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Der 9. November

Schicksalstag der Deutschen

Titel Der 9. November
Untertitel Schicksalstag der Deutschen
Autor:in Goll Thomas
Verlag Bundeszentrale für politische Bildung
Buchart Spiralbuch
Erscheinung 2011
ISBN/B3Kat 3838970554
Kategorie Geschichte 
Suchbegriff 9. November 
Regierungsbezirk Oberbayern
Zitierhinweis:

Für Mut und Zivilcourage
 
Das Datum des 9. November steht zugleich für verhängnisvolle und glückliche Momente deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert. Einige der prägendsten Geschehnisse unserer Zeit ereigneten sich an diesem Tag: Ereignisse, vor deren Hintergrund sich unser heutiges Verständnis von Freiheit und Demokratie konstituiert hat.
 
Am 9. November 1918 wurde die erste deutsche Demokratie ausgerufen, die 15 Jahre später tragisch mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler scheiterte. Am 9. November 1923 schlug der „Hitler-Ludendorff-Putsch" und damit der erste Versuch der Nationalsozialisten, an die Macht zu gelangen, fehl. Es sind aber vor allem zwei Ereignisse im vorigen Jahrhundert, die unsere Erinnerung prägen: Der 9. November 1938 und der 9. November 1989.
 
Für den 9. November 1938 stehen die Bilder der brennenden Synagogen und die eines von den Nationalsozialisten aufgepeitschten Mobs, der jüdische Bürger demütigt und misshandelt, Schaufenster jüdischer Geschäfte zerstört und Häuser mit Hetzparolen beschmiert. 91 Menschen wurden umgebracht, weit mehr starben später an ihren schweren Verletzungen, über 30000 jüdische Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt. Die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 steht damit für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.
 
Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 markiert das Ende der kommunistischen Diktaturen in Deutschland und Europa, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden waren und zahllose Opfer forderten. Mutige Frauen und Männer waren in der DDR jahrzehntelang auf unterschiedliche Weise mit Mut und Zivilcourage für Demokratie und Freiheit eingetreten. Mit der Friedlichen Revolution vom Herbst 1989 brachten sie gemeinsam mit vielen hunderttausend Demonstranten die SED-Diktatur zu Fall. Die Bilder von den tanzenden Menschen auf der Berliner Mauer, die damals um die ganze Welt gingen, spiegeln einen der glücklichsten Momente unserer jüngeren Geschichte wider.
 
Die Kultusministerkonferenz hat vor diesem Hintergrund dazu aufgerufen, in jedem Jahr am 9. November einen Projekttag in Schulen durchzuführen. Ziel dieses Projekttages ist es, eine vertiefte Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert anzuregen und damit zur Demokratieerziehung beizutragen.
 
Die Ereignisse deutscher Geschichte, an die es an diesem Datum zu erinnern gilt, sind wichtige Landmarken für die Entwicklung des demokratischen Rechtsstaates. Sie stehen für die Genese des modernen Deutschland, das sowohl die Restauration des 19. Jahrhunderts als auch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts überwunden hat. Die Vielschichtigkeit der Ereignisse ist eine ständige Herausforderung, über die Bedingungen und den Schutz von Freiheit nachzudenken.
Der 9. November ist ein Tag der Erinnerung an die Opfer und der Solidarisierung mit den Entrechteten, er ist aber auch ein Tag des „Trotzdem", ein Tag der Auflehnung und des Kampfes für Freiheit und Demokratie, ein Tag, an dem Deutschlands Möglichkeiten „zum Guten und zum Bösen" (Thomas Mann) gleichermaßen aufscheinen. Die Komplexität deutscher Geschichte und Politik kann gerade in diesem Verflochtensein begreifbar werden.
 
Die Bundeszentrale legt mit diesem Band Materialien für die Projektarbeit zum Thema in Schule und außerschulischer Bildung vor. Ich danke Prof. Dr. Thomas Goll, TU Dortmund, für die Zusammenarbeit bei der Erarbeitung des Konzeptes und der Zusammenstellung der Unterlagen.
 
Mit diesem Angebot sollen Projekte zum 9. November angeregt werden. Denn ausgehend von diesem Datum bieten sich zahlreiche Anknüpfungspunkte, um sich mit Fragen von Mut und Zivilcourage im Großen und im Kleinen, mit Fragen von Demokratie und Diktatur am Beispiel konkreter Ereignisse und Schicksale auseinanderzusetzen.
 
Thomas Krüger
Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb