Rambaldi(1894) - Stiglmaierplatz

Rambaldi - 1894

Beschreibung:

641. Stiglmayerplatz. Liegt am Kreuzungspunkte der Brienner-, Nymphenburger-, Dachauer- und Schleißheimerstraße. Der Name dieses Platzes bewahrt das Andenken eines wackeren bayerischen Künstlers, nämlich des Erzgießers, Bildhauers ulid Medailleurs Johann Bapt. Stiglmayer, dem es geglückt ist, die seit Peter Vischer und Hans Krumpter nicht mehr beachtete Kunst des Erzgußes wieder zu Ehren, ja zur höchsten Vollendung zu bringen. Stiglmayer wurde als der Sohn eines unbemittelten Schmiedmeisters zu Fürstenfeldbruck am 18. Okt. 1791 geboren. Derselbe kam zu einen Goldschmied in München in die Lehre, ward 1810 in die Akademie aufgenommen, 1814 als Münzgraveur angestellt und von König Max l. 1819 nach Italien gesandt, um die Technik des Erzgusses kennen zu lernen. Die italienischen Erzgießer, bei denen er lernen wollte, waren mit den Geheimnissen ihrer Kunst etwas zurückhaltend, aber Stiglmayer wußte, was man ihm verschwieg, durch seinen eigenen erfinderischen Geist und durch unermüdlichen Fleiß zu ergänzen. In Rom begründete er seinen Ruf durch den Guß der Büste des späteren Königs Ludwig I. von Bayern nach Thorwaldsens Modell. 1822 ins Vaterland zurückgekehrt, schnitt er Stempel zu Kurtentmünzen und Medaillen und ward dann zum Inspektor der kgl. Erzgießerei ernannt, in welcher Stellung er eine lebhafte Thätigkeit entfaltete. Die Münchener Gießstätte wurde nun zur ersten in der Welt, und die hervorragendsten Bildhauer in ganz Europa vertrauten ihre zum Guß bestimmten Modelle Stiglmayer an. Auch aus Nord- und Südamerika gingen viele Bestellungen ein. München selbst besitzt von Stiglmayer den Obelisk, die Denkmäler König Max I., modelliert von Rauch, und Kurfürst Max I., modelliert von Thorwaldsen, die zwölf vergoldeten kolossalen Standbilder der Fürsten des Hauses Wittelsbach im Thronsaal der Residenz, nach Schwanthalers Modellen, das Bronzethor für die Glyptothek nach Zeichnungen L. von Klenzes u. a. mehr. Mitten in seiner künstlerischen Thätigkeit erkrankte aber Stiglmayer und starb am 2. März 1844; noch im Augenblick seines Hinscheidens erfreute ihn die Nachricht, daß der Guß der für Frankfurt bestimmten Goethestatue glücklich erfolgt sei. Auf dem Kirchhofe zu Neuhausen liegt er seinem Wunsche gemäß begraben, Sein Neffe Ferdinand von Miller (s. Ferdinand Millerplatz) führte die Erzgießerei ruhmreich fort, beendigte zunächst die schon in Ausführung begriffenen Werke wie die Bavaria, das kolossalste Werk der Münchener Gießerei, die Statue Tilly’s und Wrede’s in der Feldherrnhalle u. s· w. und erwarb sich bald durch neue, eigene Werke den Ruf eines ausgezeichneten Erzgießers. Der kreisförmige Platz mit einem Durchmesser von ca. 65 m hieß vom 21. November 1808 bis 1. Dezember 1812 »Kronprinzplatz«, von da bis 21. Januar 1829 »Ludwigsplatz« und von da bis 25. Oktober 1845 »Luitpoldsplatz.«


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