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Münchener Stadtbuch

XLII. Die Stiftung des Waisenhauses in der Au durch Michael Poppel.

1742.

Thüren forttrieb, so kam er doch immer wieder, flehend für seine Kleinen, bis er erhört ward. In kurzer Zeit brachte er auf diese Weise hinlängliches Geld zusammen, um einen Anfang machen zu können.

Eines Tages, es war der Tag des heiligen Andreas, den 30. November 1742, sammelte er bei dreißig Kinder, Knaben und Madchen, führte sie zuerst zum Gebete in die Mariahilfskirche und dann in feine gemiethete Stube. Sieben Jahre lang erhielt er auf diese Weise seine Anstalt, die Kinder kleidend, nährend und lehrend, kämpfend mit allen möglichen Hindernissen, die sich ihm entgegenstellten, mit Armuth, ja oft mit bitterer Noth, und mit den Anforderungen eines Heeres von unabweislichen Bedürfnissen. Selbst auch wohlwollende Gutthäter vermochten nur wenig thätig beizutragen, indem der unselige Krieg die Einwohner der Au zu sehr verarmt hatte. Allein dessen ungeachtet verlor er nie die Zuversicht auf Gott und seine eigene Kraft, und es keimte die Saat feiner jungen Pflanzung immer mehr fort, und begann nach und nach größere Beachtung zu finden.

Da wurde im Jahre 1749 in allen Kirchen der Stadt München und der Au um milde Beiträge für die durch den eben beendigten Krieg entstandenen Armen, Waisen und Krüppel gesammelt, und diese Sammlung fiel über Erwarten reichlich aus, so daß auch Poppel hievon einen beträchtlichen Theil erhielt. Zur nämlichen Zeit stand auch im Sammerviertel der Au, unweit der Mariahilfkirche ein Haus feil, welches er sofort kaufte, und sogleich anfing dasselbe zweckmäßig herzustellen. Auch bei diesem Ausbaue hatte er wieder mit Hindernissen zu kämpfen,

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