Siegestor

Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)

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Siegestor, zwischen Ludwigs- und Leopoldstraße. Galt die Feldherrnhalle, als der südliche Abschluß der Ludwigsstraße, der Verherrlichung bayerischer Heerführer, so wurde das nördliche Ende mit dem Siegestor (von Gärtner 1850 errichtet) als einem Denkmal abgeschlossen, das dem Ruhm des bayerischen Heeres gewidmet sein sollte.

Es bildet einen Würfel von 24 m Breite, 20 m Höhe und 12 m Tiefe, dessen beide Hauptfassaden durch 4 auf Postamenten vorspringende korinthische Säulen in 3 Flächen geteilt werden, die ihrerseits durch 3 Durchfahrten, eine größere, mittlere und zwei kleinere, seitliche durchbrochen sind; das verkröpfte Kranzgesims ist mit Zahnschnitt und Konsolen gegliedert, darüber erhebt sich die Attika als halbgeschoßartiger Aufsatz, an die sich beiderseits 4 Viktorien, über den Säulenkapitellen auf Postamenten stehend, anlehnen. Die Attika schließt ab mit einem kleinen Bandgesims, das das Fußgestell für die 5 1/2 m hohe Bavaria Victrix, die auf ihrer Quadriga mit dem Löwen-Viergespann siegreich einherzieht. Der Siegeswagen ist nach außen (gegen die Vorstadt) gewendet, so daß die Bavaria den Siegern. (die Porta triumphalis war als Erinnerung ans glorreiche Ende der Kriege mit Napoleon I. gedacht, dessen leidenschaftlicher Gegner Ludwig I. war) entgegenzieht. (Zwanzig Jahre später, 1871, empfing das Siegestor seine eigentliche Weihe durch den Einzug der siegreichen Truppen nach dem französischen Krieg.)

Der eigentliche Aufbau ist in der Hauptsache aus Kelheimer Kalkstein aufgeführt; die Basreliefs — von denen die 2 oberen in Medaillonform die Taten des Friedens, die 2 untern rechteckigen die Taten des Krieges darstellen und sämtliche vom Bildhauer Martin Wagner in Rom modelliert sind — sind in weißem Marmor hergestellt. König Ludwig I. selbst, der auch die Gesamtkosten mit 420000 fl. aus seinen Privatmitteln trug, bestellte den plastischen Schmuck und sandte an Wagner durch Gärtner folgendes Programm: „Am Schluß der Ludwigsstraße dahier, gegen die (Schwabinger-) Landstraße, soll nämlich ein Triumphbogen erbaut werden, in der Größe des Konstantinsbogen zu Rom. 4 große Reliefs von 12 Schuh Länge und 7 Schuh Höhe, 4 runde von beiläufig 10 Schuh Durchmesser, 8 Viktorien freistehend und 4 in Relief (in den Bogenzwickeln überm Mittelportal) sollen denselben zieren. Auf demselben soll eine kolossale Bavaria, in einer Quadriga von Löwen gezogen, in Erz gegossen, prangen. Da das Monument dem bayerischen Heere gewidmet sein soll, sollen Heerzüge ohne besondere Beziehung derselben (zur Geschichte) durch Reliefs dargestellt werden, die im antiken Stil — versteht sich — zu halten sind. Die Viktorien sollen streng, ohne wesentliche Bewegung, gebildet werden ....“. Das Originalmodell Wagners zur Bavaria mit dem Viergespann ist im Vestibül der Alten Pinakothek [B 91, HR 307, Rb],

Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)