär Zinnober zum Geheimen Spezialrat erhob Die Bilderbücher des Doktors Prosper Alpanus • Wie ein Portier den Studenten Fabian in den Finger biß, dieser ein Schleppkleid trug und deshalb verhöhnt wurde • Balthasars Flucht
Sechstes Kapitel
Wie der Geheime Spezialrat Zinnober in seinem Garten frisiert wurde und im Grase ein Taubad nahm • Der Orden des grüngefleckten Tigers • Glücklicher Einfall eines Theaterschneiders • Wie das Fräulein von Rosenschön sich mit Kaffee begoß und Prosper Alpanus ihr seine Freundschaft versicherte
Siebentes Kapitel
Wie der Professor Mosch Terpin im fürstlichen Weinkeller die Natur erforschte • Mycetes Beelzebub • Verzweiflung des Studenten Balthasar • Vorteilhafter Einfluß eines wohleingerichteten Landhauses auf das häusliche Glück • Wie Prosper Alpanus dem Balthasar eine schildkrötene Dose überreichte und davonritt
Achtes Kapitel
Wie Fabian seiner langen Rockschöße halber für einen Sektierer und Tumultuanten gehalten wurde • Wie Fürst Barsanuph hinter den Kaminschirm trat und den Generaldirektor der natürlichen Angelegenheiten kassierte • Zinnobers Flucht aus Mosch Terpins Hause • Wie Mosch Terpin auf einem Sommervogel ausreiten und Kaiser werden wollte, dann aber zu Bette ging
Neuntes Kapitel
Verlegenheit eines treuen Kammerdieners Wie die alte Liese eine Rebellion anzettelte und der Minister Zinnober auf der Flucht ausglitschte ■ Auf welche merkwürdige Weise der Leibarzt des Fürsten Zinnobers jähen Tod erklärte • Wie Fürst Barsanuph sich betrübte, Zwiebeln aß, und wie Zinnobers Verlust unersetzlich blieb
Letztes Kapitel
Wehmütige Bitten des Autors Wie der Professor Mosch Terpin sich beruhigte und Candida niemals verdrießlich werden konnte • Wie ein Goldkäfer dem Doktor Prosper Alpanus etwas ins Ohr summte, dieser Abschied nahm und Balthasar eine glückliche Ehe führte