Die ,Bayerische Chronik‘ des Ulrich Fuetrer
Überlieferung – Textgenese – Produktions- und Wirkungsstrategie
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Um 1480 wurde in München ein innovatives genealogisches Projekt entwickelt, mit dem das Wissen über die Herrscher Bayerns in ain summ gebracht werden sollte. Der Wappenmaler und Romanautor Ulrich Fuetrer realisierte im Auftrag seines Landesherren Albrecht IV. von Bayern-München dieses Summenkonzept historiographisch-narrativ in zwei Anläufen in seiner ‚Bayerischen Chronik‘. Streng genealogisch denkend, konstruierte er in seinem Geschichtswerk ein dem Summenkonzept entsprechendes „Haus Bayern“. Fuetrers Chronik wird seitens der Forschung in der Regel wenig geschätzt und erfuhr bisher weder von geschichtswissenschaftlicher noch von germanistischer Seite eine monographische Behandlung. Im vorliegenden Band wird die ‚Bayerische Chronik‘ erstmals umfassend bearbeitet und Ulrich Fuetrer als Chronist gewürdigt. Anhand der gesamten einschlägigen Überlieferung einschließlich Neufunden wird die Handschriftenkonstellation erschlossen, ihr Produktionsprozess rekonstruiert, der Rezeptionsprozess aufgezeigt und die Wirkungsmacht der Chronik überprüft. Auf Basis gründlicher kodikologischer Analysen werden detaillierte Handschriftenbeschreibungen präsentiert. Beinahe wie in einem inquisitorischen Verhör werden die Codices dazu gebracht, ihre Geschichte zu erzählen. Auf der Ebene der Textgeschichte wird die Textgenese des Geschichtswerks über vier Redaktionen hin verfolgt, zudem wird herausgearbeitet, wer diese jeweils inhaltlich verantwortete. Auf der produktions- und wirkungsstrategischen Ebene wird die ‚Bayerische Chronik‘ unter besonderer Berücksichtigung der bayerischen Frühzeit anhand der beiden vom Verfasser zu verantwortenden Redaktionen inhaltlich erschlossen sowie der Herstellungsprozess und die Wirkungsabsicht der chronikalischen Texte nachvollzogen. Ausführliche Textanalysen decken den Bauplan der Chronik ebenso auf wie die Arbeitstechniken Ulrich Fuetrers sowie seine Vorstellungen, wie Chronistik zu schreiben sei. Erklärtes Ziel der Studie ist es, Ulrich Fuetrers historiographische Leistung zu anzuerkennen und ihn als Chronist endlich zu rehabilitieren. Der Überlieferungskonstellation geschuldet, wird auch die Überlieferungsgeschichte einer Bildergenealogie einbezogen, obwohl diese, anders als bisher angenommen, keineswegs die ‚Bayerische Chronik‘ illustriert, sondern als ebenfalls dem Münchner Summenkonzept gehorchendes, eigenständiges genealogisches Werk einzuschätzen ist.
- Einleitung
- Historisch-dynastisches Wissen am Münchner Hofim 15. Jahrhundert
- Erste Redaktion - Die Erfindung der bayerischen Frühzeit.
Ein erster Versuch
- Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek, Mscr.Dresd.P.47 (Dr) - Die Reinschrift der ersten Redaktion
- Der Prolog - Die Programmatik der Chronik
- Zur Rezeption der »Bayerischen Chronik< am Münchner Hof um 1480
- Die narrative Organisation der Chronik
a) Struktur
b) Erzählinstanz.
- Die Quellengrundlage
a) Volkssprachliche Quellen
b) Lateinische Quellen
c) Fiktive Quellen
- Die Konstruktion der Dynastie
a) Bavarus und Norix - Einwanderung und Etablierung des dynastischen Idealtyps
b) Igraminon und Boemundus - Beginn der dynastischen Kontinuität
c) Die Linie des Igraminon vom Nordgau - Die Parade der Herrschertugenden
d) Die Bayern als Erbgubernatoren der römischen Kaiser
e) Zur Funktion des Gralsgeschlechts
f) König Garibaldus und Theodelinda - Erster dynastischer Höhepunkt
g) Die Linie des Boemundus von Bayern - Die wurckung argergetat
h) Otilo (I.), Gründer der Pfalz, und Theodo (V.), Herrscher in Bayern - Neue Sterne am dynastischen Himmel
i) Von Theodo (V.) bis zu Thasilo (IV.) - Schleichender Idoneitätsverlust der bayerischen Linie
j) Die Bekehrung Persiens zum Christentum
k) Die bayerisch-pfälzisch-karolingische Linie von Hugbertus bis Pippin (I.
