St. Salvator- oder griechische Kirche

Reber - Bautechnischer Führer durch München (1876)

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Die S. Salvators- oder griechische Kirche auf dem ehemaligen U. L. Frauen Gottesacker, jetzt sog. griechischen Markt, war 1494 von Herzog Albrecht IV. als Ersatz für die damals wegen eines Befestigungswerkes am Schwabingerthore abgebrochenen S. Salvatorskapelle von 1413 erbaut worden, und erbte auch den Namen, der auf die dort gelungene Wiedergewinnung einer Hostie zurückgeführt wird, welche ein Weib an die Juden auszuliefern im Begriffe stand. Bei dem Bau 1494 musste eine kleine Marienkirche weichen, welche den Mittelpunkt des U. L. Frauen-Gottesackers gebildet zu haben scheint, der bis 1789 hier bestand, und dessen hervorragendste Denkmäler, die Denksäule Herzog Albrecht IV. von 1480 und die Lichtsäule (mit „ewigem Licht für die armen Seelen“) Herzog Wilhelms V. von 1516 auf den südlichen (alten) Kirchhof versetzt wurden und sich noch daselbt befinden (IV, Section, 4. Gräberreihe No. 42 und VI. Section, 4. Reihe No. 19). L ngere Zeit scheint noch die Ritterkapelle auf dem Friedhof gestanden zu haben, wo die Adeligen zu Rittern des hl. Georg geschlagen wurden, und wo mehrere derselben auch begraben lagen Ausserdem eine Armenseelen-Kapelle (Beinhaus), in welcher sogar noch Gemälde von 1519 erwähnt werden. Die Kirche selbst ist ein schlichter, einschiffiger Bau mit schönem gothischem Gewölbe und nach aussen gelegten Strebepfeilern. Der einfache schlanke, in der unteren Hälfte viereckig, in der oberen dagegen achteckig aufgeführte Thurm ist an die linke Seite des Chors gelegt, und in den letzten Jahren statt des kuppelförmigen Abschlusses des Helmes mit der ihm zukommenden Spitze versehen worden. Die Fenster besitzen noch ihren ursprünglichen farbigen Schmuck, der nicht hinter den Glasmalereien der Frauenkirche zurücksteht. 1803 musste die Kirche geräumt werden, um als Aufbewahrungsort aller aus den aufgehobenen Prälaturen einkommenden Gegenstände benutzt zu werden; von 1807—1829 diente sie als Salpeterdepot, bis sie König Ludwig I. restauriren und den Griechen übergeben liess. Altäre aus der Erbauungszeit scheinen bei der Säcularisation nicht mehr vorhanden gewesen zu sein, die wenig bedeutenden aus dem 17. Jahrhundert aber hatten damals z. Th. in die Frauenkirche, z. Th. in die Kreuzkirche versetzt werden müssen. Der gegenwärtige Altar ist durch einen Tabernakel aus Jaspis ausgezeichnet, welchen Kaiser Nicolaus von Russland der Gemeinde geschenkt, die modernen Gemälde (von einem griechischen Kirchenmaler) sind ohne besonderen Werth.

 

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