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Münchener Stadtbuch

XXXVIII. München im spanischen Erbfolge-Kriege

Sendlinger Mordweihnachten. 1705 - 1715.

Freiherrn von Mörmann nach Wien; dieser aber wurde an der Grenze zurückgewiesen. Hierauf wurde er mit dem kurfürstlichen Hofkammerrath und geheimen Sekretär Neusönner an den römischen König Josef in's Heerlager nach Landau geschickt. Allein Josef, der einst lediglich durch die Bemühungen Max Emanuels zum römischen König erhoben war, gab ihre Beglaubigungen uneröffnet mit dem Bemerken zurück: „Es gebe keinen Kurfürsten von Bayern mehr.“

Lange scheiterten alle Unterhandlungen an der Rachsucht und Unbeugsamkeit Kaiser Leopolds, der beschlossen hatte, das Haus Wittelsbach auf immer zu vernichten. Endlich wurde am 7. November 1704 ein Vertrag zu Ilbersheim geschlossen. Gemäß diesem blieb der Kurfürstin zu ihrem Unterhalte und Besitze nichts als das Rentamt München; überdieß zur Nutznießung Ingolstadt, Rain und Wemding. Die Festungswerke von München sollten geschleift, alle Waffenvorräthe der Zeughäuser ausgeliefert, und alle bayerischen und französischen Soldaten entlassen werden; nur eine Leibwache von vierhundert Mann ward der Kurfürstin zu halten vergönnt. Als aber am 16. Februar 1705 die Kurfürstin, deren Gesundheit durch diese Unglücksfälle sowie durch die Geburt eines Kindes während dieser Ereignisse tief erschüttert war, auf Anrathen ihrer Aerzte nach Venedig reiste, um dort bei ihrer Mutter Trost und Erleichterung zu finden, wurde Kaiser Leopold als alleiniger rechtmässiger Landesherr von Bayern verkündet, und mußte ihm Anfangs Mai 1705 gehuldigt werden. Zugleich wurde eine kaiserlich österreichische Landesadministration über ganz Bayern eingesetzt, welcher
 

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