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»RAUMSPIEGELUNG«

Eine Installation In der Asamkirche von Bernd M. Nestler

Von 22. bis 27. Mai 2006 in der Asamkirche, Senditngerstr 34 in 80331 München.

Die Kirche ist täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet.

Im Jahre 2000 macht Bernd M. Nestier eine interessante Entdeckung, als er die Asamkirche in Mönchen besucht. Beim flüchtigen Blick auf seine mechanische Uhr am Handgelenk beschäftigt sich der Giaskünstler näher mit der Spiegelung seines Uhrglases. Plötzlich sieht er den Himmel auf Erden, d.h. er sieht das Deckenfresco von Cosmas Damian Asam, das 1735 vollendet wurde, auf einer konvexen Glasscheibe mit einem Durchmesser von ca. 3 cm.

6 Jahre spater nimmt diese Idee konkrete Formen an. In der Woche von Christi Himmelfahrt, werden die Kirchenbänke des spätbarocken in sich symmetrischen Baus vom Künstler verspiegelt. Die Fläche der Spiegel beträgt 3,36 x 9,72 Meter.

Schon früh erkannten die Menschen, dass Spiegel geheimnisvolle Fenster zu einer anderen Weit sind. Sie eröffnen mehrere Bewusstseinsebenen. Jeder kennt aus Kindertagen das Märchen Schneewittchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm: »Spieglein Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?* Und der Spiegel antwortet darauf: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land."

In der Asamkirche werden die Spiegel nun von der gewohnten Senkrechten in die Waagerechte gebracht. Unsere Wahrnehmung wird in die Irre geführt. Die Blickrichtung geht zunächst in die Horizontale und nimmt so die gespiegelten Deckenfresken wahr. Vom irrealen Eindruck wandert das menschliche Auge dann zum Original. Es zeigt die gemalte Vita des Heiligen St. Johann Nepomuk. Dieser fand sein Ende im Element des Wassers; er wurde in der Moldau in Prag ertränkt.

In der Barockzeit ist das Spiel mit dem Spiegel ein kulturspezifisches Phänomen. Zu den Charakteristika profaner Raumkunst gehört es, den Betrachter über die Grenzen des realen Raumes im Unklaren zu lassen. Exemplarisch dafür stehen die Festsäle römischer Stadtpalais und die Spiegelkabirtette großer Schlösser, sei es Versailles oder die Schlösser der Witteisbacher. Die Raumillusion als solche zu durchschauen war ein lustvolles Gesellschaftsspiel adliger Kreise. Die Künstler legten also Wert darauf, den Betrachter zu täuschen. Dieser durchschaut schließlich das Kunstwerk.

In der Malerei nimmt Jan van Eyck im berühmten Arnofini-Doppelporträt (1434) diese Entwicklung vorweg. Wer die National Gallery in London besucht, wird sich der Faszination dieses Bildes nicht entziehen können.

Dem Betrachter der Asamkirche wird es mit der »RAUMSPIEGELUNG« von Bernd M. Nestler nicht anders ergehen.

Pater Georg Maria Roers SJ
Rector Ecclesiae Sankt Johann Nepomuk