Rambaldi(1894) - Herzog-Wilhelm-Straße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 260. Herzog Wilhelmstraße.Verbindet den Sendlingerthorplatz, die Josef- und Herzogspitalstraße kreuzend, mit der Neuhauserstraße. Zur Ehrung des Herzogs Wilhelm V., des Frommen, geb. in Landshut am 29. Sept. 1548, gest. am 7. Februar 1626 in Schleißheim. Dem frommen Sinne Herzog Wilhelms V. entsprach es, daß er, für Künste von jener Sympathie beseelt, die als Erbgut seines Hauses bezeichnet werden darf, vor Allem für Glanz und Pracht der Gotteshäuser Sorge trug. Ein großartiges Denkmal seiner Gottesfurcht ist die St. Michaelskirche mit dem anstoßenden Palast, nach ihm zuerst Wilhelmsburg, später nach Herzog Maximilian Maxburg genannt. Mit diesem Bauwerk (1583-1597) zog die Kunst der Renaissance siegreich in der bayerischen Hauptstadt ein und blieb nicht ohne Einfluß aus die Kirchen der Umgegend Münchens *). Wilhelm v. liegt in der Michaelskirche begraben und ist seine von ihm entworfene Grabschrift ihrer Seltenheit halber merkwürdig Sie lautet: »Ich zittere ob meiner Missethaten und schäme mich vor dir da du kommen wirst zu richten, so wollest du mich nicht verdammen« Als König Gustav Adolf im Jahre 1632 diese Inschrift las ward er so geruhrt, daß er hastig fragte: »Hat denn dieser große Herzog keine bessere Inschrift verdient? **) Seitdem die Stadtmauer zwischen der ostlich gelegenen »Glockenstraße« und der an der Westseite gelegenen Straße ,,am Graben« gefallen, der Stadtgraben daselbst seit 1879 überwölbt eingefüllt und hier ein entsprechendes Nivellement hergestellt ist, bilden erwähnte zwei Straßen faktisch nur mehr eine Straße und erschien die Beibehaltung eines gesonderten Namens für die Ost- und für die Westseite dieser Straßen als unhaltbar. Am nächsten ware nun allerdings der Gedanke gewesen die erforderliche Abhilfe durch das Fallenlassen einer der zwei Straßenbezeichnungen eintreten zulassen Der Name ,,am Graben«, früher »Grabenstraße« eignete sich jedoch deshalb nicht zur Beibehaltung, weil der Stadtgraben verschwunden ist und die Bezeichnung »Glockenstraße« wollte aus dem Grunde nicht länger mehr aufrecht erhalten werden weil zahlreiche Verwechslungen mit der Straße ,,am Glockenbache« sich ergeben» haben und fortan sich ergeben würden. Die Glockenstraße hieß früher in ihrem südlichen Teile »Glockengießergässel«, in ihrem nordlichen «Kreuzkaserngasse««, zuletzt auch »Gefänqnisgäßchen« und erfuhr 1815 eine bedeutende Erweiterung, als streckenweise die Stadtmauern fielen. Bis in die 80 er Jahre befand sich hier in einem der Stadtgemeinde gehörenden Hause die Glockengießerei von Kortler. Das in dieser Straße befindliche erste protestantische Schulhaus wurde von Baurat Muffat erbaut. Die Straße führt ihren neuen Namen seit 16. März, resp. 6. April 1886.

*) Vgl´. Prof. Dr. Riehl, Studien über Barock und Rokoko, Zeitschrift des bayer. Kunst-Gewerbe-Vereins 1893, Heft 1 und 2. **) Mathias Andres, Geschichte sämtlicher Kirchen, Klöster und Klosterhäuser iti München, 1823 S. 57.


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