Ignaz Günther
Die Handzeichnungen des kurbayerischen Hofbildhauers Franz Ignaz Günther (1725-1775)
Vorwort
Als Gerhard Woeckel vorschlug, im Rahmen seiner Arbeit am Zentralinstitut für Kunstgeschichte einen Katalog der Handzeichnungen des kurbayerischen Hofbildhauers Franz Ignaz Günther zu erstellen, gab es für die Direktion gute Gründe, ein solches Vorhaben zu begrüßen. Erstmals bot sich für das vorn Freistaat Bayern seit seiner Gründung großzügig geförderte Zentralinstitut Gelegenheit, eine Publikation zu einem Thema der landeseigenen Kunstgeschichte vorzulegen. Kunstgeschichtliche Forschungsinstitute aber können nach unserer Auffassung nur gedeihen, wenn sie die lokalen und regionalen Denkmäler mindestens in einem gewissen Umfang in ihr Arbeitsprogramm einbeziehen. So hoffen wir, dieser Publikation über die Zeichnungen Ignaz Günthers in absehbarer Zeit weitere Veröffentlichungen zur bayerischen Kunstgeschichte des Barock und des 19. Jahrhunderts folgen zu lassen. Auch schien es uns sinnvoll, ein Arbeitsvorhaben aufzugreifen, das nicht nur von der Institutsleitung veranlaßt war, sondern der spontanen Initiative eines Mitarbeiters entsprang. Wir hoffen, daß es in Zukunft möglich sein wird, noch anderen Mitarbeitern unseres Hauses die Gelegenheit zur Verwirklichung frei gewählter und oft lange gehegter Forschungsvorhaben zu gewähren.
- Geburtsort. Künstlerische Begabungen in der Familie (Johann Leonhard, Johann Georg d. Ä.; Franz Xaver Anton, Johann Georg d. J., Joseph Ulrich Donatus Günther). Ursprünglicher Sitz der Familie in Südtirol. Die vor 1670 erfolgte Einwanderung in das Gebiet zwischen Altmühl- und Schambachtal nordöstlich von Ingolstadt
- Erste Ausbildung bei dem Vater Johann Georg d. Ä. in Altmannstein (1725—1743). Spätere Beziehungen Günthers zu seiner Heimat
- Die Günther-Bildnisse
- Lehrzeit bei Johann Baptist Sträub in München (1743—1750). Durch Sträub. Hinweise auf die Antike, auf die Kunst um 1600 und auf Pozzo. Vergleich mit der Kunst J. B. Straubs.
- Ableitung des Stils der Güntherschen Handzeichnung von J. B. Sträub. Anhand des J.-B.-Fischer-von-Erlach-Entwurfs für die Loretto-Monstranz in Prag. Hinweis auf farbig angelegte Goldschmiede-Entwürfe vor J. B. Straub.
- Andere Vorbilder Günthers in München (Brüder Asam, Wilhelm de Groff, Francois de Cuvillies d. Ä.).
- Wanderschaft (1750-1753). Belegter Aufenthalt in Salzburg (1750), vermutete Wanderung nach Venedig (1750), verbürgter Aufenthalt in Mannheim bei P. Egell (um 1751/1752), anschließend über Bamberg (?) und Prag (?) in Olmütz (um 1752/53). Hochaltar und Monstranz-Modell für die Dreifaltigkeits-Pfarrkirche in Kopfivnä-Geppersdorf/CSSR, zugleich Kardinalbeweis für die Stilableitung Günthers von J. B. Straub
- Besuch der Akademie in Wien und Verleihung der Goldmedaille (1753). Die akademischen Lehrer in Wien
- Rückkehr nach München und Ernennung zum »Hofbefreiten« kurbayerischen Bildhauer (5. Juni 1754). Heirat (17. Januar 1757) und Familie des Bildhauers. Günthers Freundeskreis Erwerb des Hauses (2. Oktober 1761). Die Günthersche Hausmadonna.
- Über die Höhe der Bezahlung einiger Holzskulpturen Günthers. Seine finanziellen Verhältnisse. Vergeblicher Versuch (1. Juli 1773), in München die Stelle eines »wirklichen« Hofbildhauers zu erhalten. Kunstfehleinschätzung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
- Wirkungsbereich der Kunst Günthers. Seine Auftraggeber. Thema der von ihm gezeichneten Entwürfe. Zeitgenössische Nachricht über eine von ihm verfaßte, verschollene Anatomie für Künstler
- Günthers Doppelbegabung als Bildhauer und Zeichner, Bildhauerzeichnungen des 18. Jahrhunderts. Technische Fragen. Werkszeichnungen. Beispiel einer Bildhauerzeichnung als Kontrakt zwischen dem Auftraggeber und dem Künstler. Über die Wahrung des künstlerischen Urheberrechts bei Entwürfen des 18. Jahrhunderts.
- Versuch einer Geschichte der Handzeichnungen Günthers. Über die wichtigsten Sammlungen mit Günther-Zeichnungen. Die ehemalige Sammlung Mayerhofer in München. Erste Ausstellung von Günther-Entwürfen im Jahre 1913 in München
- Die in Grautönen erfolgende Lavierung und die farbig angelegte Zeichnung. Entwürfe für Goldschmiedeplastik und für Druckgraphik. Stilentwicklung innerhalb der Handzeichnung Günthers. Annäherung des Stils der Günther-Zeichnung an manieristische Vorbilder (B. Degenhart)
- Zeichnungen von Joseph Häringer im Zusammenhang mit dem zeichnerischen Werk Günthers. Stileinfluß Günthers auf andere Bildhauer (Philipp Jakob Rämpl, Johann Georg Lindt, Joseph Anton Brantan und Joseph Götsch). Hinweis auf Glockengußmodelle aus der Günther-Härmger-Werkstatt, die zuerst von dem Münchener Meister Joseph Ignaz Dalier und später auch von den Augsburger Glockengießern Agabitus Hubinger und Ignaz Marquard Beck verwendet wurden
- Wasserzeichen bei Zeichnungen Günthers
- Schlußbetrachtung Günther — ein Meister der Rokokozeichnung
- Anmerkungen
- Verzeichnis der Zeichnungen
- Abbildungen
- Tafelabbildungen der Zeichnungen Nr. 1—81