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München und seine Bauten

Das München der Renaissance

Kirchenbauten

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Das Paulanerkloster an der Stelle des heutigen Amtsgerichts und der Paulanerbrauerei an der Ohlmüllerstraße, errichtet 1623, aufgehoben 1799
Nach einem Stich von M. Wening

mals Candids großer Hochaltar und manches andere. Das Feinste von allen Denkmalsarchitekturen dieser denkmalfreudigen Zeit ist wohl die Mariensäule, die so wunderbar harmonisch dem alten Platz eingefügt war und auch für sich allein einen eigentümlichen Reiz in Aufbau und Silhouette zeigt. Ueber den Meister sind wir vollkommen im Dunkel, doch wird er, da die Errichtung im Auftrag des Kurfürsten erfolgte, auch dem Kreise jener Hofkünstler mit dem italienischen Kopfe und dem deutschen Herzen angehören, die Max so bevorzugte. Und daß ihr Geschmack eigentlich seiner war, der deutschem Wesen näher stand als dem welschen, lehrt uns seine schwärmerische Verehrung für einen ganz großen Deutschen, für Albrecht Dürer.

Kirchenbauten

Die bedeutsamste Wandlung, die gegen Ende des 16. Jahrhunderts auf innerpolitischem Gebiet vor sich ging, war das gewaltige Ansteigen der absoluten Fürstenmacht und Hand in Hand ein Niedergang des unabhängigen Bürgertums in deutschen Städten, zumal in denen, die zu dauernder Residenz der Fürsten ausersehen waren wie München. Die größten Leistungen der Architektur gehen nunmehr vom Herzogshause aus und besonders, seit Wilhelm V. mit solchem Eifer die geistlichen Angelegenheiten seines Landes in die Hand genommen hatte, hängen von des Fürsten Gnade so ziemlich alle kirchlichen und klösterlichen Neugründungen ab und auch das Gedeihen der bestehenden. Wo das Bürgertum hundert Jahre vorher in der Frauenkirche sich das Wahrzeichen seiner Gemeinschaft aufgerichtet hatte, setzt nun der Fürst das seinige mit der Michaelskirche entgegen. Nachdem wir diese bereits, da sie von den Hofbauten schwer zu trennen ist, an die Spitze dieses Kapitels gestellt haben, bleibt uns hier nur eine Nachlese minder bedeutender Kloster- und Spitalanlagen übrig.

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