l) Karl Martell, der allerkriftenlichifte kunig 142 m) Pippin (II.), rexplus und würdiger Vater eines Kaisers
n) Rechtfertigung der ausführlichen Präsentation der fränkischen Könige
o) Karl der Große und die Absetzung Thasilos (IV.).
p) Das abrupte Ende des Fuetrerschen Textes
- Zwischenbilanz I: Ulrich Fuetrers historiographisches Instrumentarium
- München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 699 (MüH) - Ein Descriptus
- Leipzig, Universitätsbibliothek, Rep. IV 6 (Le)
a) Die Handschrift
b) Der Versuch einer Bearbeitung
- Nachtrag: Wann gelangte die Dresdner Handschrift nach Sachsen?
- Zweite Redaktion -Allefursten diss aller edlisten kunnes
- München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 43 (MüP)
Das Dedikationsexemplar der zweiten Redaktion
a) Die Handschrift
b) Wurde die Handschrift Herzog Albrecht IV. überreicht?
- Ein neuer Versuch
a) Der Prolog - Erweiterter Schreibauftrag
b) Prinzipien der Überarbeitung
c) Exkurs: Der >Pawm des geschlächts der herren von dem haws zu Bayern<
- Die neue Konzeption der bayerischen Frühzeit
a) Der Freiheitskampf Theodos (I.)
b) Zur neuen Funktion des Gralsgeschlechts
c) Thasilo (II.) - Fürstliche Herrschaft im Exil
d) Das Ende der römischen Vorherrschaft in Bayern
e) Der bayerisch-römische Kaiser Aurelianus / Valerianus - Secht, also rach got an im die kristenhait
f) Der Aufstieg der fränkischen Könige - Die Bedeutung der translatio imperii für Bayern
g) Theodo (II.), Thasilo (III.) und Theodo (III.) - Die Dynastie zurück in Bayern
h) Verteidigung der neuen dynastischen Konzeption - Endgültige Entlarvung des Chronisten Garibaldus als Fiktion
i) Die neue Rolle des Königs Garibaldus.
j) Die herren von dem grossen haus oder Pfalz - Die Funktion der Trierer Gründungssage
k) Otilo (I.) und die Begründung der christlichen Herrschaft zu Trier
l) Albertus, Ockarius, Pippin (I.) und die Gründungserzählung des Klosters Tegernsee
m) Karl Martell, Benediktbeuern und der Erfinder des Chronisten Garibaldus.
n) Der unheilige Thasilo (IV.)
o) Karl der Große - Kaiserkrönung und Tod
p) Was ist neu und warum? Die wesentlichen Änderungen gegenüber der ersten Redaktion
- Die Zeit nach Karl dem Großen. Exemplarische Analysen
a) Arnulfvon Kärnten, Stammvater der Grafen von Scheyern
b) Arnold der Böse, Wernher von Scheyern und Eckhart mit dem Bundschuh - Dynastische Krise und ihre Überwindung
c) Agnes von Luttringen und die Stiftung der Kirche zu der Swaig
d) Graf Otto von Valley, künigs genos und Stifter des Klosters Bernried
e) Herzog Heinrich von Braunschweig, Herzog Ernst und die Gründung Münchens.
f) Herzog Ludwig I. der Kelheimer und Ludmilla von Böhmen - Pikante Details zur Eheschließung
g) Ludwig II. der Strenge, die Enthauptung der Maria von Brabant und die Gründung des Klosters Fürstenfeld
h) Der Giftmord an Kaiser Ludwig dem Bayern
i) Zum abrupten Ende der zweiten Redaktion
- Zwischenbilanz II: Das es defter genezer vnd lewtter wirt machen dife materij
Der Dichter als Chronist
- München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 18451 (MüF)
Das fragmentarische Autor-Arbeitsexemplar der zweiten Redaktion
a) Eine humanistische Handschrift
b) Die bayerisch-pfälzisch-karolingische Stammtafelskizze
c) Das Chronikfragment
d) Das Fragment als Autor-Arbeitsexemplar.
