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Kriegerdenkmal
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Dass bildende Künstler mehr als nur Bilder und Sichtbares erschaffen, ist eine Folge der Erweiterung des Kunstbegriffs der letzten Jahrzehnte. Cosima Strähhubers "Geschreianlage" liefert dafür ein gutes Beispiel. Natürlich kann man die verschiedenen Teile dieser Anlage auch sehen, und mancher wird sich dann fragen, welche Funktion die posaunenartigen Gebilde auf dem Balkon haben; zur Geltung kommen sie jedoch erst, sobald sie benutzt werden – und Töne von sich geben.

Es handelt sich dabei um Spielarten traditioneller Musikinstrumente, die Strähhuber fest installieren ließ. Nun können die Kinder des Horts ihrer momentanen Stimmung einzeln oder konzertierend Ausdruck verleihen. Neben Blasinstrumenten mit jeweils eigener Klangfarbe steht ihnen dazu auch eine aus Schlaginstrumenten zusammengesetzte "Rhythmusgruppe" zur Verfügung.

Cosima Strähhuber, die neben ihrem Kunststudium eine Ausbildung zur Instrumentenbauerin absolvierte, vereint mit der "Geschreianlage" also zwei Seiten ihrer Werkbiographie. Auch bei anderen Arbeiten ist ihr die Verwandlung des Rezipienten in einen Akteur wichtig. Doch in diesem Fall ist nicht nur die Kunst am Bau mehr als nur ein Objekt der Betrachtung. Vielmehr eignen sich die Instrumente auch dazu, aus denen, die das Geschehen auf dem angrenzenden Sportplatz beobachten, Mitwirkende zu machen. Sie können sich nun wie Fans einmischen und pfeifen, hupen, tröten. Ein ebenfalls installiertes Fernrohr verhilft dabei zu zusätzlichen Ansichten. Es ist wie eine Signatur der Künstlerin, die so doch auch noch das Auge und nicht nur das Ohr einbezieht.

Wolfgang Ullrich