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Kriegerdenkmal
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Im Märchen vom „Kalif Storch“ erzählt Wilhelm Hauff die Geschichte einer wundersamen Verwandlung. Mit Hilfe eines Pulvers und eines Zauberspruchs nehmen der Kalif von Bagdad und sein Großwesir die Gestalt von Störchen an. Da sie das über sie verhängte Lachverbot nicht befolgen, vergessen sie zur Strafe die Zauberformel. Erst mit Hilfe einer indischen Prinzessin gelangen sie erneut in den Besitz des Zauberworts, das sie wieder zu Menschen macht. Es heißt: mutabor – übersetzt: du wirst verwandelt werden. 

mutabor schreibt Lucia Dellefant auf ihr farbig leuchtendes, im Garten platziertes Kreisobjekt. Die Kinder können auf ihm herumklettern, sie können es als Sitzgelegenheit benützen, sie können sich hier wie in einem kleinen Theater im Kreis versammeln und Märchen erzählen. Sie können sich aber auch in einem Akt der spielerischen Selbstreflexion selbst wahrnehmen: Wer durch das farbige Glas blickt, sieht sich im spiegelnden Boden des Objekts farbig verfremdet. Wer allerdings durch die Buchstaben des Zauberwortes schaut, nimmt das eigene Gesicht im Spiegel plötzlich klar und deutlich wahr. Das Zauberwort verwandelt das verschwommene Bild des Betrachters in ein deutlicheres Bild seiner selbst. 

Mit mutabor setzt Lucia Dellefant fort, was sie bereits in früheren Arbeiten beschäftigte: der Einsatz von Schrift, die Konstruktion von Kunstwerken als Sitzmöbel mit Gebrauchswert, die Einbeziehung des Betrachters, die Frage nach dem Ich, die Ermutigung zur Selbstverwirklichung und das Bekenntnis zur Veränderung. 

Heinz Schütz