1879 Fernberg
Weinstraße. Die Weinstraße ist eine der ältesten Straßen der Stadt, obschon die ursprünglichen Häuser längst verschwunden und durch neuere ersetzt sind. Im 14. Jahrhunderte und später wurde hier der Weinmarkt abgehalten, woher der Name. In Altbayern baute man damals selbst Wein z. B. bei Freising, Landshut etc., was zwar nur ein herber Landwein gewesen sein wird, immerhin aber noch ein gesünderer als die vielen jetzt zum Verkaufe kommenden fabrizierten Weine.
1880 Adressbuch
Erinnert an die älteste Zeit der Stadt, in welcher zu München noch der Weinhandel blühte, im 14. Jahrhundert und noch später ein öffentlicher Weinmarkt gehalten wurde und sich in der Dienergasse der „Weinstadel“ befand (im dermaligen Cafe „zur Stadt Wien“ Hais Nr. 20), zur Niederlage für die unter dem Reise feilgebotenen Weine. Eine Urkunde von 1146 scheint schon auf eine Weinschenkgerechtigkeit hinzudeuten. Aus einem anderen Dokumente von 1385 erhellt, welche Sorten einheimische und ausländische Weine damals in München getrunkern wurden; von letzteren erhoben die gemeinschaftlich regierenden Herzöge Stephan III., Friedrich I. und Johann ein Umgeld (eine Steuer). Auch gab es eigene städtische „Weinverkoster“. Bei dem damals wohl weniger denn heute heiklen Gameb unserer Vorfahren wurden 1433 sogar 600 Fuder bayerischen Landweines bis nach Regensburg verfrachtet. Ein geistlicher Spaßmacher nannte dieses altbayerische Marktgut aus Landshut und Dingolfings Umgebung im Gegensatze der lacrimae Christi witzig lacrimae Petri, weil in der Schrift /Lukas XXII, 62) steht: „Und Petrus ... weinte bitterlich“.
1894 Rambaldi
694. Weinstraße. Beginnt beim nördlichen Teile des Marienplatzes am sogenannten Lindwurmeck, zieht sich gegen die Theatinerstraße und endet au der k. Polizeidirektion. Diese Straße erinnert
an die älteste Zeit der Stadt, in welcher zu München noch der Welthandel blühte, im 14. Jhdt. und noch später ein öffentlicher Weinmarkt gehalten wurde und sich in der Dienergasse der ,,Weinstadel«
befand (im Haus Nr. 20; s. Dienergasse), zur Niederlage für die
unter dem Reife seilgebotenen Weine. Eine Urkunde von 1146 scheint
schon auf eine Weinschenkgerechtigkeit hinzudeuten. Aus einem anderen Dokumente von 1385 erhellt, welche Sorten einheimischer und
ausländischer Weine damals in München getrunken wurden; von letzteren erhoben die gemeinschaftlich regierenden Herzöge Stephan lIl.,
Friedrich I. und Johann ein Umgeld (eine Steuer). Auch gab es
städtische ,,Weinverkoster·« Bei dem damals wohl weniger denn heute
heiklen Gaumen unserer Vorfahren wurden 1433 sogar 600 Fuder
bayerischen Landweines bis nach Regensburg verfrachtet. Ein geistlicher Spaßmacher nannte dieses altbayerische Marktgut aus Landshut
und Dingolfings Umgebung im Gegensätze der lacrimae Christi witzig
lacrimae Petri, weil in der Schrift (Lukas XXll, 62) steht: »Und
Petrus . . . weinte bitterlich.« Immerhin aber mögen die in Altbayern, wie bei Freising, Landshut ec. gewachsenen herben Landweine
ein gesünderes Getränke gewesen sein, als die vielen jetzt zum Verkaufe kommenden fabrizierten Weine.
Das ehedem zwischen dem Hause Nr. 11 und der k. Polizei abschließende Thor, das alte Schwabingerthor, nahm in der zweiten
Hälfte des 14. Jhdts. von dem daneben angesessenen Patriziergeschlechte
Wilprecht den Namen Wilprechts-, später Nudel- oder Schäffler-Turm
an und wurde 1591 abgebrochen.
Nr. 13, k. Polizei-Direktion, war einst das Gebäude der englischen
Fräulein und wurde 1691—94 an Stelle der Wilprechtschen Hauser
am Wilprechtsturm, zwischen beiden Ecken des Stift- (Schrammer-)
und Gruftgäßchens, und des paradeiserischen Hauses erbaut. *)
In der Weinstraße befand sich auch, wie Lipowsky in seiner Urgeschichte, Il, 447 schreibt, »das Rechthaus«, wo das herzogliche Hofgericht seinen Sitz hatte (s. Marienplatz)..
An alten Bezeichnungen sind noch zu erwähnen:
Das »Frauen-Eck« (Haus Nr. 7), das »Schäffler-Eck« (Haus
Nr. 12), das »Kloiber-Eck« (HausNr.15) und das bekanntere ,,Lindwurmeck« (Haus Nr. 3 des Marienplatzes, s. denselben) das noch
immer ein besonderes Wahrzeichen der Stadt München ist, über welches
Frz. Trautmann in seinem Alt-Münchner Wahr- und Denkzeichen
S. 27 uns ein schauerliches Märchen erzählt.
*) Oberbayer. Archiv XVII, 143. Hübner I; 127.
1965 Baureferat
Weinstraße: In der ältesten Zeit der Stadt waren hier die Weinhändler ansässig, die ab dem 14. Jhdt. sogar einen öffentlichen Weinmarkt abhielten. *12./13. Jhdt.