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Auf den Spuren König Ludwigs II.

Ein Führer zu Schlössern und Museen, Lebens- und Erinnerungsstätten des Märchenkönigs

Titel Auf den Spuren König Ludwigs II.
Untertitel Ein Führer zu Schlössern und Museen, Lebens- und Erinnerungsstätten des Märchenkönigs
Autor:in Nöhbauer Hans F.
Verlag Prestel Verlag
Buchart Taschenbuch
Erscheinung 2008
Seiten 240
ISBN/B3Kat 3791340085 (978-3791340081) / BV023181182
Verkaufspreis 15,95 €
Personen Ludwig II. König von Bayern 

Vorwort

Die Französische Revolution lag nur wenig mehr als ein halbes Jahrhundert zurück, und drei Jahre später, 1848, veröffentlichte Karl Marx sein Kommunistisches Manifest - die Zeit der Könige näherte sich ihrem Ende, als am 25. August 1845 (oder vielleicht auch einige Tage später, wie man sich erzählte) im Schloß zu Nymphenburg Prinz Ludwig von Bayern, der spätere König Ludwig iL geboren wurde.

Ein entscheidendes Datum für Bayern war jener 10. Oktober 1846 - es war der sechsunddreißigste Hochzeitstag von König Ludwig i. und Königin Therese -, als Lola Montez erstmals in München tanzte. Prinz Ludwig war ein Jahr alt, und die Ereignisse, die diesem Ballettabend folgten, sollten seinem Leben eine Wendung geben, die niemand vorhersehen konnte: Mit 18 Jahren bestieg der hochgewachsene, scheue Wittelsbacher Prinz im März 1864 als neunundzwanzigster Regent und vierter König den bayerischen Thron.

Die Zeit der Könige ging zu Ende, doch hier war ein Herrscher, der sich der Zeit entgegenstellte, der die Idee des Königtums noch einmal leben wollte. Er wagte einen der kühnsten, faszinierendsten und in seinem Ende tragischsten Lebensentwürfe des 19. Jahrhunderts.

Er regierte fürwahr als »le seul vrai roi de ce siècle«, wie Paul Verlaine dichtete, als der einzige wahre König dieses Jahrhunderts.

Mit seinen Schlössern hat er sich die glanzvollen Kulissen für sein Königtum aufgebaut. So wurde er in einem anachronistischen Rollenspiel zum letzten feudalen Bauherrn der europäischen Geschichte - nach ihm begann die Epoche des Eisenbetons (der zu seiner Zeit erfunden wurde) ; vor dem Zeitalter der Massenproduktion führte er das Kunsthandwerk noch einmal zu einer letzten Höhe.

Das vorliegende Buch will die Stätten und damit auch die Stationen dieses königlichen Lebens vorstellen. Es liefert zur Biographie gleichsam die Topographie und stellt Orte vor, die auch Schicksal sind.

So wird hier nicht zu Schloßführungen eingeladen, in denen die Namen von Künstlern zu Girlanden geflochten werden und ein Stakkato von Jahreszahlen von der Geschichte und den Geschichten ablenkt. Es mag irritieren, daß ein Mann, der nach landläufiger Meinung so wenig gereist ist - der nie in Berlin war, der Wien nicht kannte, nicht Rom und nicht einmal seine eigenen

Städte Passau oder Augsburg - an den Schauplätzen seines Lebens gesucht sein soll.

Die Welt, die sich dieser König reisend erschloß, war sicher klein - auch wenn, paradoxerweise, einer seiner engsten Vertrauten ausgerechnet der für Reisen zuständige Oberstallmeister Graf Holnstein war -, doch in den kleinen Revieren, in denen er sein Leben vor allem verbrachte, sind seine nächtlichen Fahrten in goldenen Kutschen oder Schütten unvergessen.

Die Orte, die Ludwig II. wichtig waren, sind hier gesammelt. Dabei wurden die einzelnen Kapitel so abgefaßt, daß sie sich ohne die Vor-Kenntnis anderer Abschnitte lesen und verstehen lassen. Das freilich bedeutet, daß gelegentlich unter verschiedenen Ortsnamen dieselbe Geschichte (wenn auch mit anderen Worten und mit anderem Akzent) erzählt werden mußte.

Um die Lektüre nicht immer wieder zu unterbrechen, wurde auf Querverweise fast vollständig verzichtet - der Leser wird die Zusammenhänge mühelos finden; das Inhaltsverzeichnis und das Register weisen allemal den Weg. Durch solche Kreuz- und Querlektüre mag dieses Königs-Mosaik zu einem unterhaltsamen Lesebuch werden. Bei den Recherchen hat sich gezeigt - worüber der Leser unterrichtet sein soll -, daß die Daten der ludovizischen Biographie häufig nicht gesichert sind. Bei vielen Ereignissen landen sich in mehreren seriösen Darstellungen auch mehrere voneinander abweichende Daten, Zahlen oder Schreibweisen. An einem einzigen Beispiel sollen die Schwierigkeiten, mit denen der Autor konfrontiert wurde, gezeigt werden: Zahlten die schwäbischen Kaufleute für die Insel Herrenwörth im Chiemsee 300 000 oder 350000 Gulden; hieß einer der Käufer Hackermüller oder Haggen-müller; waren auf der Insel 300 oder (was unwahrscheinlich ist) 4000 Arbeiter beschäftigt; konnte der König im Spiegelsaal mehr als 1800 oder mehr als 2000 brennende Kerzen bewundern; hat er im September oder im Oktober 1885 zum letzten Male dort geschlafen ... ?

Ein genaues, aus den Archiven erarbeitetes König-Ludwig-Diarium gehört, neben einer politischen Geschichte dieser Königszeit, zu den Desideraten. Diese Aufgabe konnte hier nicht geleistet werden, so reizvoll sie im Einzelfall gewesen wäre (und so viele Beiträge dazu das Buch auch enthalten mag).