Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Name | Herzogspitalkirche St. Elisabeth |
Architekt | Branca Alexander von Groethuysen Herbert |
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Stadtbezirk | 1. Altstadt-Lehel |
Stadtbezirksteil | Hackenviertel |
Straße | Herzogspitalstraße 9 |
Jahr Baubeginn | 1954 |
Jahr Fertigstellung | 1955 |
Sakral | katholisch |
Kategorie | Kirche |
Herzog-Spitalhofkirche St. Elisabeth, Herzogspitalstraße 8. Geschichte. Im Jahre 1555 begann Herzog Albrecht V. einen Spitalbau mit Kirche für die kranken Hofbediensteten. Kirche und Spital erhielten im wesentlichen ihre gegenwärtige Gestalt beim Umbau 1676. Das Spital wurde 1800 aufgehoben und mit dem nahen Josephsspital vereinigt. An die Kirche angebaut ist das von der Kurfürstin Theresia Kunigunde, der 2. Gemahlin Max Emanuels, 1715 gestiftete Kloster der aus Venedig hieher berufenen Servitinnen (ein Frauenorden zur „Ewigen Anbetung“), die jetzt noch dem Mädchenunterricht obliegen. Die Herzogspitalkirche genießt großes Ansehen wegen des Gnadenbildes der Madonna, das ursprünglich als „Schmerzhafte Mutter“ zum großen 1651 von Fobias Bader geschnitzten Wandkreuz gehörte, 1676 aber als „Gnadenbild“ nach dem linken Seitenaltar versetzt wurde. Von ihm erzählt Forster [F 627], daß nach Aussage mehrerer Personen anfangs 1690 zu verschiedenen Malen bemerkt worden sei, wie das Gnadenbild — gleich als wäre es lebend — die Augen bewegte und den Blick auf die Betenden richtete; dies erhöhte das Vertrauen der Gläubigen zur Mutter Gottes, und es fanden mehrere wunderbare Heilungen statt; zu den besonderen Verehrern des Gnadenbildes zählten namentlich Kurfürst Max Emanuel und Kurfürst Max III., der jeden Samstag vor ihm einer Messe beiwohnte und es sich an sein Sterbelager in die Residenz bringen ließ; aus der Neuzeit werden angeführt die (protestantische) Königin Elisabeth von Rumänien (Carmen Sylva) und die Herzogin von Modena; erstere schrieb an eine befreundete Gräfin: „Erinnern Sie sich, in wie guter Gesellschaft wir uns eines Tages zu den Füßen der wundertätigen Jungfrau befanden? Der Kaiser Franz Joseph und der Prinz Luitpold [später Prinzregent] knieten da und beteten, als wir in die Kapelle traten.“
Kunst. Kirche 1550 als ältester Renaissancebau Münchens erbaut von Heinrich Schöttl, 1676 wesentlich umgestaltet.: weiter, nicht langer Saal, im Aufbau von guten Verhältnissen, in der Anlage (namentlich im Chorschluß) noch dem gotischen Schema folgend; gotische Nachlänge auch in der Gewölbeteilung (Netz-Konstruktion). Grundriß: Langhaus mit 3 Langjochen, Chorschluß in 5 Achteckseiten; Wandgliederung durch flache toskanische Säulen; Tonnengewölbe mit Stichkappen und leichte Gurtbögen; im Chorschluß ein rundes Medaillon als eine Art Schlußstein, auf das von den Stichkappenspitzen aus Rippen zusammenlaufen. Als Gewölbedekoration an den Stichkappen sehr zarte Stuckaturornamente nach italienischem Vorbild, das stilgeschichtlich Wertvollste der Kirche. Altarbilder: am Hochaltar (die 2 Statuen sind von Faistenberger) St. Elisabeth, in Begleitung von Engeln den Kranken Hilfe bringend (von Andreas Wolf); auf dem Seitenaltar die Vision des hl. Philipp Neri (von Untersteiner, einem Schüler Wolfs). An der kahlen Fassade eine Madonna in Bronze von Zumbusch, gestiftet anläßlich der Choleraepidemie 1854 [F, KB, Rb].
