Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Titel | Ein Snob in München |
Untertitel | die erstaunlichen Beobachtungen des Mr. Edward Wilberforce in München anno 1860 |
Autor:in | Wilberforce Edward |
Herausgeber:in | Wiesend Gerhard |
Verlag | Ehrenwirth |
Buchart | Gebundene Ausgabe |
Erscheinung | Januar 1990 |
Seiten | 288 |
ISBN/B3Kat | 3431031129 (978) / 0 |
Ort | Münchem |
Leitfaden
Ein Snob in München – Edward Wilberforces Reisebericht von 1860
Im Jahr 1860 reist der junge englische Gentleman Edward Wilberforce in die bayerische Hauptstadt München und hält seine Eindrücke in einem ebenso amüsierten wie kritischen Bericht fest. Ursprünglich unter dem Titel Social Life in Munich erschienen, wurde sein Text 1990 unter dem Titel Ein Snob in München von Gerhart Wiesend ins Deutsche übertragen und mit zahlreichen Anmerkungen versehen. Der Text gewährt auf unterhaltsame Weise Einblick in das städtische und gesellschaftliche Leben Münchens zur Zeit Ludwigs I. und Max II.
Wilberforce beschreibt München als eine Stadt im Wandel: modern, aufgeschlossen, mit großzügigen Straßen, eleganten Bauten und wachsendem Selbstbewusstsein. Dennoch erscheint ihm vieles aus englischer Perspektive kurios – etwa die städtischen Sitten, die bayerische Leutseligkeit oder die ungezwungene Biergartenkultur. Mit Ironie, aber auch sichtbarer Faszination schildert er seine Beobachtungen: die Spaziergänge auf der Ludwigstraße, das gesellige Leben in den Cafés, die bürgerliche Selbstinszenierung auf der Theresienwiese oder die Begegnungen mit Künstlern, Studenten und Honoratioren.
Auffällig ist Wilberforces gespannter Blick auf gesellschaftliche Unterschiede. Während er sich über das Münchner Bürgertum mokiert, äußert er zugleich Respekt für dessen kulturelles Engagement und den Ausbau öffentlicher Institutionen wie Theater, Museen oder Akademien. Besonders interessiert zeigt er sich an den bayerischen Frauen – nicht ohne chauvinistische Untertöne, aber mit aufmerksamer Beobachtungsgabe.
Ein Snob in München ist ein kulturhistorisches Zeitdokument und zugleich ein unterhaltsamer Reisebericht. Er erlaubt einen ungewöhnlichen Blick auf München aus der Perspektive eines feinsinnigen, mitunter arroganten Beobachters aus dem viktorianischen England – und macht deutlich, wie sehr Außenansichten die Selbstwahrnehmung einer Stadt prägen können.