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Auf Grund einer Anregung des bayer. Kriegsarchivs und ehemaliger Heeresangehöriger sind am 19. Juni die Vertreter der Unterzeichneten grossen Verbände früherer Heeresangehöriger zusammengetreten und haben beschlossen, ihre Stellungsnahme zur Frage der Strassenbenennung zur Erinnerung an den Krieg 1914/18 wie folgt dem Stadtrat der Landeshauptstadt München zur Kenntnis zu bringen:
Es erscheint ein unbedingtes Erfordernis, dass München als die Hauptstadt des zweitgrössten Bundesstaates eine Anzahl Strassen, Plätze, Brücken usw. nach den Ruhmestaten der ehemaligen Bayerischen Armee benennt, zum ewigen Gedächtnis an einen Krieg, wie ihn die Welt noch nicht erlebt hat, als ehrendes Gedenken für die lebenden und toten Helden. Wir setzen voraus, dass eine Ehrung vom Stadtrat München als eine hohe vaterländische Pflicht erachtet wird. Tatsächlich hat die Stadt München auch bisher die Erinnerung an grosse Kriege durch Strassenbezeichnungen wach erhalten.
Die Ehrung wird um so nachdrücklicher sein, je mehr die Strassenbenennung für die breite Öffentlichkeit in Vordergrund tritt. Es erscheint daher notwendig, in ähnlicher Weise wie bisher (Befreiungskrieg Gegend Obelisk - Krieg 1870/71 Gegend Ostbahnhof — Dichter und Komponisten Gregend Bavariaring) ein geschlossenes Stadtviertel in bester Lage der Stadt zur Erinnerung an den Weitkrieg zu bezeichnen.
Die Frage , ob ein neu zu erbauendes Stadtviertel hierzu auszuwählen oder ein schon bestehendes Stadtviertel teilweise umzutaufen ist, bedürfte der Erwägung. Die Schwierigkeiten, die sich einer Umtaufe voraussichtlich entgegenstellen, dürften diesen Vorschlag ausschalten, um so mehr, als sie gerade bei bevorzugten Stadtvierteln besonders gross sein werden.
Die Unterzeichneten Verbände halten es daher für zweckmfissig, wenn für die Erinnerung an den Krieg ein bereits im Entstehen begriffenes oder projektiertes Stadtviertel ausersehen wird. Sie sind sich darüber klar, dass die Durchführung eines solchen Planes infolge der Baunot unter Umständen lange dauern wird. Sie nehmen Diesen Missstand zu Gunsten der Bezeichnung eines schönen und zusammenhängenden Stadtviertels in den Kauf, allerdings unter der Voraussetzung, dass von Seiten des Stadtrates ein Stadtviertel gewählt wird, dessen Strassenzüge heute schon feststehen. Auf diese Weise würde die Erinnerung an den Krieg 1914/18 doch nicht allzu lange hinausgeschoben werden, da unter Umständen die Strassenbezeichnung auch schon vor Beginn der Bautätigkeit durchgeführt werden kann.
Für die Durchführung im Einzelnen kommen die Unterzeichneten Verbände za folgender Auffassung:
Der schon vom Bayer. Kriegsarchiv mit dem Stadtrat behandelte Gedanke, Strassen nach Ruhmestaten der einzelnen ehemaligen Münchener Truppenteile zu bezeichnen, ist zweifellos richtig und kommt neben dem hier vorgesotilagenen Gesamtplan in Betracht.
Die Verbände der Angehörigen der ehemaligen Truppenteile wünschen teilweise eine Strassenbezeichnung in der nähe ihrer früheren Kaserne oder eines von ihnen errichteten Ehrendenkmals für ihre Gefallenen. Gesuche in dieser Richtung müssen als berechtigt erkannt werden, da eine solche Massnahme die Erinnerung an den einzelnen Münchener Truppenteil am besten wach erhalt*
Für das geschlossene Stadtviertel denken sich die Unterzeichneten Verbände die Ausführung etwa nach folgendem Plane:
Grosse Platze und Hauptstrassen wfiren zu benennen nach den grössten Schlachten des Bayerischen Heeres und nach den hervorragendsten Heerführern des Krieges,
Kleinere Platze und Nebenstrassen naoh den übrigen grossen Schlachten des Bayerischen Heeres und naoh den Ruhmestaten der einzelnen- ehemaligen Münchener Truppenteile, soweit diese nioht, wie oben erwähnt, eine Strassenbensnnung in der Nfihe ihrer Kaserne oder ihres Kriegerdenkmals wünschen*
Ein Verzeichnis der grossen Schlachten des Bayerischen Heeres und hervorragender Heerführer liegt bei. Die Namen wurden von den Unterzeichneten Verbänden aus einem umfangreicheren Vorschlag des Bayerischen Kriegsarchivs sorgfältig ausgewählt.
Schliesslich möchte darauf hingewiesen werden, dass es notwendig erscheint, geeignete Stellen innerhalb des gewählten Stadtviertels der Aufstellung von Denkmfilern vorzubehalten, die mit dem Kriege uusammenhängen. Es wäre erwünsoht gewesen, das bereits in Aussioht genommene Denkmal für die gefallenen Münchener Bürger dorthin zu verlegen, was aber nioht mehr durchführbar erscheint. Mit einer spateren Aufstellung von Denkmälern für hervorragende Bayerische und Deutsche Heerführer ist zu rechnen. München als Landeshauptstadt dürfte berufen sein, eine solche Ehrung für ganz Bayern zu übernehmen.
Die Unterzeichneten Verbfinde möchten nochmals ihre Auffassung betonen, dass es sich bei dem Vorschlag um eine grosse vaterländische Aufgabe und eine selbstverständliche Pflicht gegenüber einer grossen Zeit handelt und ersuchen daher den Stadtrat, alle Mittel anzuwenden, um die sich allenfalls entgegenstellenden Schwierigkeiten zu überwinden.
Die Geschäftsstelle des Landesverbandes Bayern des Deutschen Offiziersbundes, München, Leopoldstrasse 15, Fernsprecher 34 147, ist jederzeit bereit, im Falle von Rückfragen die Ansicht der Unterzeichneten Verbände einzuholen oder deren Vertreter zu einer Ausspraohe mit den einschlägigen Beamten der Stadtverwaltung zusammenzurufen.
Abschriften dieses Schreibens ergingen an den Herrn Ministerpräsidenten, an den Herrn Präsidenten des Landtages, an den Herrn Regierungspräsidenten von Oberbayern und an den Herrn Landeskommandanten.
Landesverband Bayern d. Deutschen Offizier-Bundes
Landesverband Bayern d. Nationalverbandes Deutscher Offiziere
Verband d. b. Offiziers-Regiments-Vereine
Bayerischer Krieger-Bund
Frontkriegerbund
Interessengemeinschaft ehem. Heeres u. Marineangehöriger
Verband national-gesinnter Soldaten
Vorschlag
für dle Bezeichnung von Strassen, Plätzen navv. ln München zur Erinnerung an den Erleg 1914/18.
I. Westlioher Kriegsschauplatz
II. Östlloher Kriegsschauplatz
III. Afrika
IV. Heerführer
Bei "Graf Bothmer" käme gegebenenfalls die Verlegung der bisher nach der Familie benannten Strasse ln das neue Stadtviertel in Betracht.