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Firma | Waggonfabrik Josef Rathgeber |
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Gründung | 1952 |
Beendigung | 1987 |
Wikipedia | Waggonfabrik_Josef_Rathgeber |
Der Firmengründer Joseph Rathgeber senior wurde am 26. Februar 1810 in Ering am Inn geboren, hatte den Beruf eines Hufschmieds erlernt und am 21. Juni 1839 für 5500 fl (Gulden) die reale Hufschmiedgerechtsamkeit von Ernst Bräuer an der Marstallstrasse 7 in München erworben. Am 19. November 1839 verlieh ihm der Magistrat der Stadt München das Bürgerrecht. Joseph Rathgeber senior ehelichte am 16. Februar 1841 die Münchner Bäckerstochter Maria Kellerer. Dieser Ehe entsprossen 10 Kinder, darunter am 15. Februar 1846 Josef Rathgeber jun. und am 11. April 1857 Rudolf Eduard Rathgeber, die dann später den väterlichen Betrieb übernahmen. Dem „Hofhufschmied“ Joseph Rathgeber sen. wurde sein beruflicher Rahmen zu eng, worauf er am 17. April 1855 die Konzession für eine Wagenfabrik auf dem Grundstück Marsstrasse 10a in der Münchner Maxvorstadt erhielt, das er am 9. Dezember 1852 für 10.996 fl von Alois Fest gekauft hatte.
Neben der Fertigung von Kutschen nahm Rathgeber für die 1840 eröffnete München-Augsburger Eisenbahn den Bau von Eisenbahnwagen auf und firmierte ab 1852 als Waggonfabrik Joseph Rathgeber. Ab 1860 wurden die Waggons auch nach Österreich-Ungarn und in die Schweiz exportiert. Nach dem Tod des Firmengründers 1863 expandierte das Unternehmen durch Eisenbahn- und Heeresaufträge und wurde besonders in der technischen Ausstattung der Wagen, etwa mit Zentralheizung und Pintsch-Gasbeleuchtung, führend. Ab 1879 wurden verstärkt Güterwagen produziert.
1908 bis 1911 wurde die noch heute bestehende Fabrik am Bahnhof Moosach errichtet und seitdem laufend erweitert. Ab 1900 wurden schwerpunktmäßig Wagen für die Straßenbahn München produziert. Zwischen 1909 und 1914 wurden auch Büssing-Lastwagen in Lizenz gebaut.
Nach 1945 lieferte das Unternehmen Omnibus-Aufbauten für Krauss-Maffei- und MAN-Fahrgestelle, später auch Karosserien für den Oberleitungsbus München. 1951 stellte Rathgeber auf der IAA das erste selbstgebaute Omnibus-Modell vor. Im selben Jahr wurde die eigene Omnibusproduktion wieder aufgegeben. Rathgeber spezialisierte sich wieder auf sein altes Kerngeschäft, den Schienenfahrzeugbau.
Für die Münchner und Augsburger Straßenbahn wurden zunächst kriegsbeschädigte Wagen wiederaufgebaut. Von 1950 bis 1965 folgte mit der Baureihe M die weltweit größte Serie von Lenkdreiachsern und 1964 bis 1968 die Baureihe P. Für die Bundesbahn war Rathgeber unter anderem am Bau der Mitteleinstiegs-Eilzugwagen, der 26,4-Meter-Schnellzug- und Liegewagen[6], der ET 56 und der Mittel- und Steuerwagen zum VT 08 beteiligt.[7] Auch Rolltreppen gehörten zur Produktpalette.
1956 übernahm die Firma Meiller die Aktienmehrheit an Rathgeber. Aufgrund stark zurückgehender Aufträge ließ Meiller das Straßenbahn- und Busgeschäft auslaufen. Die pünktlich zu den Olympischen Spielen bis 1972 gelieferten 21 Serienzüge der Münchner U-Bahn-Baureihe A von 1967 und 14 S-Bahn-Olympiatriebzüge waren die letzten in Moosach produzierten Schienenfahrzeuge. Seitdem werden im Rathgeber-Werk in Moosach die Meiller-Kippmulden für Baufahrzeuge sowie als einziges früheres Rathgeber-Produkt Aufzugstüren produziert. 1987 wurde Rathgeber als Unternehmen aufgelöst.
Das ehemalige Rathgeber-Werk in der Untermenzinger Straße 1 direkt am Bahnhof Moosach besteht noch heute als Stammsitz der Firma Meiller.[9 Nach dem Bebauungsplan ist auf Teilen des Geländes, die nicht mehr für die Produktion benötigt werden, künftig eine Wohnbebauung vorgesehen. Dabei sollen von den denkmalgeschützten Gebäudeteilen des Rathgeber-Werks von 1911 das Verwaltungsgebäude und das Pförtnerhaus erhalten bleiben, während die noch vorhandenen Werkshallen abgerissen werden. Anfang 2018 waren die Werkshallen abgerissen, die Bebauung teils im Rohbau fertiggestellt und teils das Baufeld freigemacht.