Bearbeiten - Sehenswürdigkeiten

Ausführung
Kriegerdenkmal
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Farbsinnliches Erleben nahm im Lehrprogramm des Bauhauses eine avantgardistische Stellung ein. Ausgehend von der Idee einer physisch-psychischen Stimulation mittels Farben experimentierte man seinerzeit mit verschiedenen Lichtquellen und bewegten Projektionen. In Olaf Nicolais für die geschaffenen Oberlichtern kommen raffiniert gegeneinander gesetzte Farbkontraste stimmungsförderlich zum Tragen. Das Glasdach im Obergeschoss rastert sich durch die Stahlprofile der Dachkonstruktion in monochrome Flächen auf.

Olaf Nicolai hat ein Spektrum zusammengestellt, das von den Grundfarben, über helle und exotische Tönungen wie Bronze bis hin zu kompletter Transparenz reicht. Selbst prallstes Tomatenrot erhält dank der Durchsicht zum Himmel eine juwelenhafte Prägung. Die Farbmodulation wird von den Wetterfaktoren atmosphärisch mit reguliert. Unterschied Bauhauslehrer Kandinsky in seiner Farbtheorie rigide zwischen dem absoluten und relativen (gemischten) Wert der Farbe, so wird bei Olaf Nicolai eine veränderliche Lichtkoloristik anschaulich, die von Zufallsfaktoren der Natur abhängt. Am Boden und an den weißen Säulen als architektonischem Trägermaterial der mal mehr meditativen mal mehr dramatischen Farb-Licht-Orgel reflektieren sich die diversen Mischungsverhältnisse.

Der zurückhaltend mit Mobiliar ausgestattete "Pädagogische Aktionsraum" erhält durch einen zweiten ‚lichtbildnerischen‘ Eingriff Nicolais für Kinder eine zusätzliche Wahrnehmungssensation. Auf Fusstritt verwandeln sich sechs in den Boden eingelassene Milchglasflächen zu durchsichtigen Fenstern. Ein Sesam-öffne-dich moderner Bautechnologie: Das elektronisch gesteuerte Glas reagiert unversehens auf Spannungsverhältnisse.

Birgit Sonna