Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
geboren | 05.11.1814 (Pechtnersreuth (Oberpfalz)) |
gestorben | 09.01.1881 (München) |
Berufsgruppe | Wissenschaftler (Wissenschaftler) |
Beruf | Rechtswissenschaftler Reichsrat Abgeordneter |
Personenverzeichnis | Pözl Joseph |
Friedhof | Alter Nördlicher Friedhof |
Lage | M rechts--102 |
Wikipedia | Joseph_Pözl |
Joseph Pözl wurde 67 Jahre alt. |
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Joseph Pözl, seit 1868 von Pözl, war ordentlicher Universitätsprofessor für Staatsrecht und Reichsrat der Krone Bayern. Er war ab 1863 Abgeordneter und ab dem 1. April 1865 bis zum Ende der Legislaturperiode 1869 Präsident der Kammer der Abgeordneten in Bayern. Pözl wurde in Pechtnersreuth, einem oberpfälzischen Dorf unweit von Waldsassen als Sohn „schlichter, jedoch nicht unbemittelter“ Landleute geboren. Nach dem Abitur in Amberg 1835 begann er sein staatswissenschaftliches Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er promovierte am 10. November 1842 mit der Arbeit „Ist der Patron als solcher baupflichtig?“. 1843 folgte seine Habilitationsschrift an der Universität Würzburg mit dem Titel „De privilegiis fisci bavarici“. Im Juli 1845 wurde er außerordentlicher, zwei Jahre später ordentlicher Professor in München, wo er den Lehrstuhl für allgemeines und bayerisches Staatsrecht, für bayerisches Verwaltungsrecht und Polizei-Wissenschaft innehatte. Seit 1859 war er Herausgeber der Kritischen Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Nach Errichtung der technischen Hochschule (Politechnikum) in München hielt er auch dort Vorlesungen über bayerisches Verfassungs- und Verwaltungsrecht, bis er sich 1878 veranlasst sah, wegen Krankheit diese Funktion niederzulegen. Mitte Dezember 1880 erkrankte Pözl und seine Kräfte verfielen zusehends. Am späten Abend des 9. Januar 1881 starb er. Er wurde am Nachmittag des 12. Januar 1881 auf dem Nördlichen Friedhof in München beigesetzt. 1848 wurde Pözl von zwei bayerischen Bezirken in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Er trat dem Württemberger Hof, der Hauptfraktion des linken Zentrums, bei. Im September 1848 spalte sich der rechte Flügel des Württemberger Hofes ab und gründete den sogenannten Augsburger Hof, dessen Mitglied Pözl wurde. Im Mai 1849 ging er enttäuscht in seine Heimat zurück. Seine Frau fiel in dieser Zeit in geistige Umnachtung, so dass die Ehe kinderlos blieb. 1858 wurde er in die Abgeordnetenkammer gewählt und vertrat dabei die Landeshauptstadt München. 1863 wurde er zum 2. Kammerpräsidenten und zwei Jahre später zum ersten Kammerpräsidenten gewählt. Bei den Wahlen 1869 verlor er sein Amt für die Mittelpartei an die erstarkten Ultramontanen. Drei Jahre später (1872) berief ihn die bayerische Krone in die Kammer der Reichsräte als deren lebenslanges Mitglied. Dieser Text basiert auf dem Artikel Joseph_Pözl aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Pro memoria: Joseph von Pözl und das Trinkwasser für MünchenKlaus Bäumler „Wasserpolitik in der Krise“: Unter diesem Aufmacher analysierten Thomas Kluge und Engelbert Schramm 1988 im Kursbuch „Wasser“ kritisch die damalige bundesrepublikanische Wasserversorgung. Im Jahr 2023 – 35 Jahre später – ist die Krise der Wasserversorgung offenkundig. Die aktuell spürbare Klimaerwärmung, die reduzierte Speicherfähigkeit des Bodens bei Starkregen, die Absenkung des Grundwassers und das rasche Abschmelzen von Schnee und Eis im Gebirge gefährden die bislang als nahezu unerschöpflich betrachtete Ressource Wasser. Es zeichnet sich ein politischadministratives Ringen um den Zugang zu den „Quellen der Trinkwassergewinnung“ ab. Mit großer Selbstverständlichkeit sind die Münchner stolz auf die Qualität ihres Trinkwassers, das frisch und unbehandelt, aus Loisachtal und Mangfalltal kommend, quasi als stadteigenes Mineralwasser aus den Hähnen fließt. Für die Bürgerschaft im Loisachtal und im Umfeld des Taubenbergs sowie der Mangfall ist diese städtische Wassergewinnung für die ständig wachsende Metropole München – einschließlich weiterer Gemeinden im Landkreis München – unter den aktuellen Aspekten der Verknappung der Ressource Wasser nicht mehr selbstverständlich. Das aktuelle Spannungsverhältnis zeigt sich in Wasserrechtsverfahren, die bei den Landratsämtern Garmisch-Partenkirchen und Miesbach