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Mayer - Münchner Stadtbuch (1868)
Bei Gründung Münchens im Jahre 1157 durch Heinrich dem Löwen wurde sogleich, wie wir bereits erzählten, daselbst eine herzogliche Münzstätte errichtet. Dieses Münzgebäude befand sich in der Mitte des Schrannen- oder heutigen Marienplatzes, nämlich da, wo gegenwärtig die Mariensäule steht.
Damals war im Münzwesen eine große Verwirrung in Deutschland, Zwar wurde allenthalben nach gleicher Weise gerechnet, nämlich nach Pfunden, Schilligen und Pfenningen, ein Pfund zu 8 Schillingen, der Schilling zu 30 Pfenningen, das Pfund also, wie noch bis in die neueste Zeit der Gulden, zu 240 Pfenningen oder Halbbrakteaten.
Allein die Habsucht und Spekulation der Herzoge, welche einerseits kostspielige Haushaltungen und ungemessenen Aufwand führten, anderseits aber außer ihren Privatbesitzungen kein anderes Einkommen hatten, als jenes, welches ihnen, oft nur mit großen Opfern, von den Ständen und Stäbten bewilliget wurde, veranlaßte sie, sehr häufig schlechtere Münze zu prägen.
Während Regensburg seinen guten alten Münzfuß fortwährend handhabte und daher die Regensburger Pfenninge in gutem Rufe standen, kauften die Herzoge das gute alte abgenutzte Geld auf und setzten es mit Kupferzusatz und neugeprägt, also verschlechtert wieder in Umlauf. Z. B. 36 Mark alte Pfenninge, die Mark zu 10 Schillingen, kaufte man um 14 ½ Pfund neue Pfenninge; aus diesen , auf einen Tiegel gesetzt, prägte man 30 Mark neue Pfenninge, die man, die Mark zu 11 Schillinge weniger 10 Pfenninge, oder die 30 Mark zu 320 Schillingen gesteigert, gleich 40 Pfund Pfenninge schätzte. Es gewann also der Herzog an jedem Tiegel 5 ½ Pfund Pfenninge. Dieses Handwerk, das alte Geld mit Gewinnst einzukaufen und immer dafür ein neues schlechteres in Umlauf zu setzten, mußte nothwendig die herzogliche Münze sehr sinken machen, daher es denn auch kam, daß um die Mitte des 13. Jahrhundertes die Münchener Pfenninge um die Hälfte weniger galten, als die Regensburger sogenannten langen Pfenninge, so das z. B. im Jahre 1253 hundertfünfzig Münchener Pfenninge nur 60 Regensburger Pfenningen gleich kamen.
Die nothwendige Folge davon waren große Hindernisse und Verluste in Handel und Wandel und im gemeinen Verkehre. Darüber entstand natürlich große Erbitterung im Volke, und zwar um so mehr, als dieser Aufkauf der älteren feinhaltigen Münzsorten hauptsächlich durch die Juden geschah, welche sich, ungeachtet der erst vor zehn Jahren, im Jahre 1285 erlittenen Verfolgung, wieder zahlreich in München angesiedelt hatten.
In Folge dessen entstand im Anfange des Jahres 1295 ein Aufruhr der Bürger; die herzogliche Münze wurde durch das Volk zerstört und der herzogliche Münzmeister, Namens Smichen, ermordet.
Herzog Rudolph strafte deshalb strenge die Stadt, indem er durch Urkunde vom Sonntag vor Fastnacht – 6. Februar – 1295 Rath und Gemeinde „zur Besserung der Unthat, indem sie die am Hauptplatze gelegene „Münzschmiede niederbrachen und Uns nicht achteten an „Smichen unsern Diener,“ in die Bezahlung von 500 Pfund Pfenningen, (nach unserm heutigen Gelde das Pfund Pfenninge zu 12 4/9 fl. Süddeutscher Währung, also circa 6450 fl) binnen 14 Tagen binnen 14 behufs Erbauung einer neuen Münze mit dem Beisatze verurtheilte, daß sie sich an den Thätern schadlos halten können.
Diese neue Münze wurde hierauf von dem Herzoge in der Graggenau gebaut, und ist jenes Gebäude am sogenannten Platzl, in welchem sich heut zu Tage der Bockkeller befindet. In diesem Gebäude blieb die Münze bis zu Angang dieses Jahrhundertes, wo sie erst in das gegenwärtige Münzgebäude verlegt wurde.
An der Stelle der 1295 zerstörten Münze erbaute Rittern Ainwig der Gollir eine dieser Familie gehörige Kapelle zu Ehren aller Heiligen, welche die Gollirkapelle hieß. Diese Kapelle wurde nach Aussterben dieser Familie beiläufig im Jahre 1485 wegen Baufälligkeit abgebrochen, und die Gilten derselben fielen der gegenwärtigen kl. Kreuzkirche, (erbaut in den Jahren 1480 bis 1485) zu. Der Platz, auf welchen diese Kapelle gestanden, wurde eingeebnet und endlich im Jahre 163-38 von Churfürst Maximilian I. zum Andenken an die Schlacht am weißen Berge die gegenwärtige Mariensäule errichtet.