Bedeutungsgeschichte

   Widenmayerstraße          

1894 Rambaldi

735. Widenmayerstraße.Zieht sich am Lehel, mit der inneren Isarstraße parallel laufend, am linken Isarufer unterhalb der Maximilians- zur Luitpoldbrücke hin. Zum ehrenden Andenken an den verstorbenen I. Bürgermeister Dr. von Widenmayer. Derselbe wurde den 18. April 1838 zu Lindau als Sohn eines Lehrers geboren, absolvierte in Augsburg das St. Anna-Gymnasium und studierte an den Universitäten zu Heidelberg und München. Nachdem er im Jahre 1862 einen ausgezeichneten Staatskonkurs gemacht hatte, wurde er 1863 zum Doktor der Rechte promoviert. Von seiner Vaterstadt Lindau am 1. August 1868 zu ihrem Bürgermeister gewählt, blieb er in dieser Stellung bis Mai 1870. Damals bedurfte die Hauptstadt München eines II. Bürgermeisters-, und es fiel die Wahl der Gemeindevertretung auf diese ausgezeichnete Kraft. Vom 4. Juni 1870 bis 7. Februar 1888 wirkte er als 11. und vom 7. Februar 1888 bis 5. März 1893 als I. Bürgermeister der Stadt München. Gleich bei seinem Eintritt in die hiesige Amtsthätigkeit war es ihm beschieden, im Vereine mit dem unvergeßlichen Bürgermeister Dr. von Erhardt, die im Jahre 1869 erlassene neue Gemeindeordnung in das Leben einzuführen. An den großen Unternehmungen zur Hebung und Besserung der Gesundheitsverhältnisse in München, welche der Initiative und Energie des Bürgermeisters von Erhardt zu danken sind, wirkte Dr. von Widenmayer mit regem Eifer und Verständnis mit. Als aber Erhardt durch Gesundheitsverhältnisse sich von seiner segensvollen Thätigkeit zurückzog, da arbeitete Widenmayer an dein Assanierungswerke im Sinne und Geiste seines Vorgängers rüstig weiter. Der Wasserversorgung und Einführung der Schwemmkanalisation wendete er seine besondere Fürsorge zu. Eine weitere höchst gemeinnützige, öffentliche Einrichtung, welche ebenfalls unter Erhardt entstanden war, die Pferdebahn, fand durch ihn eine beständige Förderung. Zu bedauern bleibt, daß Dr. von Widenmayer das Vermächtnis Erhardts in bezug auf elektrische Beleuchtung und geräuschloses Pflaster selbst nicht mehr zu erfüllen vermochte. Haben wir nun erwähnt, was Widenmayer im Vereine mit Erhardt und in Fortführung von dessen Schöpfungen geleistet, so kommen wir auf die eigenen Werke Widenmayers. Da ragt vor allem die im Jahre 1871 erfolgte Schöpfung des Münchener Schulstatuts hervor, welches eine dem Geiste und den Bedürfnissen der Zeit entsprechende Umgestaltung des gesamten Münchener Volksschulwesens mit sich brachte. Unermüdlich thätig war Widenmayer für das Wohl der Gemeindebediensteten wirksam; wo immer es die würdige Repräsentation der bayerischen Hauptstadt galt, da bot er das Erdenklichste auf. Den Einverleibungen von Neuhausen, Schwabing und Bogenhausen wandte er seine Arbeitskraft mit regem Eifer zu. Die sich von Jahr zu Jahr steigernden Arbeiten wurden aber so gewaltig, daß ihnen auch diese scheinbar eiserne Kraft nicht mehr genügen konnte. Widenmayer erlag seinen durch Überanstrengung verursachten Leiden am 5. März 1893. Seine Brust schmückten das Komturkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone, der Michaelsorden Il. Klasse, das Kommandeurkreuz des griechischen Erlöserordens, der rote Adlerorden II. Klasse, der Franz-Josef-Orden II. Klasse mit Stern, der preußische Kronorden II. Klasse. der spanische Isabellenorden I. Klasse und der württembergische Friedrichsorden II.Klasse. Das Andenken an den edlen Mann und seine großen Verdienste ehrte in Dankbarkeit und Treue die Stadt München durch ein im Jahre 1894 errichtetes Grabmonument im südlichen Teile der Arkaden des neuen südlichen Friedhofes-. Die Widenmayerstraße schließt sich an die nach seinen Amtsvorgänger-u Erhardt und Steinsdorf benannten Straßen an, wodurch diesen drei Bürgermeistern ein weiteres ehrendes Denkmal gesetzt wurde. Früher hieß diese Straße nach ihrer Lage zur Isar ,,äußere Isarstraße« und trägt ihren gegenwärtigen Namen seit 5., resp. 9. November 1894.

1965 Baureferat

Widenmayerstraße: Dr. Johannes Ritter von Widenmayer (1838-1893), ab 1870 rechtskundiger 2. und ab 1888 1. Bürgermeister von München. *1896