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Münchener Stadtbuch

XXXVI. Die Ordensschwester Clara Hortusana im Kloster am Anger.

1680.

Seelen aus dem Fegefeuer zu ihr, und sagten einstimmig: wir haben Gott für Dich gebeten, jetzt bitte Du Gott für uns, und erlöse uns von unserer Pein! Als hierauf Hortulana sie um dasjenige, was ihr von dem Beichtvater anbefohlen war, fragte, antwortete gleich eine aus diesen Seelen, sagend: „Jch bin diejenige, die dem geistlichen Vater geläutet, ich habe die zwei Fußtritte eingebrannt, und zwar darum aus sonderbaren Gnaden Gottes diesesZeichen hinterlassen, auf daß Du glaubest, daß ich Dir beigestanden und Dir geholfen; hilf mir nun auch, und schenke mir eine heilige Communion." Hortulana fragte die Seele weiters, wer sie wäre? Diese antwortete aber: „Es sei ihr noch nicht erlaubt, sich zu nennen. Hortulana solle für sie beten und die heilige Communion für sie verrichten." Hortulana referirte dies ihrem Beichtvater, welcher ihr erlaubte, noch an selbigem Tage ausnahmsweise zu beichten und zu communieiren, und das, was die arme Seele gebeten, zu verrichten. Nachdem dieses alles geschehen, kam die Seele wieder zur Schwester Hortulana, und dankte ihr für die Erfüllung ihrer Bitten. Den Auftrag ihres geistlichen Vaters befolgend, fragte Hortulana noch einmal: wenn es zur größeren Ehre Gottes sei, solle sie entdecken, wer sie sei? Hierauf sagte dieselbe: „Jch bin Berthold ein Bischof von Freising. Liebe und lobe Gott." Nach welchen Worten er ganz glorwürdig in den Himmel gefahren. Ist also Bertholdus, ein Bischof zu Freising, welcher gegen kanonische Wahl auf krummen Wegen den Stuhl des heiligen Korbinian bestiegen hatte, und auf 

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