- Weitere Textzeugen der zweiten Redaktion
a) München, Bayerische Staatsbibliothek,Cgm 227 (MüE)
b) Überlingen, Leopold-Sophien-Bibliothek, Ms. 57 (Üb)
c) München, Bayerische Staatsbibliothek,Cgm 225 (MüT)
d) München, Bayerische Staatsbibliothek,Cgm 1591 (MüK)
- Das Handschriftenverhältnis der zweiten Redaktion
- Ulrich Fuetrers Schreiber - Datierung der Werke
- Die Bildergenealogie
- Die Fürstenbildnisse in Dresden, Sächsische Landesbibliothek
Staats- und Universitätsbibliothek, Mscr.Dresd.P.47
Eine illustrierte wittelsbachische Stammtafel
a) Visualisierung der »Bayerischen Chronik< des Ulrich Fuetrer oder eigenständige Bildergenealogie?
b) Gestalterische Vorbilder
c) Form und Funktion derTituli
d) Fuetrersches Wissen in den Tituli.
e) Fuetrerfremdes Wissen in den Tituli - Die Dominanz der Stammtafeln des Andreas von Regensburg
f) Die Unordnung der Ahnen und das Elend mit den Wappen
g) Die Intention der Bildergenealogie
- Weil nicht zusammenpasst, was nicht zusammengehört
Der misslungene Versuch in Leipzig, Universitätsbibliothek, Rep. IV 6
- Überlieferungszeugen der Fürstenbildnisse und Tituli in Bayern
a) München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 1603
b) München, Staatliche Graphische Sammlung, Inventar-Nr. 1948.71-77 (Z)
c) Olim Malibu, The J. Paul Getty Museum, Ms. Ludwig XIII10
d) München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 2824
- Weitere Überlieferungszeugen mit und ohne Portraits
a) München, Bayerisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Bibl. 5549
b) München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung III Geheimes Hausarchiv, Hs 367
c) Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 54.5 Aug. 40
d) Karlsruhe, Generallandesarchiv, Hs. 65/367
- Gescheitert an allen Enden
- Mangelnde Anerkennung der >Bayerischen Chronik am Münchner Hof<
- Das genealogische Summenkonzept
- Das Scheitern der ersten Redaktion - Rückschlüsse aus der zweiten Redaktion
- Die unvollendete Pergamenthandschrift Cgm 43 und Fuetrers Dedikationsbrief- Die gescheiterte zweite Redaktion
- Die Dresdner Fürstenbildnisse - Missglückter Prototyp einer eigenständigen Bildergenealogie
- Die Kopien der Fresken aus dem Alten Hof im »Codex discissus« - Das Siegermodell
- Dritte Redaktion - Neue Stimmen im Tex
- München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 566 (MüB) - Eingriffe in die bayerische Frühzeit
a) Die Handschrift
b) Die Bearbeitung der zweiten Redaktion
- München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 565 (MüW) - Die erweiterte dritte Redaktion
a) Die Handschrift
b) Von wann stammen Aventins Kommentare?
- Descripti der erweiterten dritten Redaktion
a) München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 1590 (MüL)
b) Linz, Oberösterreichisches Landesarchiv, Sammlung Hoheneck, Schlüsselberger Archiv, HS 192 (Li)
- Die Erweiterung der dritten Redaktion
- Das Handschriftenverhältnis der drittenRedaktion
- Wer fertigte die dritte Redaktion an, und wer verfasste die Fortsetzung?
- Vierte Redaktion - Das Einmannunternehmen
- Ein neues Text-Bild-Projekt
- München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung III Geheimes Hausarchiv, Hs 31 (MüG)
Die Reinschrift dervierten Redaktion
- Die Illustration der vierten Redaktion und die schwierige Ordnung der Ahnen
a) München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 1604 - Vom Bildercodex zur Konzepthandschrift
b) München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 2799- Die Ordnung der Ahnen
- Die Intention des Text-Bild-Projekts
- Ergebnisse und Perspektiven.
- Anhänge
- Stemma
- Beschriebene Handschriften / Siglenkonkordanz
- Abkürzungen
- Bibliographie
- Textausgaben
- Forschungsliteratur
- Internetressourcen
- Register
- Handschriften
- Inkunabeln und Frühdrucke bis 1600
- Autoren und Werke
- Orte und Personen.