Salvatorkirche

Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)

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Salvatorkirche (oder Griechische Kirche), Salvatorst. 17.

Geschichte. Als Ende 15. Jahrh. am alten Schwabingertor ein Befestigungswerk errichtet wurde, mußte ihm eine alte Salvatorkapelle mit dem „leidenden Heiland“ (d. i. „Salvator“) Platz machen. Diese war der Legende nach um 1400 an jener Stelle außerhalb der Stadtmauer erbaut worden, an welcher eine Frau die konsekrierte Hostie, die sie einem Juden ausliefern wollte, verbergen wollte. Nach Abbruch der Kapelle 1493 ließ Herzog Albrecht IV. eine Erinnerungssäule an deren Stelle setzen, die jetzt im Südlichen Friedhof steht (von der Stephanskirche aufwärts rechts ab vom mittleren Weg) und als „Lichtsäule“ (d. h. eine Säule mit einem „ewigen Licht“ für die armen Seelen) gedacht war; oben herum sind 4 Bilder: der Raub der Hostie durch die Frau, die Dornenkrönung, Kreuztragung und Kreuzigung Christi. Gleichzeitig ließ der Herzog in nächster Nähe, aber nunmehr innerhalb der Stadtmauer, eine neue „Salvatorkirche“ (die gegenwärtige) bauen als Friedhofskirche und zwar von einem Meister der Bauhütte an der Frauenkirche. Bei der Säkularisation profaniert, wurde sie seit 1829 der griechisch-orthodoxen Gemeinde überlassen.

Kunst. Schlichter, spätgotischer Backsteinbau, äußerlich durch gut gegliederte Strebepfeiler belebt und am ehemaligen Nordportal noch Beste von Wandmalereien aufweisend: zu oberst die Verkündigung Mariä, links davon die männlichen, rechts die weiblichen Angehörigen der Stifterfamilie der Fiedler-, darunter Blattwerk und Schrifttafeln. In der offenen Vorhalle blaues Gewölbe mit goldenen Sternen und roten Kippen. Chorabschluß in 5 Achteckseiten. Turm schlank, unten viereckig, dann achteckig mit (neuzeitlichem) Spitzhelm. Wertvolle Glasgemälde aus der Erbauungszeit, stilistisch eng verwandt mit jenen in Blutenburg und in der Frauenkirche (von Egid Trautenwolf?), leider bei einer Restauration regellos zusammengesetzt. Reihenfolge von rechts (Südseite) dem Chore zu und links wieder dem Portale zu:

  1. Im obern Teil Krönung Mariens, unten Kreuzigung Christi; letztere in der sehr seltenen Auffassung, wonach die Handlung durch die christlichen Tugenden unter der Gestalt von Engeln vollzogen wird: „Warhait“ und der „Frid Gots“ schlagen die Nägel in die Hand und die „Geduldt“ in die Füße; die „Lieb Gots“ trägt die Lanze, die Barmherzigkeit den Hammer, der Glaube die Schale und der Gehorsam umfaßt den Kreuzesstamm; am Kreuzesfuß die Madonna in Halbfigur, das Kind auf dem Schoß und ihm eine Birne reichend.
  2. Bartholomäusfenster; ein Engel, ein Wappen mit einem Ochsen haltend, zu Seiten gleichfalls 2 Männer mit Wappen, auf dem 2 sich kreuzende mächtige Beile; auf dem Band die Schrift: Das Glas hat machen lassen das „erberg hantwerch die Metzger 1499“.
  3. Oben Maria mit dem Kind, darüber der hl. Geist als Taube, umgeben von 5 Engeln; unten Maria mit einem Schwert in der Brust als Schmerzensmutter; Christus stehend, nur mit einem weiten Gewand bekleidet, das aber die Seitenwunde sichtbar läßt; daneben Johannes; Jahrzahl 1497.
  4. Oben die Geburt Christi; Krippe von 4 Engeln umgeben, darüber 3 Gloriaengel; unten die hl. 3 Könige.
  5. Himmelfahrt Christi; inmitten Christus, oben die hl. Geist- Taube, zu seiten seines Hauptes 2 musizierende Engel, darunter 2 stehende Jünger; zu seinen Füßen 3 liegende Jünger.
  6. Der Judaskuß.
  7. Christus am Oelberg.
  8. Der Mannaregen; das Manna fällt in großer Menge aus dem Schoß des Vaters und wird vom Volk in aller Hast gesammelt; neben Gott Vater 2 Engel, darüber in der Mitte ein Bischof, links S. Sebastian, rechts S. Johannes

[KB, KH 1867, B. Tr 68].

Zauner - München in Kunst und Geschichte (1914)