Was seit der Stunde Null geschah...

1946

Möhlstraße: Jüdisches Zentrum und Schwarzmarkt-Hotspot

Nach dem Krieg wird die Möhlstraße in München zum wichtigen Anlaufpunkt für jüdische Überlebende. Zahlreiche Hilfsorganisationen und Geschäfte siedeln sich hier an, wodurch eine lebendige jüdische Einkaufsstraße entsteht. Gleichzeitig entwickelt sich die Straße zu einem Hotspot des Schwarzmarktes, auf dem Waren des täglichen Bedarfs gehandelt werden. Die Möhlstraße spiegelt die Hoffnungen, aber auch die schwierigen Lebensumstände der unmittelbaren Nachkriegszeit wider und wird zu einem bedeutenden Ort jüdischen Lebens in München.

12. Januar

Kontrollratsdirektive 24 zur Bestrafung und Entfernung ehemaliger Nazis

Die Kontrollratsdirektive 38 aus dem Jahr 1946 war ein wichtiger Bestandteil der Entnazifizierung nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Sie führte ein System ein, das Personen, die in das nationalsozialistische Regime involviert waren, in fünf Kategorien einteilte. Diese Kategorien waren:

  1. Haupttäter
  2. Belastete (Aktivisten, Militaristen, Nutznießer)
  3. Minderbelastete
  4. Mitläufer
  5. Entlastete

Diese Einteilung sollte dabei helfen, die Verantwortlichen für die Verbrechen des Nationalsozialismus zu identifizieren und entsprechend zu sanktionieren oder zu rehabilitieren.

April

Auflösung des Völkerbunds

Im Jahr 1946 wurde der Völkerbund aufgelöst. Dieser multilaterale internationale Organisation, die 1920 nach dem Ersten Weltkrieg gegründet wurde, hatte das Ziel, den Weltfrieden zu wahren und internationale Zusammenarbeit zu fördern. Mit dem Scheitern, den Zweiten Weltkrieg zu verhindern, und der Gründung der Vereinten Nationen 1945 wurde der Völkerbund obsolet und offiziell aufgelöst.

21. April

Sowjetzone Deutschlands: Vereinigung von SPD und KPD zur SED

In der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands wurde die SPD unter politischem Druck mit der KPD zur SED vereint. Dies geschah unter starker Einflussnahme der sowjetischen Besatzungsmacht, obwohl viele SPD-Mitglieder die Zwangsvereinigung ablehnten. Ziel war die Schaffung einer einheitlichen kommunistischen Partei zur Sicherung der politischen Kontrolle. Die SED entwickelte sich zur dominierenden Kraft und etablierte das spätere Einparteiensystem der DDR. Diese Vereinigung markierte den Beginn der repressiven Kontrolle und der Unterdrückung oppositioneller Meinungen in der DDR.

26. Mai

Die erste Gemeindewahl findet statt

Nach zwölf Jahren Diktatur bekommen die Münchner wieder die Möglichkeit frei über ihre politische Zukunft zu entscheiden.

Die CSU errang 20 Sitze, die SPD 17, die KPD und die WAV (Wirtschaftliche Aufbauvereinigung) je 2 und die Parteilosen 1 Sitz.

1. Juli

Beginn der US-Atombombenversuche im Bikini-Atoll

Die Atombombentests auf dem Bikini-Atoll waren Teil der US-amerikanischen Kernwaffenforschung und hatten das Ziel, die Auswirkungen von Atomwaffen auf Schiffe und Umgebung zu untersuchen. Das abgelegene Atoll wurde gewählt, da es als geeignet für militärische Tests galt. Die einheimische Bevölkerung musste umgesiedelt werden, was langfristige humanitäre und soziale Folgen hatte. Die Tests hinterließen erhebliche Schäden an der Umwelt, und das Gebiet ist bis heute stark radioaktiv belastet.

1. Oktober

Nürberger Prozess: Zwölf Angeklagte werden zum Tode verurteilt

Bei den Nürnberger Prozessen, die vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 stattfanden, wurden zwölf führende NS-Funktionäre wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt. Diese Verurteilungen betrafen prominente Persönlichkeiten des NS-Regimes, darunter Hermann Göring, Joachim von Ribbentrop und Wilhelm Keitel. Die Urteile stellten einen bedeutenden Meilenstein im internationalen Strafrecht dar, indem sie die Verantwortung für massive Menschenrechtsverletzungen auf höchster Regierungsebene feststellten und die Grundlage für zukünftige Kriegsverbrecherprozesse schufen.

15. Oktober

Selbstmord Hermann Görings

Hermann Göring, einer der ranghöchsten NS-Funktionäre, entzog sich seiner Hinrichtung nach den Nürnberger Prozessen durch Selbstmord. Trotz strenger Überwachung gelang es ihm, eine Giftkapsel zu verstecken und einzunehmen. Sein Tod verhinderte die Vollstreckung des Todesurteils, das wegen seiner führenden Rolle im NS-Regime und zahlreicher Kriegsverbrechen gegen ihn verhängt worden war. Görings Selbstmord wurde zum Symbol für die Verleugnung von Verantwortung und die Unfähigkeit, sich den Konsequenzen seiner Taten zu stellen.

17. Oktober

Einäscherung der NS-Hauptkriegsverbrechern im Krematorium des Ostfriedhofes

Im Kreamtorium des Ostfriedhofes werden die in Nürnberg verurteilten und hingerichten NS-Hauptkriegsverbrechern eingeäschert. Die Asche der Verbrecher wurde in die Isar gestreut.

1. Dezember

Bayern erhält eine neue Verfassung

Bayern erhielt eine neue Verfassung, die durch eine Volksabstimmung beschlossen wurde. Sie schuf die Grundlagen für einen demokratischen Rechtsstaat und definierte Bayern als Freistaat innerhalb der föderalen Struktur Deutschlands. Die Verfassung garantierte Grundrechte, regelte die Staatsgewalt und das Verhältnis zwischen Staat und Kirche. Sie war ein entscheidender Schritt für den demokratischen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und bildet bis heute die Grundlage für die politische und rechtliche Ordnung des Freistaats Bayern.

16. Dezember

Erste Sitzung des Landtages

Nach dem Ende der NS-Herrschaft trat 1946 der neu gewählte Bayerische Landtag erstmals zusammen. Die konstituierende Sitzung fand in München statt, unter Aufsicht der amerikanischen Militärregierung. Es war ein wichtiger Schritt zur Demokratisierung Bayerns. Die Abgeordneten erarbeiteten in der Folge die neue Verfassung, die noch im selben Jahr per Volksentscheid angenommen wurde und bis heute gilt.