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Münchener Stadtbuch

L. Alte Gebräuche und Sitten

19. Das Fest aller Seelen.

und die Pracht des Gräberschmuckes bewundernd. Und in der That bietet sich auch für den bloßen sinnigen Besucher und Beschauer, dem kein Grab theuere Reste einschließt, unendlich viel des Anregenden und Interessanten dar. Wie viele große, in Kunst und Wissenschaft oder im Staate hervorragende Männer ruhen hier auf diesem weiten Felde des Todes im Schooße der kühlen Erde; welche Namen blicken uns von diesen Grabsteinen herab, deren Ruhm noch in fernen Zeiten leuchten wird, deren Hand aber, die ihre Werke einst gefertigt, hier modert! Da schlummern der bayerische Geschichtsforscher Lorenz Westenrieder (+1829), Fraunhofer(+1826), Reichenbach(+1826), Görres (+1848), Utzschneider (+1840), Sennefelder, der Erfinder des Steindruckes (+1834), Leo von Klenze (+1864), Schwanthaler (+1848), Thiersch (+1860), von Schubert (+ 1860) und so viele andere. Den meisten dieser berühmten Männer sind theils im Raume des offenen Gottesackers, theils in den Arkaden Denkmäler von Erz und Marmor gesetzt, verfertigt von den größten Künstlern. Ein besonders ergreifendes Gefühl erweckt der große Weihbrunnkessel von Erz, errichtet im Jahre 1831, mit der Umschrift: „Den im Jahre 1705 am heiligen Christtage den 25. Dezember im Kampfe für Fürst und Vaterland gefallenen Oberländer Bauern." Mehr als tausend heldenmüthige Kämpfer ruhen unter diesem Denkmale!

Diese Fülle der herrlichsten Denkmäler und diese imposanten Hallen der Arkaden schufen den Münchener Freithof zu einen Begräbnißort, der an Großartigkeit in Deutschland nicht seines Gleichen aufzuweisen hat.

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