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Ein Jahrhundert München

München im Jahre 1796

 

Den englischen Garten schien die Natur zu seiner jetzigen Bestimmung schon lange zu begünstigen, denn er empfing bei ehemaligen Überschwemmungen der Isar, die neben ihm vorbeiströmt, den Samen mancher herrlichen Gebirgspflanzen, die in der Gegend von München eigentlich nicht zu Hause sind. Nun durch Dämme gesichert und durch Kultur verschönert, prangt er mit Bäumen von mehr als siebzig ver­ schiedenen Arten und ebenso mannigfaltigen Staudengewächsen.

Die Gartenlust in München könnte ausschweifend genannt werden, wenn es möglich wäre, in einer Leidenschaft, wobei der Staat gewinnt, die Religion und gute Sitten aber wenigstens nichts verlieren, auszuschweifen.

Durch dieses schöne Beispiel aufgemuntert, wird auch der Feldbau in einiger Ent­ fernung von der Stadt sehr fleißig betrieben. Besonders ist man auf guten Gras­ wuchs bedacht. Der Kleebau wird dabei nicht vernachlässigt. Auch zieht man vor­ trefflichen Hopfen, und das Getreide belohnt immer noch reichlich den angewandten Fleiß und Mühe.

Die umherliegenden Waldungen dienen nicht nur dazu, manchem Holzbedürfnissc abzuhelfen, sondern sie verschönern auch die Gegend, reinigen die Luft und nähren mannigfaltige Tiere, unter denen sich sehr viele und schöne Fasanen befinden, die auch noch in anderen, eigens hierzu bestimmten Gärten zum Vergnügen der gnädigen Landesherrschast gehegt werden.

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