Bedeutungsgeschichte

   Am Kosttor          

1879 Fernberg

Kostthor, am. Das Kostthor selbst, von welchem der Name dieses Platzes stammt, wurde 1871 abgebrochen; es hieß in alter Zeit das Graggenauerthor und war der einzige Ausgang aus der befestigten Stadt vom Stadtviertel Graggenau aus. Bei diesem Thore wurden früher aus der Riedler-Stiftung (s.Riedlerstraße) an arme Leute Speisen ausgetheilt, woher sich der Name Kostthor erklärt.

1880 Adressbuch

Das Kostthor von Kaiser Ludwig dem Bayer erbaut, hieß wahrscheinlich bald nach seiner Entstehung, jedenfalls aber seit 1389 urkundlich „Graggenauerthor“, weil nämlich mit dem Beginne der Befestigungslinie von 1319 das Graggenauer Viertel (s. Plätzchen) theilweise zum Stadtinneren gezogen ward. Schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts, wo die Graggenau das hauptsächstlichte Gebiet für Gemüsezucht (Wurzgärtnerei) bildete und sich auch die herzoglichen Wurzgärten dort befanden, entstand die Benennung „Wurzerthor“. Das letztere erst im 17. Jahrhundert nach dem Anwohner „Wurzer“ (Gärtner) aufgekommen sei, ist weniger glaubwürdig. An diesem Thore wurde täglich das von dem Patrizier Martin Riedler, Mitglied des inneren Rathes, am, am Freitage vor Judica in der fasten 1449 (28. März) gestiftete „reiche Almosen“ an sechs Arme, anfänglich jedoch nicht in Geld sondern in Naturalien vertheilt (s. Riedlerstraße). Unter der Verwaltung des Magistrats und durch verschieden Wohlhäter vermehrten sich allmächlich die Mittel für eine größere Anzahl von ausgespeisten Dürftigen, und so entstand der Name „Kost-“ oder „Brodthor“,, welcher in den gleichzeitigen Salbüchern oft vorkommt. Die Benennung blieb, obgleich zuletzt das Almosen selbst auf den Frauenfreithof übertragen wurde. Durch das Kostthor wollten die partiotischen und tapferen Oberländer-Bauern, der getroffenen Verabredung gemäß, während der Christnacht von 1705 in die Stadt dringen, un die feindlichen Oesterrreicher zu vertreiben. Im 17. Jahrhundert hatte man den, später als Schuldnergefängniß benützen „Neuthurm“ an das Kostthor angebaut (s. Nezthurmstraße). Beide erfuhren bei Anlage der Maximilianstraße noch Schonung, theilten jedoch 1872 das Schicksal des Angerthores. Die letzten Steine des Kostthores verschwanden endlich nach Vollendung der Neubauten rückwärts des Hofbräuhaus-Areales im September 1879. Ein Theil der Lokalität „am Kostthor“ gehörte früher zur „Marstallstraße“. Das ehemalige „Kostthorgäßchen“ ist schon bei Beginn der Erweiterungsbauten in der Umgebung des Thores aufgegangen. Im Nov. 1869 stellte der Magistrat den alten Namen „am Kostthor“ wieder her.

1894 Rambaldi

350. Kostthor, am. Der Platz vor dem Cafe Roth an der Südseite der Maximilianstraße, der Marstallstraße gerade gegenüber. Das Kostthor, von Kaiser Ludwig dem Bayern erbaut, hieß wahrscheinlich bald nachsfeiner Entstehung, jedenfalls aber seit 1389 urkundlich »Graggenauerthor«, weil nämlich mit dem Beginne der Befestigungslinie von 1319 das Graggenauerviertel (s. Platzl) teilweise zum Stadtinnern gezogen ward. Schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts, wo die Graggenau das hauptsächlichste Gebiet für Gemüsezucht (Wurzgärtnerei) bildete, und sich auch die herzoglichen Wurzgärten dort befanden, entstand die Benennung »Wurzerthor«. Eine Persönlichkeit Namens Wurzer wird urkundlich schon 1384 genannt *) und hat auch in Volckmers (1613) und Merians (1644) Plänen das Thor den Namen »Wurzerthor«. An diesem Thore wurde täglich das von dem Patrizier Martin Riedler, Mitglied des inneren Rates, am Freitage vor Judica in der Fasten (28. März) 1449 gestiftete »reiche Almosen« an sechs Arme, anfänglich jedoch nicht in Geld, sondern in Naturalien verteilt (s. Riedlerstraße). Unter der Verwaltung des Magistrats lind durch verschiedene Wohlthäter vermehrten sich allmählich die Mittel für eine größere Anzahl von ausgespeisten Dürftigen, und so entstand der Name ,,Kost-« oder »Brodthor«, welcher in den gleichzeitigen Salbüchern oft vorkommt. Die Benennung blieb, obgleich zuletzt das Almosen selbst aus den Frauenfreithof übertragen wurde. Durch das Kostthor wollten die patriotischen und tapferen Oberländer-Bauern, der getroffenen Verabredung gemäß, während der Christnacht von 1705 in die Stadt dringen, um die feindlichen Oesterreicher zu vertreiben Im 17.Jahrhundert hatte man den, später als Schuldnergefängnis (Schuldturm) benützten »Neuturm« an das Kostthor angebaut (s. Nenturmstraße). Beide erfuhren bei Anlage der Maximiliauftraße noch Schonung, teilten jedoch 1872 das Schicksal des Angerthores. Die letzten Steine des Kostthores verschwanden endlich nach Vollendung der Neubauten rückwärts des Hosbräuhaus-Areales im September 1879, Ein Teil der Lokalität ,,am Kostthor« gehörte früher zur ,,Marstallstraße«. Das ehemalige »Kostthorgäßchen« ist schon bei Beginn der Erweiterungsbauten in der Umgebung des Thores aufgegangen. Im November 1869 stellte der Magistrat den alten Namen ,,am Kostthor« wieder her.

*) Wolf, Urkundliche Chronik don München Il, 362: Mon. boio. 20, pag. 18; Jahrbuch der Münchener Geschichte-, 4. Jahrgang 226.

1943 Adressbuch

Nach dem hier befindlichen, 1872 bzw. 1879 abgebrochenen Kosttor, früher Wurzertor.

1965 Baureferat

Am Kosttor: Hier stand bis 1872 bzw. 1879 das Kosttor, früher Wurzertor. *1869