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Neue Pinakothek München

Titel Neue Pinakothek München
Verlag Karl M. Lipp Verlag - Edition Lipp
Erscheinung 19
Seiten 404
ISBN/B3Kat 0000000196
Kategorie Museumsführer 
Suchbegriff Neue Pinakothek 
Regierungsbezirk Oberbayern

Vorwort

Nach der Zerstörung des alten Gebäudes waren die Schätze der Neuen Pinakothek seit 1947 nur in Auswahl provisorisch zusammen mit den Gemälden der Staatsgalerie moderner Kunst im Haus der Kunst untergebracht. Der vorliegende „Publikumskatalog", der sämtliche (ca. 540) in der Neuen Pinakothek ausgestellten Gemälde und Plastiken erfaßt, erscheint zur Eröffnung des von Alexander Freiherr von Branca geplanten Neubaus am 28. März 1981. Die alphabetisch nach Künstlern angeordneten Erläuterungen möchten dem Besucher den Zugang zu den einzelnen Kunstwerken erleichtern. Die Texte basieren zwar auf den Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschung, wenden sich aber in ihrer Diktion an ein breites Publikum und setzen sich somit entschieden gegen die speziell der Forschung dienenden wissenschaftlichen Bestandskataloge ab. Bei der Einrichtung des Neubaus wurde das Ausstellungskonzept im Hinblick auf das inzwischen zur Neige gehende 20. Jahrhundert und die damit zusammenhängende Erweiterung und Neuordnung der Staatsgalerie moderner Kunst neu durchdacht. Dabei wurde von einer inneren Geschlossenheit der Kunst des 19. Jahrhunderts ausgegangen, so wie sie sich aus unserer heutigen Sicht ergibt: sie reicht von Goya, David und der erst in jüngster Zeit zielstrebig aufgebauten Sammlung englischer Malerei bis zum Jugendstil und den Symbolisten. Erst die Avantgarde des 20. Jahrhunderts - die Fauves, Kubisten, Expressionisten und Dadaisten - versuchte radikal mit dem historischen Weltbild ihrer Vorfahren zu brechen. Mit ihnen setzt deshalb folgerichtig der Rundgang durch die Staatsgalerie moderner Kunst ein. Zweifellos werden spätere Generationen mit zunehmendem Abstand zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts unsere heute gewonnenen Einsichten einmal für revisionsbedürftig halten.

Die Malerei des 19. Jahrhunderts, die in der Neuen Pinakothek eine der bedeutendsten und schönsten Heimstätten besitzt, ist lange Zeit verkannt worden. Es herrschte die Meinung, der Historismus hatte die schöpferischen Kräfte gelähmt, so daß die Künstler auf weite Strecken nur von Repri
sen älterer Stile zehrten. Man war allzu lange blind für die Vielgestaltigkeit und dialektische Zwiespältigkeit dieses janusköpfigen Zeitalters. Erst in den Jahrzehnten nach dem letzten Krieg sind in der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Kunst des 19. Jahrhunderts - nicht zuletzt dank großzügiger Unterstützung durch die Fritz Thyssen Stiftung - große Fortschritte erzielt worden. Wir haben inzwischen durch die Kunst anschaulich erfahren, daß im 19. Jahrhundert alle wesentlichen politischen, geistigen und künstlerischen Grundlagen für die Moderne gelegt worden sind. Deshalb ist ein Rundgang durch die Neue Pinakothek nicht nur ein künstlerischer Genuß, sondern auch aufschlußreich für unser eigenes Selbstverständnis. Die zahlreichen Neuerwerbungen für die Neue Pinakothek während der letzten Jahre zielten darauf, den insbesondere von Hugo von Tschudi kurz vor dem Ersten Weltkrieg begründeten internationalen Anspruch dieser Sammlung zu stärken. Viele Stifter und Leihgeber haben uns in diesem Vorhaben unterstützt. Ihnen allen, besonders aber der Familie Schäfer in Schweinfurt für die Ermöglichung des „Georg Schäfer-Saales", gebührt herzlicher Dank. Am Zustandekommen des vorliegenden Katalogs waren, neben den Mitarbeitern der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen beteiligt, denen für ihre Beiträge zu danken ist: Jens Christian Jensen, Kiel, Horst Ludwig, Berlin, Annemarie Menke, Bonn, Christiane Rösner, München, Hinrich Sieveking, München. Besonderer Dank ist den beiden derzeitigen Volontärinnen der Sammlungen, Cornelia Stabenow und Susanne Thesing, für ihren Einsatz in der hektischen Schlußphase der Redaktion auszusprechen. Peter Eikemeier hat viel Mühe und Sorgfalt darauf verwandt, die Texte für die Drucklegung vorzubereiten. Schließlich und nicht zuletzt gilt unser Dank Herrn Dieter Lipp und seinen Mitarbeitern für die angenehme Zusammenarbeit bei der Drucklegung.

Erich Steingräber