Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Straße | von | Grund | bis | Grund |
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Kleinhesselohe | 1927 | Erstnennung | Kein Grund angegeben |
München, den 31.X.1940.
Uber das Hauptverwaltungsamt
an das Stadtarchiv.
Betrifft: Straßenbenennungen.
Beilage:
1 Planskizze (gegen Rückgabe.
In der Dezementenbesprechung vom 28.Okt. 1940 bemängelte der Oberbürgermeister die Begründung für Kleinhesselohe im Adreßbuch. Dort heißt es, daß Kleinhesselohe nach dem Kleinhesseloher See benannt ist, das Umgekehrte dürfte aber eher stimmen.
Der Sachverhalt ist folgender: Ursprünglich hieß die Straße von der Schwabinger Brücke um das Nordufer des Kleinhesseloher Sees bis zum Milchhäusl "am Hirschanger". Diese Benennung führte aber zu Verwechslungen, hauptsächlich der Post, mit dem eigentlichen Hirschanger, d.i. dem Spielplatz bei der Lerchenfeldstraße. Die zustände Bezirksinspektion sowie die Krongutsverwaltung beantragten deshalb im Jahre 1927 die genannte Straße umzubenennen und ihr die Bezeichnung "Am Kleinhesseloher See", eben "nach dem Kleinhesseloher See", zu geben.
Auf Vorschlag der Lokalbaukommission wurde dann die Bezeichnung "Kleinhesselohe" gewählt, ohne daß die Begründung geändert worden wäre. Ich beabsichtige die zweifellos unlogische Namenserklärung zu ändern. Meine Vermutung, daß in der fraglichen Gegend in vergangenen Jahrhunderten eine Ansiedlung "Kleinhesselohe" bestanden hätte, etwa ein Nebenbetrieb von Großhesselohe, ließ sich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nicht erweisen. Herr Direktor Schließl vom Historischen Stadtmuseum teilte mit, daß der Name "Kleines Hesselohe" erstmals im Jahre 1791 erwähnt wird. Damals - während der Anlage des Englischen Gartens - wurde an der Stelle des heutigen Kleinhesselohe eine Meierei mit einem Ausschank für die im Englischen Garten beschäftigten Arbeiter er richtet, der dann bald dem sich zeigenden Bedürfnis der Ausflügler entsprechend zu einer öffentlichen Wirtschaft erweitert wurde. Diese Meierei mit Wirtschaft erhielt die Bezeichnung "Kleines Hesselohe". Ein Grund, warum gerade dieser Name gewählt wurde, ist in den Unterlagen des Stadtmuseums nicht zu finden. Ich bitte nun um möglichst baldige Feststellung der eigentlichen Herkunft der Bezeichnung "Kleinhesselohe", um dem Herrn Oberbürgermeister Bericht erstatten zu können.
Dezernat VII:
gez.Harbers.
Stadtrat.
Durch das Hauptverwaltungsamt
zum Dezernat 7.
Betrifft:
Straßenbenennung.
Beilage:
1 Planskizze.
Auf einen Plan des Jahres 1791 ist zum erstenmal die Bezeichnung eingetragen "Weg nach Heselloh".
Vom Jahre 1790 - 1791 errichtete der Stadtzimmermeister Franz Paul Lieber am Nordende des Englischen Gartens zwei Holzhäuser im holländischen Stil, mit zwei Abschlußgattern gegen die äußere Hirschau. In dem einen Holzhaus hauste der Parkwächter Josef Tax. Als Vorarbeiter überwachte er die beschäftigten Arbeiter und betrieb ohne besondere Erlaubnis einen Bierausschank für die beschäftigten Arbeiter. In einem Stallgebäude wurden die aus dem Ansbachischen und aus Tirol angekauften Milchkühe versorgt. Aus dem Bierausschank und dem Milchverkauf entwickelte sich ein Meiereibetrieb, wo auch kalte Speisen verabreicht wurden. Wohl um die Arbeiter zusammenzuhalten errichtete der Hofzimmermeister Martin Heilmayr einen runden Tanzplatz. Diese neue Vergnügungsstätte wurde im Gegensatz zu Hesseloh, das den Münchnern als Ausflugs- und Vergnügungsort bekannt war, als "Kleines Heselloh" bezeichnet.
Die neue Vergnügungsstätte scheint bald sehr besucht gewesen zu sein. Erst im Gegensatz zum "Klein-Heselloh" bekam das ältere Heselloh die Bezeichnung "Grolß-Heselloh".
Der nachmalige Kleinhesseloher See bestand damals noch nicht. Er hat also seinen Namen von dem Vergnügungsplatz "Klein- Heselloh” (zwei Holzhäuser und Tanzplatz).
München, den 16. November 1940.
Stadtarchiv:
gez. Dr. Schaffer
Archivdirektor.