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Dieser bedeutendste und - mit einer Länge von 66 m - größte profane Renaissanceraum des 16. Jahrhunderts nördlich der Alpen wurde unter Herzog Albrecht V. in den Jahren 1568 — 1571 von Jacopo Strada und Simon Zwitzel als Saal für die herzogliche Antikensammlung geschaffen und 1586 — 1600 unter Leitung von Friedrich Sustris zu einer Festhalle umgestaltet. Das Obergeschoß des Sammlungsgebäudes nahm bis 1581 die herzogliche Bibliothek auf. Unter Sustris wurde der Fußboden im mittleren Teil tiefer gelegt, Decke und Fensterleibungen erhielten die vorhandene Ausmalung. Die langgestreckte, verhältnismäßig niedrige Halle schließt mit mächtigem Tonnengewölbe, in das an den beiden Längsseiten je 17 Fensterstichkappen (mit Lorbeerstabumrahmungen aus Terrakotta) einschneiden. Gewölbe und Fensterleibungen sind nach einem Gesamtentwurf von Friedrich Sustris mit Malereien von Peter Candid (Werkstatt), Antonio Pon- zano, Hans Donauer (Thonauer) d. Ä. u. a. geschmückt: im Gewölbescheitel Allegorien des Ruhmes und der Tugenden, in den Gewölbezwickeln Puttenpaare und in den Stichkappen und Fensterleibungen Groteskenzierate mit altbayerischen Ortsansichten.
102 Ansichten von Städten, Märkten, Burgen und Schlössern des damaligen Herzogtums Bayern von Hans Donauer d. Ä. u. a. 1586—1590.
Rechte Seite (vom Eingang aus): 1. Abensberg, Grünwald, Fürstenfeldbruck. 2. Moosburg, Vohburg, Kranzberg. 3. Landshut, Kraiburg, Kösching. 4. Furth im Wald, Nannhofen, Geisenhausen. 5. Grafenau, Graisbach, Wartenberg. 6. Dietfurt, Neurandsberg, Chamerau. 7. Burghausen, Kirchberg, Natternberg. 8. Straubing, Vilsbiburg, Mainburg. 9. Ingolstadt, Bad Aibling, Hals. 10. Wasserburg am Inn, Schwindegg, Auerburg. 11. Landsberg, Teisbach, Markt Schwaben. 12. Schärding, Ried im Innkreis, Reisbach. 13. Bad Reichenhall, Friedburg, Wildshut. 14. Braunau am Inn, Haidau, Diessenstein. 15. Dingolfing, Vichtach, Wolnzach. 16. Schongau, Hengersberg, Kötzting. 17. Friedberg, Bärnstein, Regen.
Linke Seite (von der Ausgangswand zurück): 1. Pfaffenhofen a48.14066,11.57891n der Ilm, Isareck, Starnberg. 2. Wemding, Uttendorf, Haag. 3. Vilshofen, Mitterfels, Murnau. 4. Landau an der Isar, Pähl, Mörmoosen. 5. Rain, Eggmühl, Hohenschwangau. 6. Traunstein, Eggenfelden, Donaustauf (Unterschriften vertauscht). 7. Aichach, Neumarkt — St. Veit, Rosenheim. 8. Neustadt an der Donau, Griesbach im Rottal, Rottenburg an der Laaber. 9. Kelheim, Trostberg, Bad Tölz. 10. Erding, Blutenburg, Marquartstein. 11. Schrobenhausen, Frontenhausen, Rauhenlechsberg. 12. Deggendorf, Schönberg, Sattelpeilnstein. 13. Osterhofen, Mauerkirchen, Valley. 14. Weil- heim, Mering, Leonsberg. 15. München, Kling, Bad Abbach. 16. Stadtamhof, Geisenfeid, Riedenburg. 17. Neuötting, Wolfratshausen, Dachau.
Die Beschädigungen von 1944 (Einsturz der mittleren Gewölbejoche) wurden bis 1958 behoben und die Malereien in den betroffenen Abschnitten wiederhergestellt. Die weitgehend zerstörten Gemälde des Gewölbescheitels fanden durch erhalten gebliebene, auf Holztafeln gemalte Neufassungen der Werkstatt Peter Candids wohl aus der Zeit um 1615/20 Ersatz. Die beiden Längswände der Halle werden durch Wandpfeiler unterteilt, die mit Nischen und Terrakottakapitellen geschmückt sind. Die dadurch gebildeten Wandfelder sind zur Aufnahme von je sechs Büsten aufgeteilt. Ein Großteil der Skulpturen wurde von Kunstagenten Herzog Albrechts V. in den Jahren 1566 und 1567 in Italien, besonders in Venedig und Rom, angekauft. Die Bruststücke sind Zutaten der Renaissance und des Barock. Unter den Köpfen selbst erscheinen zahlreiche antikisierende Arbeiten vor allem des 16. Jahrhunderts, aber auch des 17. und 18. Jahrhunderts. Bei den übrigen, dem Altertum zugehörigen Werken, die teilweise stark ergänzt sind, handelt es sich z. T. um römische Kopien der Kaiserzeit nach griechischen Idealtypen, vor allem aber um römische Bildnisköpfe. Die unter den Büsten angebrachten Inschriften aus der Erbauungszeit des Antiquariums können mit wenigen Ausnahmen keinen Anspruch auf geschichtliche Richtigkeit erheben.
An den beiden Schmalseiten Kamin- und Portal-Aufbauten in rotem Stuckmarmor, jeweils eingerahmt von Nischen mit lebensgroßen antiken Figuren und Büsten, in der Bekrönung des Kamins das bayerische Wappen mit Herzogshut und Goldenem Vlies.
Zwei Kredenzen (am Eingang): Fassade Nußbaum, Innenstruktur Fichte, wohl Münchner Arbeit um 1590, nach dem Entwurf von Friedrich Sustris. - Vor der Musiktribüne und der Estrade: Postamente mit Architekturansichten in Scagliola, um 1630/40 wohl von Wilhelm Pfeiffer (Fistulator). Auf der Estrade vor dem Kamin stand bei Banketten die herzogliche Tafel.