Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Orte des Erinnerns und Gedenkens |
Autor:in | Brantl Sabine |
Verlag | Landeshauptstadt München |
Buchart | |
Erscheinung | 2011 |
Seiten | 124 |
Online verfügbar | Download |
ISBN/B3Kat | 0000000247 |
Kategorie | Nationalsozialismus |
Serie | ThemenGeschichtsPfad |
Suchbegriff | Nationalsozialismus |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Vorwort
München spielte beim Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung eine unrühmliche Rolle, schon lange vor der so genannten Machtergreifung. Hier feierte Adolf Hitler Triumphe und fand die Gründung der NSDAP statt, hier versuchte der „Führer" schon im November 1923 seinen Putsch, hier erschien erstmals der „Völkische Beobachter" und befand sich die Parteizentrale. Im Jahr 1933 wurde München zur „Hauptstadt der Deutschen Kunst" ernannt, 1935 zur „Hauptstadt der Bewegung". Hier wurde auch das erste Konzentrationslager geplant und vor den Toren der Stadt errichtet, hier war die Zentrale der Gestapo und hier wurden viele Untaten in vorauseilendem Gehorsam schon praktiziert, bevor sie von den Nationalsozialisten per Gesetz reichsweit verfügt wurden.
Nach dem ThemenGesch/chtsPfad von 2006 über den „Nationalsozialismus in München" macht der vorliegende Band über „Orte des Erinnerns und Gedenkens" deutlich, wo und auf welche Weise sich die Stadtgesellschaft mit dieser historischen Last auseinandersetzt.
Dabei werden auch Defizite sichtbar, die hier nicht ausgespart werden. Bei manchen Erinnerungsorten befremdet der späte Zeitpunkt ihrer Entstehung. Dabei sollten wir uns aber vor Selbstgerechtigkeit hüten. Als München nach dem Krieg in Ruinen lag, waren die Schrecken des nationalsozialistischen Unrechtsregimes in der Erinnerung der Menschen noch allgegenwärtig. Damals standen der Wiederaufbau der zerbombten Stadt und die Schaffung einer demokratischen Rechtsordnung im Vordergrund. Allerdings gab es auch eine Scheu und die Abwehr, sich mit den Opfern und insbesondere mit den Täterinnen und Tätern und ihren Mitläufern auseinanderzusetzen, als sie noch lebten und sogar wieder bedeutsame Funktionen in Politik und Verwaltung ausübten.
Jetzt wird die Zahl der Zeitzeugen immer weniger, während der Wunsch nach Orten des Erinnerns und Gedenkens immer stärker wächst und die Zurückhaltung gegenüber einer Auseinandersetzung mit den Tätern abnimmt.
Das Dokumentationszentrum, das sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus in München auseinandersetzt, wird sich auch mit der Zeit nach 1945 beschäftigen müssen: Was wurde verdrängt, was erst Jahrzehnte später offen ausgesprochen? Wer wurde auf Seiten der Opfer wie auch des Widerstandes lange Zeit übersehen oder verschwiegen, ja aus der Erinnerung ausgegrenzt? Wer hätte unverändert eine stärkere Würdigung verdient? Auch bei diesen Fragen kann es - wie bei der Auseinandersetzung mit Schuld und Verantwortung der Deutschen - keinen Schlussstrich geben.
Der ThemenGeschichtsPfad bietet einen Rundgang zu den Orten des Erinnerns und Gedenkens in München und gibt zugleich Anstoß zur Diskussion über die vergangene und künftige Erinnerungskultur der Stadt.
Christian Ude Oberbürgermeister