Münchner Personenverzeichnis

Geboren 25.9.1877 [Stolp, Provinz Pommern]
Gestorben 5.1.1950 [München]
Beruf Mediziner  
Suchbegriffe SS  
Wikipedia

Am 1. April 1924 übernahm er als Nachfolger von Emil Kraepelin die Professur für Psychiatrie und die Leitung der von diesem begründeten Klinik an der Universität München. In der damaligen Fachwelt stieß die Tatsache, dass damit kein Schüler Kraepelins berufen wurde, teilweise auf Unverständnis. Bumke trat damit auch kein leichtes Erbe an, da Kraepelin, der München zum Zentrum der deutschen Psychiatrie gemacht hatte, noch lebte und Bumke zudem versuchte, andere Ideen durchzusetzen. Kraepelin hatte, um der Überbewertung der Anatomie und Physiologie entgegenzuwirken, seinen Schwerpunkt auf die psychologische Forschung und die experimentelle Psychologie gelegt. Bumke versuchte beide Richtungen gleichermaßen zu ihrem Recht kommen zu lassen und verdeutlichte den neuen Kurs durch die Umbenennung der Universitätsklinik in „Psychiatrische und Nervenklinik der Universität München.“ Für das akademische Jahr 1928/29 wurde er zum Rektor der Universität München gewählt. Das Klima innerhalb der Universität war zu dieser Zeit schon durch politische Kämpfe und Intrigen vergiftet. Eine der für ihn abgegebenen Stimmen war mit „Mich dünkt, die alma mater braucht längst einen Psychiater“ betitelt. Von 1929 bis 1933 war Bumke Vorstandsmitglied im Verband der Deutschen Hochschulen, bis dieser aufgelöst wurde. Während seiner Zeit in München (1931) gab er zusammen mit anderen ein Handwörterbuch zum Thema Psychohygiene und psychiatrische Fürsorge heraus.

1934 starb seine Frau Hedwig, geborene Burckart, eine der ersten deutschen Ärztinnen, die er in Freiburg kennengelernt hatte. Im Jahr 1936 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

In der Zeit des Nationalsozialismus war Bumke förderndes Mitglied der SS und gehörte dem NS-Lehrerbund an Ab 1940 war er beratender Militärpsychiater im Wehrkreis VII Süd-Bayern mit Sitz in München. Im August 1942 ernannte ihn Adolf Hitler zum außerordentlichen Mitglied des wissenschaftlichen Senats des Heeressanitätswesens. Seit 1944 gehörte Bumke dem wissenschaftlichen Beirat Karl Brandts an, der zum Generalkommissar für das Gesundheitswesen aufgestiegen war. Brandt wurde wegen der Tötung von Geisteskranken bei der Aktion T4 im Nürnberger Ärzteprozess zum Tode verurteilt.

1946 wurde Bumke vom Amt suspendiert. 1947 folgte seine Wiedereinsetzung und Emeritierung.

Bumke galt als begnadeter Redner und Dozent. Neben einer starken wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung auf die Neurologie befasste sich Bumke mit Grenzfragen zwischen Medizin und Gesellschaft. Noch bis kurz vor seinem Tode hielt er Vorlesungen über psychiatrische Grenzfragen im überfüllten anatomischen Hörsaal seiner Universität. Von allgemeiner Bedeutung sind seine Schriften über „Kultur und Entartung“ (1912/1922), in denen er Vorstellungen über vermeintliche Degenerationserscheinungen in Medizin und Gesellschaft kritisierte.[5] Große Bedeutung kommt auch seiner Kontroverse mit Sigmund Freud zu. Im Gegensatz zu Freud trat Bumke für die Einheit der Seele mit allen ihren Äußerungen ein. Als Unitarier meinte er, die Seele sei nicht geteilt zwischen Ich, Über-Ich und Es. Er wandte sich gegen die seiner Ansicht nach wirklichkeitsferne Laboratoriums-Psychologie und gegen alle modernen „Hirn- und Libido-Mythologien“. Herausragend ist sein „Lehrbuch der Geisteskrankheiten“, das in brillantem Stil das Wissen seiner Zeit festschrieb.

Bumke war als fähiger Organisator nicht nur zum Rektor der Universität gewählt worden, sondern war auch Schriftleiter des Archivs für Psychiatrie und als Nachfolger Friedrich von Müllers Vorsitzender des Herausgeberkollegiums der Münchner Medizinischen Wochenschrift. Bumke verkehrte mit der gesellschaftlichen und künstlerischen Elite seiner Zeit und zeigte sich selbst künstlerisch interessiert. So sammelte er etwa Werke von Carl Spitzweg. Für ein repräsentatives Porträt im Münchner Rektorenornat stand Bumke dem Maler Karl Bauer Modell.[6] Ein Beispiel für seinen literarischen Stil und seine philosophischen Vorstellungen geben Bumkes gesammelte Aphorismen.

Bumke war als „Psychiater“ gerufen worden, um den Hitler-Attentäter Georg Elser fachlich zu begutachten.

Quelle: Wikipedia

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Grabstätte

Grabstätte - Oswald Bumke Waldfriedhof - Alter Teil
Sektion: 123 - Reihe: W - Nummer: 11
* 25.09.1877 (Stolp, Provinz Pommern)
† 05.01.1950 (München)