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KIrche in Bayern

Verhältnis zu Herrschaft und Staat im Wandel der Jahrhunderte

Titel KIrche in Bayern
Untertitel Verhältnis zu Herrschaft und Staat im Wandel der Jahrhunderte
Erscheinung 1984
Seiten 275
ISBN/B3Kat 3768690784

Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs anläßlich des 88. Deutschen Katholikentages 1984 in München

Die Ausstellung möchte an Hand von Originaldokumenten des Bayerischen Hauptstaatsarchivs aus über 1000 Jahren die Kirche in Bayern vor allem in ihrer Verfassung und Organisation sowie in ihrem wechselvollen Verhältnis zur weltlichen Macht, zu Herrschaft und Staat zeigen. Der zeitliche Bogen spannt sich vom frühen 9. Jahrhundert bis zum Jahre 1982. Ein erster großer Teil umfaßt die Kirche im Mittelalter. Hochstifte und Bistümer, Orden und Klöster, Pfarreien und Stiftungen werden behandelt, ihre verschiedenen Rechtsformen vorgestellt sowie ihre Rollen im mittelalterlichen Staatswesen aufgezeigt. Die Kämpfe, in die Kirche und weltliche Gewalt (Papst und Kaiser) verstrickt waren, sind an ausgesuchten Beispielen dokumentiert. Die ältesten Exponate, eine im Jahre 815 in Aachen ausgestellte Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen und das 824 angelegte Traditionsbuch der Freisinger Kirche, führen uns zurück in die Frühzeit der christlichen Kirche in unserem Raum. Urkunden von Päpsten, Kaisern und Königen, Bischöfen und Herzögen, zuweilen kunstvoll ausgestaltet und mit künstlerisch bedeutsamen Siegeln versehen aber auch nüchterne Aktenstücke, Protokolle und Amtsbücher lassen die Vergangenheit lebendig werden. Der zweite Teil behandelt die katholische Kirche von der Glaubensspaltung im 16. Jahrhundert bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Am Beginn steht die Entscheidung der bayerischen Herzöge, die Katholizität Bayerns zu wahren und die Erneuerung der alten Kirche voranzutreiben. Gestalten wie der Ingolstädter Theologieprofessor Johannes Eck oder der führende Kopf der Katholischen Reform in Deutschland, der Jesuit Petrus Canisius, haben die Herzöge bei diesem Vorhaben unterstützt. Die verschiedenen Maßnahmen der Reform werden anhand mannigfaltiger, zum Teil auch künstlerisch hervorragend ausgestatteter Schriftstücke dokumentiert. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die landesherrliche Kirchenhoheit dar, die in ihren verschiedenen Erscheinungsformen behandelt wird. Neben den wichtigen Rezessen der bayerischen Herzöge mit den Bischöfen stehen konkrete Beispiele von staatlicher Aufsicht über Kirchen und Klöster. Die Maßnahmen des aufgeklärten Staates im späteren 18. Jahrhundert wie z. B. Vorschriften gegen den übergroßen Vermögensbesitz der Kirche, Reduzierung der kirchlichen Feiertage, Bücherzensur, Zurückdrängung der Bettelorden etc. leiten über zum dritten und letzten Teil der Ausstellung, der die katholische Kirche im 19. und 20. Jahrhundert behandelt. Am Beginn dieses Ausstellungsteils steht die wohl einschneidendste Maßnahme, mit der der Staat je in die Belange der Kirche eingegriffen hat, die Säkularisation der Hochstifte und Klöster als Folge der politischen Umwälzungen in Bayern und Deutschland unter Napoleon. Es ist die Zeit, in der sich Bayern vom Glaubensstaat ausschließlich katholischer Prägung zu einem paritätischen Staat wandelt. Der Rahmen für das Verhältnis von Kirche und Staat ist durch das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich vom Jahre 1817 für über 100 Jahre abgesteckt. Politische und kirchliche Gestalten wie König Ludwig I., Johann Michael Sailer, Joseph Görres, Ignaz v. Döllinger, verschiedene Bischöfe und Minister werden in ihren Aktivitäten vorgestellt. Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil ist das Verhältnis von Staat und Kirche durch den Kulturkampf gespannt. Mit dem Untergang der Monarchie durch die Revolution von 1918 muß das Staat-Kirche-Verhältnis durch ein neues Konkordat geregelt werden, das 1924 abgeschlossen wird und bis heute Gültigkeit hat. Weiterhin behandelt die Ausstellung die Lage der Kirche im totalitären Staat des Nationalsozialismus. Verschiedene Schriftstücke rufen die Erinnerung an Persönlichkeiten wie den Münchner Kardinal Faulhaber und den Jesuitenpater Rupert Mayer wach. Die Nachkriegszeit ist mit wichtigen Verträgen zwischen Staat und Kirche aus dem Bereich des Bildungswesens vertreten. Jüngste Schriftstücke sind eine Urkunde des nur 33 Tage residierenden Papstes Johannes Paul I. von 1978 sowie das Protokoll über die Vereidigung des Bischofs von Regensburg vom Jahre 1982.