Münchner Sagen & Geschichten

Der Löffelwirth hinterm Rathhaus.

Trautmann - Die Alt-Münchner Wahr- und Denkzeichen (Seite 29)


Ein anderes, kleines, aber äußerst wichtiges Wahrzeichen der lobesamen Stadt München ist der Löffelwirth am Brünnlein hinter St. Peter, nächst an der kleinen Rathhausstiege. Von all dem, was sich da zugetragen, findet sich wieder treuester Bericht im genannten Buche. In ganz kurzem aber handelte es sich darum:

Es lebten Ihrer zwei zu München, von welchen der Eine Achzenit hieß und der Andere Ruprecht, davon war der Erste ein unbändiger, loderer Geselle, der Zweite aber war so geizig, daß er kaum zu essen wagte, und gar nichts, ale Wasser trank, während der Erste in nichts, als Wein schlemmte.

Weil nun das Wasser am Brünnlein hinterm Rathhaus so frisch war, stellte sich der Ruprecht tagtäglich da ein, trank aus einem Schöpflöffel und bot auch den Vorübergehenden Wasser an. Dafür nannte ihn der verschwenderische Achzenit den Löffelwirth am Rathhaus, verspottete ihn auf alle Weise und um ihn recht zu ärgern, stellte er sich auch an das Brünnlein, trank statt des Wassers Wein aus einem Löffel, goß ihn dann ein über das andere Mal wieder voll und bot den Vorübergehenden Wein an. Darüber entstand Groll und Hader, und wie der Achzenit den jenigen Ruprecht verhöhnte, weil er so geizig sei, höhnte ihn der Ruprecht wieder mit seiner Verschwendung und prophezeite ihm, daß er noch auf den hölzernen Strafsessel komme. Der stand auf dem Marktplatz. Da gings mit dem Geld des Verschwenders in der That immer weiter herab, bis er zuletzt gar nichts mehr hatte, als einen Wiesenfleck, und der Geizige freute sich, daß er so wahr prophezeit habe. Der Achzenit war aber sehr schlau, wußte in die Welt zu bringen, daß auf dem Wiesenfleck ein Schatz begraben liege, hielt damit den habsüchtigen Ruprecht zum Besten und über verschiedenes Geld geben, Graben und nichts Finden kamen sie entsetzlich hinter einander, bis sie zuletzt alle zwei auf dem hölzernen Strafsessel reiten mußten. Diese absonderlich lustige Sache, der zu Folge der Schöpflöffel am Brünnlein blieb, fiel im Jahre 1464 oder 65 vor.


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