Kunstgeschichte


Den Haag: Die Anatomie des Dr. Tulp (Rembrand)

Ereignis Die Anatomie des Dr. Tulp
von/bis 1632
Künstler Rembrand
Nation Niederlanden
Ort Den Haag
Museum Mauritshuis
Wikipedia Die_Anatomie_des_Dr._Tulp
Rembrand - Die Anatomie des Dr. Tulp
Rembrand
Die Anatomie des Dr. Tulp (1632)
Rembrand - Die Anatomie des Dr. Tulp
Bildrechte: Rembrandt creator QS:P170,Q5598, Rembrandt - The Anatomy Lesson of Dr Nicolaes Tulp, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Die Anatomie des Dr. Tulp ist ein Gemälde des niederländischen Malers Rembrandt. Das 1632 fertiggestellte Werk mit den Maßen 216,5 cm × 169,5 cm hängt heute im Mauritshuis in Den Haag.

Zwei Personen auf diesem Gemälde sind besonders exponiert: Die eine ist der Arzt Dr. Nicolaes Tulp, der den anwesenden Zuschauern anhand der Sektion des linken Armes der zu obduzierenden Person die Skelettmuskulatur erklärt. Die andere ist der auf dem Tisch liegende Tote, gemeinhin als Adriaan Adriaanszoon identifiziert, was jedoch zunehmend angezweifelt wird. Adriaanszoon war ein gewalttätiger Straßenräuber, der wegen seiner Verbrechen gehängt wurde. Die anderen Personen sind vermutlich Jacob Jansz Colevelt, Adrian Cornilsz Slabberaen, Mathys Evertsz Calkoen, Jacob Jans de Witt, Jacob Dielofse Block und Frans van Loenen, was sich sowohl durch die Auftragslage als auch das mittig in der Hand gehaltene Papier stützen lässt. Anatomie-Vorführungen waren im 17. Jahrhundert ein gesellschaftliches Ereignis. Sie fanden in hörsaalähnlichen sogenannten anatomischen Theatern statt; das Publikum, oft Zunftkollegen, Studenten und Honoratioren, musste Eintritt bezahlen. Mit dem eingenommenen Geld wurden die an der Schaustellung beteiligten Personen entgolten.

Beschreibung

Die abgebildeten Zuschauer sind dem gesellschaftlichen Anlass entsprechend feierlich gekleidet, es sind ebenso wie Dr. Tulp Mitglieder der Amsterdamer Gilde der Barbiere und Chirurgen. Der hohe Rang Tulps zeigt sich darin, dass er im Saal den Hut aufbehalten hat. Dies ist jedoch eine spätere kompositorische Lösung, da Röntgenaufnahmen in tieferen Malschichten einen Hut bei der am höchsten sitzenden Person offenbarten. Es wird ebenfalls angenommen, dass die Person links im Bild sowie die im Hintergrund über allen anderen Zuschauern stehende erst nachträglich in das Bild eingefügt wurden.

Die damalige Wissenschaft erklärte, das blutige Handwerk der Sektion solle von anderen Berufsgruppen verrichtet werden. Folgerichtig gibt es in diesem Bild auch keine Schneideinstrumente, stattdessen schließt es im rechten unteren Rand mit einem gewaltigen Buch ab, das für den Betrachter nicht lesbar ist, doch ein Lehrbuch der Anatomie sein wird. Im Gemälde zeigt sich ein sachlicher Fehler: Der angehobene Muskel (Musculus flexor digitorum superficialis) müsste laut der anatomischen Nomenklatur auf der Innenseite des Ellenbogens seinen Ursprung haben, er setzt im Bild hingegen nicht dort an.

Rembrandt war erst 25 Jahre alt als er das Bild malte. Doch bereits hier, besonders in der Gestaltung der Person des Toten, zeigt sich eine Eigenart, die Rembrandt in späteren Jahren immer öfter praktizierte: das Abschatten von Gesichtern, das als Andeutung der umbra mortis gedeutet wird.

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