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Suchbegriffe Juri und Miranha 
Personenverzeichnis Indianerkinder 
Friedhof Alter Südlicher Friedhof
Lage 24-1-1/2
Wikipedia Juri_und_Miranha

Juri und Miranha sind zwei indigene Kinder aus Brasilien, die 1820 von den beiden Naturwissenschaftlern Johann Baptist Spix und Carl Friedrich Philipp Martius nach München gebracht wurden. Die Namen der beiden Kinder sind nicht überliefert, Juri (= Yuri) und Miranha sind die Namen der indigenen Völker, aus denen sie stammten. Sie wurden auf die Namen Johannes (Juri) und Isabella (Miranha) getauft. Die beiden wurden öffentlich zur Schau gestellt und sind schon bald verstorben, Juri am 11. Juni 1821, Miranha am 20. Mai 1822 (beide in München). Das Schicksal der beiden Kinder wurde in einer romanhaften Erzählung aufgegriffen.

Bald nach ihrer Ankunft in München lebten Juri und Miranha gemeinsam mit Spix, Martius, einer Witwe, die den Haushalt führte, sowie Dienstboten (zwei Dienstmädchen und einem Diener) in der Maxburg, einem Gebäude, das ihnen der König zur Verfügung stellte. Die Kinder schliefen im selben Zimmer wie Spix und Martius.[35][36] Juri lebte vermutlich bis zu seinem Tod bei Spix und Martius in der Maxburg, Miranha war später wohl zeitweise bei der Hofpfistermeisterswitwe Kreszenz Jacobi untergebracht, die Räume vermietete. Berichte, nach denen Juri bei Herzog Max untergebracht wurde, beruhen wohl auf einem Missverständnis.

Anfangs, sowohl im Gasthof zum Goldenen Hahn als auch in der Maxburg, kamen viele Münchner Bürger, um die Kinder zu sehen. Die Kinder wurden verschiedentlich in den Tageszeitungen erwähnt und beschrieben. Besondere Aufmerksamkeit erregte die Tätowierung im Gesicht von Juri, die schwarzen Haare, die braune Haut, der kräftige Körperbau und die Tatsache, dass die Kinder nicht miteinander kommunizieren konnten, da sie verschiedene Muttersprachen hatten.[39] Juri wurde als lebhafter und hübscher als Miranha beschrieben. Das Alter der Kinder wurde meistens zwischen zehn und 15 Jahre geschätzt, Miranha wurde meist etwas jünger geschätzt. Das Volk der Miranhas wurde meist sehr negativ („Menschenfresser“) dargestellt, das Volk der Juri als stärker zivilisiert.

Schon am Tag nach ihrer Ankunft in München hatten Spix, Martius und die Kinder eine längeren Audienz bei der königlichen Familie.

Da die Reisenden im Winter nach München kamen, ist es nicht verwunderlich, dass die Kinder an der Kälte litten und bald Husten und Brustinfektionen hatten. Juri wurde mehrfach zur Ader gelassen, was der damaligen medizinischen Praxis entsprach. Er schien Angst zu haben, dass die Ärzte ihm nach dem Leben trachteten, indem sie ihm immer wieder Blut abzapften. Aber dann gewann er angeblich Vertrauen.[42] Auch Spix und Martius litten unter den niedrigen Temperaturen, sie suchten mehrfach um Holz an.

Johann Andreas Schmeller besuchte die beiden Wissenschaftler und die Kinder am 27. Dezember 1820. Juri, den Schmeller als einen Knaben „mit recht einnehmenden Zügen“ beschrieb, war zu diesem Zeitpunkt krank und reagierte kaum auf seine Umgebung, Miranha dagegen „lächelte recht herzlich dazu“, als Schmeller sie ansprach, und gab auch eine Antwort, die Schmeller aber nicht verstehen konnte. Er vermutete, sie habe nur versucht, seine Worte zu wiederholen.[44] Eine weitere Begegnung Schmellers mit den Kindern fand am 1. Mai 1821 statt, dabei erwähnt er nur Spix, nicht Martius. Er schildert das Ritual des Gutenachtsagens mit Abendsegen, das Spix mit den Kindern absolvierte, und berichtete, dass Spix die beiden an diesem Tag in die Kirche von Maria Eich mitgenommen hatte, wo Juri sich aus Unwissenheit in der Kirche falsch benommen hatte. Die Mutter von Martius schien der Meinung zu sein, dass die Kinder für Martius eine Belastung waren und dieser sich wohl nicht so sehr um die Kinder kümmerte (Brief vom 11. Januar 1821).

Es wird berichtet, das beide mit Puppen spielten, und scheinbar nicht verstanden, dass die Puppen leblos waren. Miranha verstand mehr portugiesisch als Juri, aber Juri sprach mehr als Miranha und erschien den Erwachsenen gegenüber offener. Von ihr wird berichtet, dass sie sich ihrer Umgebung gegenüber „gefühllos“ verhielt. Sie war sehr geschickt in Handarbeiten, dazu hatte die Königin ihr Leinwand geschenkt.

Nach einem Zeitungsbericht wurden die beiden Kinder vom König unterhalten: „Durch die Großmuth Sr. Majestät des Königs und Ihrer Majestät der Königin werden die beyden jungen Indianer mit Allem, was sie bedürfen, vollständig versehen, und durchaus erhalten.“[42] Aber die Mutter von Martius sorgte sich, dass diesem die entstandenen Kosten nicht ausreichend erstattet würden. Sie schrieb im Februar 1821 an ihren Sohn: „Mache nur, daß Du die Indier vom Halse bekommst [...] Solltest Du für die diesen beiden Fratzen bisher gegebene Kost nicht auf eine andere Weise entschädigt werden; so würde ich solche sauber berechnen und dadurch käme es auch an den Tag, daß Ihr die Kost nicht auf Königl. Rechnung erhieltet [...] in allen Zeitungen steht [...]“

Juri starb am 11. Juni 1821, also nur ein halbes Jahr nach seiner Ankunft in München. Als Todesursache wurde chronische Lungenentzündung und Lungenvereiterung genannt. Sein Leichnam wurde seziert und von seinem Gesicht wurde ein Wachsabdruck für eine Totenmaske gemacht.[47] Es wurde verschiedentlich behauptet, dass der Kopf von Juri in der Anatomie ausgestellt wurde,was jedoch nicht belegt ist und vermutlich auf Missverständnissen beruht.

Miranha starb am 20. Mai 1822 an „allgemeiner chronischer Entzündung der Eingeweide des Unterleibs“.[46] Warum Martius auf der großformatigen Zeichnung von Miranha eigenhändig ein falsches Todesdatum (Okt. [1]822) notiert hat, ist unverständlich.

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Literatur


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