Ehem. Kath. Herzogspitalkirche, im Hof barocker Turm von Johann Andrea Trubillio erhalten, 1727/28, sonst Neubau von Alexander von Branca und Herbert Groethuysen, 1954/55; mit Ausstattung; Klostergebäude mit ehem. Mädchenwohnheim, fünfgeschossiger Backsteinbau mit Turm, von Alexander von Branca und Herbert Groethuysen, 1954/55.
Ehem. Kath. Herzogspitalkirche, im Hof barocker Turm von Johann Andrea Trubillio erhalten, 1727/28, sonst Neubau von Alexander von Branca und Herbert Groethuysen, 1954/55; mit Ausstattung; Klostergebäude mit ehem. Mädchenwohnheim, fünfgeschossiger Backsteinbau mit Turm, von Alexander von Branca und Herbert Groethuysen, 1954/55.
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Das wunderthätige Muttergottes-Bild der Herzogspital-Kirche.1690
Herzog Albert V. erbaute im Jahre 1550 das Herzogspital sammt einer Kirche in der Röhrenspeckergasse, welche seitdem die Herzogspitalgasse genannt wird, und bestimmte dasselbe besonders für kranke Hofbediente. Baumeister desselben war Georg Schöttl, ein geborener Münchener.
In diese Kirche verfertigte der Bildhauer Tobias Bader, dessen Portrait in der Sakristei sich befindet, um das Jahr 1650 das Bildniß der schmerzhaften Mutter Gottes unter dem Kreuze, berühmt durch Wunderwerke, und heute noch der Gegenstand des Zudranges der Andächtigen.
Die Geschichte des Wunders dieses Bildnisses ist folgende: Am 21. Januar 1690, an einem Samstage, während Abends die Litanei gesungen wurde, bemerkte ein zehnjähriges Mädchen, Namens Maria Franziska Juliana Schott, die sich unter der Menge der Andächtigen in dieser Kirche befand, daß das Mutter
Gottesbild seine Augen gegen Christus den Gekreuzigten über sich, dann unter sich gegen die Erde und nach beiden Seiten, endlich aber nach der zunächst stehenden Krippe wendete. Das Mädchen, darüber verwundert, wagte nicht in der Kirche hierüber eine Aeusserung zu machen, erzählte aber, zu Hause angekommen, das Gesehene ihren Aeltern. Die Mutter verbreitete diese Erzählung weiter und es verfügten sich nun mehrere Personen in die Kirche, um am Gnadenbilde das Wunder wahrzunehmen. Da nun viele Leute versicherten, dasselbe wunderbare Ereigniß wahrgenommen zu haben, so gelangte die Kunde hievon bald zum bischöflichen Ordinariate in Freising, welches eine Untersuchung hierüber anordnete, und zu diesem Zwecke mehrere geistliche Räthe nach München absandte. Durch eidlich gepflogene Vernehmungen ergab sich nun, daß das Muttergottes-Bild eine geraume Zeit lang Morgens und Abends beim Sonnenlichte und beim Scheine brennender Kerzen die Augen auf- und abwärts, dann auch nach beiden Seiten bewegt habe, und daß dieses von mehreren geistlichen und weltlichen Personen, von Männern und Frauen verschiedenen Alters und Standes bemerkt worden sei. Nachdem nun über das Resultat dieser Untersuchung Bericht an das bischöfliche Ordinariat erstattet worden war, hat Josef Clemens, Erzbischof von Köln und Bischof zu Freising nach Einsicht der Akten in einer am 6. April 1691 gegebenen Urkunde dieses Wunder als wirklich geschehen feierlich erklärt, und die Gläubigen zur Verehrung dieses Gnadenbildes aufgefordert.
Mayer - Münchner Stadtbuch (1868)