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Münchener Stadtbuch

XXXV. Die Brände in der Residenz zu München.

1. Der Der große Residenzbrand im Jahre 1674.

licherweise bald, daß es nur einige halbverbrannte Holzreste waren, die neuerdings aufloderten.

Am folgenden Tage, den 11. April, kam der Kurfürst mit Postpferden zurück, um den Schutt und die rauchenden Trümmer seines Palastes zu sehen, der noch vor wenigen Tagen in stolzer Herrlichkeit geprangt hatte. Jn seiner Begleitung waren sein Oberstallmeister und der Chevalier de la Perouse. Als Letzterer in München erfuhr, daß das entsetzliche Unglück durch seine Schwester verursacht worden sei, was ihm der Kurfürst aus großherziger Güte verheimlicht hatte, flüchtete er sich unter Jammergeschrei und Weinen in das Kloster der Kapuziner,, um daselbst Trost zu suchen. Als aber die Kurfürstin seine Abwesenheit wahrnahm und seine Verzweiflung, befürchtete, ließ sie ihn durch den Herrn d'Haraneourt zurückrufen; sie und der Kurfürst trösteten mild die beiden Geschwister und gaben ihnen die Versicherung, daß dieser traurige Vorfall in Nichts die Gewogenheit verringern werde, welche sie ihnen bisher stets bezeigt hatten.

Der durch diesen Brand verursachte Schaden war unermeßlich; denn von unersetzbarem Werthe waren die Gemälde, Statuen, Antiquitäten und andere Seltenheiten, welche zu Grunde gegangen waren. Ausserdem waren alle Möbel der Kurfürstin, welche allein auf 300,000 Thaler gewerthet waren, verbrannt. Die sämmtlichen Damen des Hofes hatten gänzlich Alles verloren, was sie besaßen, indem sie durchaus nichts retten konnten, als das Hemd, welches sie'am Leibe trugen. Edelmüthig entschädigte sie der Kurfürst und die Kurfürstin, und ersetzten ihnen den ganzen erlittenen Verlust.

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