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Münchener Stadtbuch

Die Jakobi-Dult. 1392.

Nicht im Jahre 1481, sondern beiläufig um das Jahr 1390, also beinahe ein Jahrhundert früher, unter den drei Herzogen Friedrich, Stephan dem Knäufel und Johann geschah es, daß ein Minoritenbruder, Namens Jakob Dachauer, da er eben am Hochaltare der Kirche zu Andechs die hl. Messe las, eine Maus erblickte, welche aus einem Loche ein Pergamentblatt hervorschleppte. Als der Geistliche dieses Blatt ergriff, fand er, daß es ein Verzeichniß von 288 Reliquien und Heiligthümern enthalte, welche an dieser Stelle vergraben seien. Wirklich wurden diese aus dem Boden an das Tageslicht gebracht, und zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt. Weil aber die Klosterkirche zu Andechs für die Menge der herbeiströmenden Gläubigen zu klein war, so ließ herzog Stephan diese Heiligthümer in das Kloster zu St. Jakob auf dem Anger in München überbringen, und auf seine Bitte verlieh der Segen-Pabst Bonifacius IX. (regierte von1389 bia1404, also nicht erst im Jahre 1481) der Stadt München ein Gnadenjahr mit der Bedingung, daß die Hälfte der geistlichen Einkünfte aus dieser Gnadenzeit dem heiligen Stuhle überlassen würden. Dieses grope Gnadenfest währte von Ostern bis zum Jakobitag 1392. Aus aallen deutschen Ländern strömten nun Tausende und aber Tausende von Andächtigen herbei; nach Angabe eines zeitgenossischen Geschichtschreibers betrugen deren Geldspenden an der Kirche Täglich einen Augsburger Metzen Regensburger Pfenninge; 40 Geistliche spendeten täglich die heiligen Sakramente. Natürlich zog eine solche Menschenmenge auch eine Menge anderer Leute, nicht nur für Speise und Trank, sondern auch zum Vergnügen

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