Theatinerstraße 38

Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)

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Theatinerstrafse 38. Fischers Linoleumgeschäft. Errichtet 1903/04 von Heilmann und Littmann. Ein mit künstlerischem Verständnis geschaffenes modernes Geschäftshaus, das sich dem Straßenbild angenehm einfügt und eine Zierde der Straße ist. Appart ist vor allem der Grundriß der Front mit seiner geschwungenen Form, wodurch die Architektur bewegter und reicher erscheint. Dies ist aber das Resultat reiflicher Ueber- legung; es galt bei einem sehr schmalen Bauplatz einen Hauseingang und einen Ladeneingang sowie eine möglichst schöne, große Auslage zu schaffen: dadurch, daß die Pfeiler hinter die Bauflucht gerückt sind, während die Auslagen in die Bauflucht vorgeschoben sind, bekommen letztere eine erkerartige Form und damit die Möglichkeit, daß die Waren nach 3 Seiten bequem gelegt und betrachtet werden können. Die Auslagen wurden gewissermaßen ins Haus hineingeschoben; dadurch wurde dem vorgebeugt, daß die unvermeidliche obere Steinlast des Hauses nicht so sehr auf die glasige Oeffnung drückt, wodurch auch der mit Recht so sehr verpönte Eindruck des Stelzenhauses vermieden ist. Die Fassade selbst, in gelbem Königsbacher Sandstein, ist zunächst durch scharf betonte massive Pfeiler gegliedert; dieser Vertikaltendenz wird durch mehrfache Horizontale das Gegengewicht gegeben, nämlich teils durch die scharfe Linienteilung der Fenster, teils durch die ornamentierten Gurtgliederungen, von denen besonders der zwischen dem 2. und 3. Stock befindliche Puttenfries künstlerisch durchgebildet ist, während im 1. Stock an dieser Stelle einem einfach geschmiedeten Gitter die Aufgabe der Trennung zwischen Hochparterre und 1. Stock zukommt. Die Eingänge sind trotz der schmalen Verhältnisse geschickt in monumentaler Weise durchgebildet und bilden kräftige, architektonische Flanken zur Auslage [SB 04/33J.

Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)