Bearbeiten - Sehenswürdigkeiten

Ausführung
Kriegerdenkmal
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Marin Kasimir überwindet mit seiner 360-Grad-Kamera die Orts- und Zeitgebundenheit des Blicks: Durch die Bewegung der Fotokamera -sie dreht sich um die eigene Achse - wird das Vor-und-hinter-der-Kamera-Liegende in ein und dieselbe Bildebene geklappt. Dabei werden verschiedene Zeitpunkte fixiert und in den Zustand der Gleichzeitigkeit überführt. In diesem Sinne wiederholt Kasimirs Installation, gebrochen durch den Faktor Zeit, den Ort, an dem sie sich befindet. Das Bild in den Leuchtkästen wurde mit einer 360-Grad-Kamera vor dem Umbau des Angertorblocks aufgenommen und vergegenwärtigt die Vergangenheit des Ortes. Gleichzeitig ist im Bild selbst ein Zeitsprung angelegt. Auch wenn sie auf dem Bild weit auseinanderliegen, zeigen Anfang und Ende des Fotos denselben Teil des Hofes Ort allerdings zu verschiedenen Zeitpunkten. - Die zeitliche Differenz ist bedingt durch die Drehgeschwindigkeit der Kamera. - Die Spiegel an den Seiten der Kästen reflektieren das Hier und Jetzt des Ortes, die computergenerierten Streifen lösen das Foto in abstrakte Bewegungsmuster auf. Die Leuchtkästen fragmentieren das Bild und ergeben von links nach rechts betrachtet einen sich beschleunigenden Rhythmus. Die Sitzgelegenheiten, auf denen sich die Gegenwart ereignet, wenn der Betrachter darauf Platz nimmt, greifen die Anordnung der Leuchtkästen auf. Im Spiel mit dem Faktor Zeit durchbricht Kasimir die standhafte Suggestion des klassischen Fotos, der Raum sei ein zeitloses Gefäß. Wie auf einer Renaissancebühne, die durch den Auftritt der Akteure erst aus ihrer Starre erwacht, wird das Foto durch die Bewegung der Kamera theatralisiert. Die Kamera tanzt Pirouetten und wirft den Betrachter auf dem Weg zum »absoluten« Blick auf sich selbst zurück.

H. S.