anhängig sind. Es geht um die Festsetzung von Wasserschutzgebieten und die Verlängerung der Wasserrechtsbescheide sowie um Auflagen hinsichtlich der Fördermenge. Auch Spezialfragen des Wasserrechts müssen einer Klärung zugeführt werden, z. B. die Frage, welche rechtliche Bedeutung altrechtliche Positionen zur Trinkwassergewinnung haben, die auf den Bayer. Wassergesetzen von 1852 oder dem Bayer. Wassergesetz von 1907 beruhen. Auch die Regierung von Oberbayern ist als Rechtsaufsichtsbehörde in die Wasserrechtsverfahren eingeschaltet und der Weg zu den Verwaltungsgerichten steht den Streitparteien offen. Es versteht sich von selbst, dass bei diesen Auseinandersetzungen vielfach der politische Weg zum Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags hoffnungsvoll beschritten wird. Für die Stadt München sind diese „Wasserkonflikte“ nicht neu. Auch im 19. Jahrhundert galt es bei der Realisierung des Mangfallprojekts rechtliche Hürden zu überwinden. Am 1. Mai 1883 – also vor 140 Jahren – konnte mit einem großen Fest am Sendlinger-Tor-Platz die Inbetriebnahme der neuen Trinkwasserleitung gefeiert werden. Aus dem speziell hier errichteten Brunnen schoss eine 20-30 Meter hohe Fontäne mit dem Quellwasser aus dem Mangfallgebiet empor. Ob bei den offiziellen Festansprachen auch an Prof. Dr. Joseph von Pözl (1814-1881), der die rechtlichen Hürden bei der Realisierung des Mangfallprojekts aus dem Weg räumte, erinnert wurde, ist derzeit nicht recherchiert. Reichsrat von Pözl hatte 1880 vom Gemeindekollegium einen besonders delikaten Auftrag erhalten. Die Triebwerksbesitzer an der Mangfall hatten gegen das städtische Mangfallprojekt Einspruch eingelegt. Ihr Argument: Die Ableitung des Wassers nach München beeinträchtige ihre altrechtlich verbürgte Nutzung der Wasserkraft in Mühlen und Sägewerken. Mit Reichsrat von Pözl hatte sich die Stadt einen kompetenten und prominenten Gutachter zur Unterstützung ihrer Rechtsposition ausgewählt. Denn Joseph von Pözl zählte zu den Begründern der Verwaltungswissenschaft in Bayern und war als Kommentator der Bayer. Wassergesetze von 1852 ein anerkannter Spezialist dieses Fachgebiets. Pözl kam in seinem Gutachten zu einem für die Stadt München positiven Ergebnis. Die Stadt sei zur Ableitung des auf den von ihr erworbenen Grundstücken entspringenden Wassers berechtigt. Es war daher nur konsequent, dass auch die Regierung von Oberbayern im Sinne der Stadt München entschieden hat und den Antrag der Triebwerksbesitzer, die Ableitung der Quellen aus dem Mangfalltal zu verbieten, ablehnte. 1881 bis 1883 wurde die Mühltaler Hangquellfassung, 1893 bis 1899 die Gotzinger Hangquellfassung, 1902 bis 1912 die Reisacher Grundwasserfassung gebaut. „Erst nach dem 2. Weltkrieg wurden zwei Brunnenreihen in Thalham-Süd und -Nord gebaut, um die letzten Reserven des Mangfalltals zu nutzen.“ /1/ Es wäre reizvoll, das Rechtsgutachten Pözls mit Blick auf die aktuellen Normen des Wasserrechts zu analysieren. Derzeit ist nicht bekannt, ob sich dieses „Rechtsdenkmal der Münchner Wasserversorgung“ in den Aktenbeständen des Archivs der Stadtwerke oder des Stadtarchivs befindet. Dieses für die Ressource „Trinkwasserversorgung Münchens“ wichtige Dokument könnte aber als Digitalisat auf der Seite des Stadtarchivs zugänglich gemacht werden. An die Persönlichkeit Joseph von Pözls erinnert ein stattliches Grabdenkmal im Alten Nördlichen Friedhof. Unmittelbar nach dem Tod Pözls 1881 hatte sich im Umfeld der Ludwig-MaximiliansUniversität ein Gremium konstituiert, das Spenden für dieses Denkmal erfolgreich gesammelt hat. Der in Bayern und Österreich hochangesehene Bildhauer Caspar von Zumbusch wurde mit der Realisierung des Grabdenkmals beauftragt. Das Denkmal hat unbeschädigt den 2. Weltkrieg überstanden. Es wäre aber erfreulich, wenn sich die Stadtwerke München, oder auch die Stadt München selbst, an die Verdienste Joseph von Pözls erinnern und die behutsame Konservierung der Porträtbüste übernehmen würden. Klaus Bäumler ist Leiter des Arbeitskreises ‚Öffentliches Grün‘, war 2. Programmausschussvorsitzender von 2015 bis 2021 im Münchner Forum, Vorsitzender des Bezirksausschuss Maxvorstadt von 1978 bis 2008 und Richter (rtd.) am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Zum Weiterlesen:
Quelle: Münchner Forum Standpunkte 7.8.9.2023 - Wasser in der Stadt |