Adressbuch(1880) - Heiliggeiststraße

Adressbuch - 1880

Beschreibung: Sie führt an der Südostseite der Heiliggeistkirche vorüber, welche gleichzeitig mit dem Heiliggeistspitale entstand. In des letzteren Nähe erhob sich einst sie St. Katharinenkapelle, welche vielleicht in die Zeit der Gründung der Stadt hinaufreichte und 1261 von Papst Alexander IV. einen Ablaß erhielt. Neben dieser kapelle erbaute Herzog Ludwig der Kellheimer 1204 ein Pilgerhaus und übergab die Leitu ng desselben dem in jenem Jahre eben neu bestätigten Augustiner-Orden de Sassia, welcher zur Krankenpflege bestimmt war, aber nicht zu verwechseln ist mit jenem Augustinern, die 1294 das neu errichtete Augustinerkloster bezogen (s. Augustinerstraße). Bei der zunehmenden Bevölkerung der jungen Stadt legte wahrscheinlich noch Herzog Otto der Erlauchte 1253 den Grundstein zu einem neuen Spitale, das 1257 fast vollendet war, gleichzeitig mit einem Kirchlein, dessen Consecration jedoch erst am 2. März 1268 erfolgte und das seinen Namen entweder vom Spitale ableitete, weil der Patron desselben nur der Geist der Liebe, der hl. Geist sein konnte, oder weil er ursprünglich diesem zu Ehren die Weihe empfangen hatte. Das Gotteshaus wurde am 24. Nov. 1271 die dritte, aber auf die Spitalangehörigen beschränkte Pfarrkirche Münchens. Unter dem 29. Feb. 1273 ertheilte Papst Gregor X. der neu errichteten Pfarrei die Bestättigung; sie erlosch 1330 und lebte erst 1417 wieder auf, das Präsentationsrecht für dieselbe ist dem Magistrat bis zum heutigen Tage verblieben. Durch die am 14. Feb. 1327 ausgebrochene Feuersbrunst ward die Kirche sehr stark beschädigt, dann erweitert und schöner wieder hergestellt, von 1724–28 gelegentlich einer umfassenden Reparatur gründlich verzopft, der Thurm 1730 von Grund aus neu erbaut und das Gotteshaus am 15. Juli 1731 wiederholt eingeweiht. – Das Heiliggeistspital gehörte zu den großartigsten Stiftungen des mittelalterlichen Münchens. Am 2. Aug. 1286 verlieh der Herzog Ludwig der Strenge demselben eine Bräugerechtsame und bestand das „Bräuhaus zum hl. Geist“ bis zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts. Auch das Spital brannte 1327 ab, jedoch erhob es sich sogleich vergrößert wieder. Hiebei wurde vermuthlich die erwähnte uralte Katharinenkapelle in den Neubau eingeschlossen; der Isar-Hochwasser im Thale wegen, stand sie wahrscheinlich von jeher auf einem Gewölbe. Im dritten Jahrzent des 14. Jahrhunderts übernahm der Magistrat des 14. Jahrhunderts übernahm der Magistrat die Verwaltung des Spitals, welches die Nachfolger des Gründers seither immer reicher mit Gütern und Privilegien ausgestattet hatten. Die vielen Gebäude der Stiftung ersteckten sich im Laufe der Zeit fast über den ganzen dermaligen Viktualienmarkt und waren durch eigene Thore geschlossen. AN das Bräuhaus reihte sich eine große Oekonomie und später kamen dazu auch ein Gebär-, ein Findel- und ein Irrenhaus (s. Findlingstraße), die ersten Anstalten dieser Art in München. Von allen jenen weitschichtigen Spitalbesitzungen ist gegenwärtig nur mehr das an die Kirche anstoßende Gebäude übrig, das im Erdgeschosse eine langgestrackte gothische, schöne Halle (s. Fleischbankstr.), und dessen Gemälde auf der nördlichen Außenseite, die Werke der Barmherzigkeit darstellend, aus dem Jahre 1731 stammt. Die zu den Benefitzien der Pfarrei gehörenden Häuser waren schon 1807 abgebrochen worden, und es mußte daher ein neuer Pfarrhof der Kirche gegenüber auf dem Viktualienmarkte erbaut werden, der bis 1848, wo man das jetzige Pfarrhaus herstellte, bestand. Am 1. Okt. 1823 versetzte man die Pfründner des Spitals in das ehemalige Kloster der Elisabethinerinnen (s. Mathildenstraße). Ein Theil der einstigen Bräu- und Oekonomiegebäude wurde 1823 bis 29 hinweggeräumt und der Rest der anderen, vordem zum Spital gehörenden Häuser 1871 behufs der Vergrößerung des Viktualienmarktes abgebrochen. – Die uralte Heiliggeist-Pfarrei sah sich am 28. Sept. 1811 der Peterpfarrei untergeordnet, bis am 26. Aug. 1844, unter bedeutender Erweiterung ihres früheren Bezirks und Renovierung der Kirche, die Wiedererrichtung derselben, resp. deren Eröffnung am 1.Dez. letztgenannten Jahres erfolgte. – Einst hieß die Heiliggeiststraße „Fischergäßchen“, das heute fast ganz in ersterer aufgegangen ist; nur die jetzigen Verkaufsbuden der Fischer am nahen Markte, die enge Lokalität nördlich davon, sowie das unferne Gasthaus „zum Fischerwirth“ erinnern noch an jene Benennung. Von den ältesten Tagen an bis zum zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts waren die Hausbesitzer der dermaligen Heiliggeiststraße meist Fischer, für deren Gewerbe auch der „Fischbach“ bis ca. 1820 unbedeckt hindurch floß.


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Haus Falkeneck