Alte Bücher

 Seite 49


Münchener Stadtbuch

Die große Judenverfolgung in München im Jahre 1285, und die Gruftkirche

was dagegen den Christen im Mittelalter durch Pabst und Kaiser streng verboten war. So ersehen wir aus dem Eremptionsprozesse des Klosters St. Emmeram zu Regensburg (Zurbgubk Abg, S. 112), daß Aebte bei ihnen oft Meßbuch, Kelche, Kirchenleuchter, Raugefäße und Thorkleider versetzten; Abt Hermann und das Koster Steingaden beklagen sich in einer Urkunde vom Jahre 1287 sehr, daß sie wucherische Zinsen an die Juden bezahlen müssen; in einer Urkunde von 1257 wird Heinrich, Abt von Benediktbeuern, durch einen gewissen Pilgrim aus einer Schuld an die Juden zu fünf Talenten ausgelöset. Als Herzog Otto von Landhut seine Burg, die Trausnitz, erbaute, schoßen die Juden Geld dazu her, wofür er ihnen erlaubte, in der neuen Stadt zu wohnen; ja sie besaßen in Bayern sogar viel Landeigenthum, welches sie als Pfand oder in Hoffnung vortheilhaften Wiederverkaufes inne hatten. In München hatten die Herzoge und die Bürgerschaft ihnen selbst eine eigenen Synagoge gestattet, welche in der nach ihnen benannte Judengasse, - der heutigen Gruftgasse - und zwar an jener Stelle stand, wo bis in die neueste Zeit das Haus des Bäckers Wanney, Nr. 1 sich befand.

In jenen Zeiten aber, dem 12. und 13 Jahrhunderte, tauchte zugleich in allen Ländern Europas eine große, fortwährend sich steigernde Erbitterung, namentlich des gemeinen Volkers, gegen die Juden auf. Erste Ursache und Veranlassung hiezu waren wohl die Kreuzzüge, und die durch dieselben erregte religiöse Schwärmerei. Letztere zeigte sich zuerst in der Raserei der Geißler, welche aus Italien gekommen zu hunderten und tausenden,
 Seite 49