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Der Glaspalast in München

Glanz und Ende 1854-1931

Titel Der Glaspalast in München
Untertitel Glanz und Ende 1854-1931
Autor:in Roth Eugen
Verlag Süddeutscher Verlag
Buchart Gebundene Ausgabe
Erscheinung 1982
Seiten 105
ISBN/B3Kat 3799156631
Kategorie Kunstführer 
Suchbegriff Glaspalast 
Regierungsbezirk Oberbayern

In der Nacht zum 6. Juni 1931 brannte der Münchner Glaspalast völlig nieder. Fazit dieses Brandes war der katastrophale Verlust von 110 der bedeutendsten Gemälde der deutschen Romantik, die Vernichtung von etwa 3000 Bildern und Plastiken zeitgenössischer Künstler - darunter das Lebenswerk des Schweizer Malers Cuno Amiet - und der Untergang eines traditionsreichen Wahrzeichens von München. Der Glaspalast war aus Anlaß der »Ersten deutschen allgemeinen Industrie-Ausstellung 1854« errichtet worden. Dieser erste Eisen-Glas-Bau auf dem Kontinent konnte in der erstaunlich kurzen Zeit von neun Monaten von der »Maschinenfabrik und Gießerei Klett & Comp.« in Nürnberg erstellt werden. Sein Bau war für die damalige Zeit eine organisatorische und ingenieur-technische Leistung ersten Ranges: von der Fundamentierung bis zur letzten Türrahmung mußten alle Teile von Anfang an aufeinander abgestimmt werden; die Montage der einzelnen Bau- und Konstruktionselemente nahm unsere heutige Fertigbauweise vorweg; die technischen Anforderungen, die besonderen Verhältnisse durch Temperaturschwankungen, die Sonnen- und Lichteinwirkung bei einem derartigen Glasbau übertrafen alle bisherigen Erfahrungen. Lediglich in dem berühmten Crystal Palace der Londoner Weltausstellung 1851 hatte der Münchner Glaspalast ein vergleichbares Bauwerk - und diesen Kristallpalast hatte König Maximilian II. in London gesehen. Der Initiative dieses Königs ist die Industrie-Ausstellung und damit der Glaspalast zu verdanken.

Der Glaspalast wurde auf dem Areal des Alten Botanischen Gartens, zwischen der alten Stadtgrenze Münchens und dem neuen Hauptbahnhof, errichtet. August von Voit, ein Schüler von Ludwigs I. Architekten Friedrich Gärtner, und der Ingenieur Ludwig Werder von der Nürnberger Gießerei waren die Konstrukteure dieses Gebäudes, dessen weite Hallen im Lauf derzeit eine Vielzahl von Veranstaltungen und Ausstellungen beherbergten. Da waren - nach der Industrie-Ausstellung-1855dasErsteDeutsche Musikfest, 1869 die erste Internationale Kunstausstellung, 1871 das Festbankett für die siegreich heimgekehrten bayerischen Truppen, 1882 die erste Internationale Elektrische Ausstellung. Da gab es über 30 Jahre hindurch in jedem Spätfrühling Blumenausstellungen, ferner Ausstellungen von Rassehunden und von landwirtschaftlichen Geräten; einmal wurden sogarfür kurze Zeit Truppen untergebracht; hier plante König Ludwig II. den Einbau einer Wagner-Bühne. Seit 1888 stand der Glaspalast fast ausschließlich der bildenden Kunst zur Verfügung: alljährlich fanden Kunstausstellungen statt -im Abstand von vier bis fünf Jahren mit internationaler Beteiligung - bis in jener Juninacht 1931 das riesige Gebäude in Flammen aufging. Eugen Roth war damals einer der ersten an der Brandstätte; von ihm stammte eines der ersten Photos; als Redakteurder »Münchner Neuesten Nachrichten« schrieb er den ersten Augenzeugenbericht. Sein Miterleben, seine profunde Kenntnis des kulturellen Lebens von München haben es Eugen Roth ermöglicht, einen authentischen Bericht über Glanz und Ende des Münchner Glaspalastes zu schreiben.